Grüne Linie = Gefahrene Strecke bis 16.8.2021
Das Hochland ruft!
Am 10. August um 15 Uhr ist es endlich soweit: Wir haben in Reykjavik alles erledigt und alles reparieren lassen, was nötig war, das Fahrzeug ist wieder auf Vordermann gebracht worden, das Handy sieht wieder aus wie neu, die Wäsche ist gewaschen und das, was wir in der Stadt anschauen wollten, ist angeschaut.
Bei strahlendem Wetter ziehen wir auf der Ringstrasse Nr. 1 ostwärts, vorbei am geothermischen Kraftwerk in Hellisheidi, das in einem Hochtemperaturgebiet liegt. Wasserdampf und heisses Wasser werden aus über 2000 m Tiefe hochgepumpt. Der Wasserdampf wird zur Stromerzeugung genutzt, das heisse Wasser zur Erwärmung von Frischwasser. Dieses Wasser wird anschliessend in das Heizungsnetz von Reykjavik eingespeist. Auffallend ist, dass die meisten Häuser in der Hauptstadt kein Kamin haben. Somit muss die Luftqualität auch im Winter hervorragend sein.
In Selfoss schalten wir einen Glacéhalt ein und wechseln dann auf die 32. Diesmal sieht alles freundlicher aus als vor einer guten Woche, sogar der Vulkan Hekla kommt aus seinem Wolkenversteck hervor. Unser Hochland-Abenteuer ist noch nicht abgeschlossen, wir peilen die Piste F26 an, die sogenannte Sprengisandur, die zwischen den Gletschern Hofsjökull und Vatnajökull in nord-östlicher Richtung verläuft.
Noch ist die F26 asphaltiert. Bei Hrauneyjar kann man ein vorläufig letztes Mal wichtige Dinge tun wie auftanken, Kaffee mit Kuchen konsumieren und sich über den Strassenzustand informieren. Ein paar Kilometer weiter wird’s Zeit für Heinz, den Reifendruck abzusenken, damit wir die Holperstrasse in Angriff nehmen können.
Es mag vielleicht nicht für jedermann nachvollziehbar sein, weshalb man sich unnötigen Strapazen aussetzt, um durch die grösste Stein- und Lavawüste Islands zu fahren. Für uns hingegen ist das Erlebnis schlicht umwerfend. Unendliche Weite und Öde, ab und zu ein Fluss oder See mit etwas Vegetation und ein paar Schafen, eine 360° Rundsicht bis zum Horizont und praktisch rundherum eine fantastische Berg- und Gletscherkulisse. Unter dem Verkehr muss man nicht leiden: Etwa zwei Fahrzeuge pro Stunde kommen entgegen (man sieht sie von weitem wegen der Staubwolke) und von gleichvielen werden wir überholt. Vereinzelt gibt es auch Radfahrer mit ihrem ganzen Gepäck, Zelt inklusive. Eine besondere Kategorie Abenteurer!
Wir kommen dem langgezogenen Gletscher Hofsjökull immer näher. Spektakulär ist der Übernachtungsplatz auf 730m mit einer herrlichen Rundsicht und quasi auf Augenhöhe mit dem Gletscher. Ein kleiner Parkplatz mitten im Nirgendwo, signalisiert mit einer ganz normalen Parktafel ohne Einschränkungen. Ebenso schön ist der Sonnenuntergang etwa um 22 Uhr. Obschon die Sonne jetzt im August untergeht, wird es nicht richtig dunkel, sodass wir noch nie Sterne gesichtet haben. Falls man sie doch sehen sollte, wäre das zu einer Zeit, in der wir die Augen geschlossen haben und gar nichts sehen.
Auch der folgende Tag könnte schöner nicht sein. Da es länger nicht mehr geregnet hat, sind auch die diversen Furten kein Problem. Für den Mittagshalt kommt uns die Nyidalur-Hütte am Rande des Vatnajökull-Nationalparks sehr gelegen. Es ist fantastisch hier, die Sicht zum Gletscher und in die farbigen Berge ist einmalig, Bäche verwandeln die Ödnis in ein kleines Paradies.
Beim Wegweiser Kerlingarfjöll zweigen wir links ab und leisten uns zusätzliche 2 x 10 km Holperfahrt hin und zurück. In besagtem Ort sollte farbiges Rhyolithgebirge zu sehen sein, Gletscher, heisse Quellen... Aber nun wird eine dicke Wolkenschicht herangeweht, die Sonne verzieht sich dahinter, anstatt die Farben der Felsen zu beleuchten. Es ist kalt, windig und regnerisch, Aussicht auf Besserung besteht keine, sodass wir uns auf einen Kaffee beschränken und wieder auf die 35 zurückkehren. Um die Mittagszeit geniessen wir in einem kleinen Beizli eine feine Spargelsuppe.
Bei der Hütte informieren wir uns über die verschiedenen Pisten. Ursprünglich war geplant, über die Route F910 in das Gebiet Askja zu fahren. Die Caldera mit dem strahlend blauen See wäre quasi das ultimative Hochlandhighlight. Die Rangerin schildert diesen Weg jedoch als äusserst schwierig und sehr zeitraubend. Im Vergleich zu dem, was wir schon bewältigt haben, sei das einige Stufen anspruchsvoller. In diesem Fall bleiben wir auf der Route F26. So zügig wie möglich geht die holprige Fahrt zum nächst möglichen Übernachtungsplatz, und der ist beim Aldeyarfoss, wo wir schon einmal genächtigt haben.
Zurück in die Zivilisation
Nochmals ein Stück Rüttelpiste, dann wird die Naturstrasse besser. Beim Godafoss sind wir wieder auf Asphalt und fahren bis Akureyri. Hier gibt es einiges zu erledigen: Entsorgen, Wasser auffüllen, Einkaufen, Autowäsche. Letzteres geschieht mit vereinten Kräften und zwei Lanzen mit wasserspeienden Bürsten, je eine pro Person und Seite. So wird das Auto ordentlich sauber und wir beide gleich mit, und zwar gründlich von Kopf bis Fuss! Das hat man davon, wenn man vorher zu bequem war, das ganze Regenzeug anzuziehen!
Zu guter Letzt machen wir uns auf Stellplatzsuche. Im sehr hilfreichen Forum park4night finden wir ca. 8 km nördlich der Stadt einen kleinen Parkplatz neben einem Naturschutzgebiet. Das entspricht ganz und gar unseren Vorstellungen.
Nach der Erledigung letzter Geschäfte unternehmen wir einen kurzen, extrem schönen Ausflug dem Eyafjord entlang nordwärts. Unverhofft kommen wir im Ort Laufas vorbei, das eine kleine Sensation bietet: Ein Grossbauerngut mit fünf Torfhäusern, die mit Torfgängen miteinander verbunden sind, sowie die dazugehörige Kirche. Das Gehöft ist in einem typisch isländischen Baustil gehalten. Es war einst von 20-30 Personen bewohnt, denn die Grösse des Betriebes erforderte zahlreiche Arbeitskräfte. Das Bauerngut ist so eingerichtet und ausgestattet, wie es um die Jahrhundertwende 1900 ausgesehen hat. Es ist im Besitz des Isländischen Nationalmuseums.
Schliesslich fahren wir noch bis Grenivik, wo uns der starke Wind beinahe fortweht. Beim Einsteigen ins Fahrzeug bemerken wir tropfendes Kühlwasser auf dem Asphalt. Schnell ist klar, dass das ein Fachmann beurteilen muss. Also ab die Post Richtung Reykjavik zur einzigen IVECO-Garage in Island! Heute kommen wir noch bis Varmahlid, das wir schon vom letzten Mal kennen.
Beim Stellplatz am anderen Morgen
Inspektion der fremden Besucher
Akureyri
Freundlicher Empfang
Kirche Akureyri
Blick von der Kirche zum Hafen
Fussgängerzone
Reykjavik zum Zweiten!
Die geplanten Besichtigungen im Norden und in den Westfjorden müssen warten, wir bleiben auf der Ringstrasse Nr. 1. Im Vorbeifahren sehen wir die herrliche Landschaft mit vielen Flüssen und Seen, auffallend vielen Pferdefarmen und rundherum Hügeln und Bergen. Kurz vor Reykjavik übernachten wir und stellen für morgen den Wecker.
Am Montag, 16. August, stehen wir um 8 Uhr vor der IVECO-Garage. Nach kurzem Warten bestätigt der Mechaniker, dass der Motorkühler ersetzt werden muss. Die Ersatzteillieferung sollte in wenigen Tagen eintreffen, sodass die Reparatur gegen Ende dieser Woche ausgeführt werden kann. Wie gut, dass wir für Island 8 Wochen eingesetzt haben!
Eingestellt am 18.8.21/mb