Reiseverlauf 29.11.16 - 9.2.17
Puerto Montt - Seenregion - Pazifikküste
22.1.-9.2.2017
Chile, das Land mit der verrückten Geographie, ist 4300 km lang und im Durchschnitt nur 180 km breit zwischen der Pazifikküste im Westen und den Anden im Osten, welche die Grenze zu Argentinien bilden. Es wird in verschiedene Regionen unterteilt. Was wir bis jetzt besucht haben, gehört zum sogenannten Grossen Süden, die Insel Chiloé zählt zum Kleinen Süden. Neu für uns in der Region des Kleinen Südens sind Puerto Montt und die Seenregion.
Gleich zu Beginn möchte ich erwähnen, dass wir in den drei Wochen, die in diesem Blog beschrieben sind, reichlich Sonnenschein und keinen einzigen Regentropfen erleben. Wenn Engel reisen, lacht der Himmel!
Und noch etwas: Das Päckli für den Enkel ist sogar noch vor dem Geburtstag angekommen!
Puerto Montt
Zur Frage, wo genau Patagonien aufhört, gibt es verschiedene Informationen. Zum einen soll schon Puerto Montt nicht mehr dazu gehören, zum anderen soll es noch weiter nördlich bis Temuco reichen. Da es hier nicht mehr windet, nehmen wir die erste Version.
Puerto Montt zählt 210‘000 Einwohner. Seit Wochen waren wir nicht mehr in einer Grossstadt und haben auch gar keine vermisst. Es ist kein besonderes Vergnügen, mit einem Wohnmobil in der Hochsaison in eine Stadt zu fahren. Parkplätze sucht man vergebens, Tiefgaragen sind für unser Gefährt zu wenig hoch, in der Innenstadt gibt es keinen freien Quadratmeter. Die Strassen sind in der Regel eng und oft sehr steil.
Zufällig finden wir doch eine Parklücke an der Uferstrasse, gewinnen einen ersten Eindruck von Puerto Montt, besorgen Informationen, erledigen Einkäufe und schlendern schwitzend durchs Menschengewühl zurück zum Auto. Etwas ausserhalb der Stadt entdecken wir zu unserer Freude einen schönen Übernachtungsplatz in freier Natur mit Blick auf den Vulkan Calbuco. Hier nisten wir uns gleich für zwei Nächte ein und besuchen am nächsten Tag noch das Hafenviertel von Puerto Montt.
Die Seenregion
Nördlich von Puerto Montt beginnt eine der attraktivsten Regionen Chiles. Sie umfasst eine Anzahl Seen entlang der Anden, von denen die meisten von Vulkanen überragt werden und von dichten Wäldern umgeben sind. Wir besuchen acht Seen, sehen einige Vulkane, wovon die beiden schönsten aus nächster Nähe, den Osorno und den Villarrica. Sie sind kegelförmig mit weissem Schneekragen, so wie man sich einen perfekten Vulkan vorstellt. Der Villarrica ist immer am Rauchen, das letzte Mal brach er im März 2015 aus. Die Nächte verbringen wir auf Campingplätzen oder frei an schönen Stränden. Das Sommerwetter meint es gut, für unsere Begriffe dürfte es auch gerne ein paar Grad kühler sein…
Einmal übernachten wir am Lago Panguipulli (obschon es keinen Pulli braucht), was sich als schlechte Idee herausstellt. Es ist ein herrlicher Sommerabend und das Völklein feiert eine Strandparty, die uns um jeglichen Schlaf bringt. Von Mitternacht bis ein Uhr wird getrommelt, was das Zeug hält. Als das endlich vorbei ist, parkiert ein Personenwagen neben uns mit Musik für Schwerhörige. Das Auto beinhaltet eine sechsköpfige Familie, die im Fahrzeug sitzend übernachtet, nachdem so gegen den Morgen das Radio verstummt ist. Offenbar schlafen sie auch nicht allzu gut, jedenfalls spielt die Jungmannschaft morgens um sieben Uhr bereits wieder Fussball auf dem Parkplatz.
Wir haben schon mehrfach festgestellt, dass Südamerikaner mit der ganzen Familie im eigenen Auto reisen und auf Gratisplätzen übernachten. Manchmal nächtigen sie auf Autobahntankstellen - wie wir manchmal auch. Dann sieht man am Morgen verschlafene Gestalten aus den Autos kriechen, um sich in den Toiletten zu waschen. Wir werden einmal von einem Mann gefragt, ob wir denn ganz alleine unterwegs seien. Aus seinem Blick auf unser Wohnmobil kann man deutlich ablesen, dass er denkt, darin hätte doch locker eine achtköpfige Familie Platz. Sollten wir uns jemals über die engen Platzverhältnisse im Camper beklagt haben… Wir tun es nie wieder, versprochen!
Natürlich sind wir nicht die einzigen Europäer, die zu zweit luxuriös in der Weltgeschichte herumkurven. Wie die Bilder zeigen, gehören wir sogar zu der bescheidenen Sorte (es gibt schon noch bescheidenere, aber die habe ich nicht fotografiert…)
Nun sind wir gezwungen, die liebliche Seen- und Waldregion zu verlassen und nach Temuco zu fahren, weil wir dort eine Iveco-Servicestelle aufsuchen müssen. Von den 30°C würden wir gerne 10 in die eisige Schweiz schicken. Erhitzt suchen wir die Firma mit der Adresse Panamericana Sur Km 4. Unser Navi hat kein Verständnis für solche Adressen und wo genau ist denn Km 4? So fragen wir uns durch, bis wir das Ziel gefunden haben.
Flucht an die Pazifikküste
Nach getaner Arbeit ist es Abend, Zeit für die Suche nach einem Schlafplatz. Die Hitze veranlasst uns, westwärts an die Pazifikküste zu fahren, eine Sache von gut 100 Kilometern, die sich aber lohnt. Schon die Überquerung der Küstenkordillere auf einer steilen, kurvigen Strasse ist spannend und ein bisschen abenteuerlich. Während der Fahrt reduziert sich die Temperatur kontinuierlich und am Meer angekommen stellen wir mit Genugtuung fest, dass die Skala die überflüssigen 10° weniger anzeigt. Zudem bläst eine zügige Brise. Wir richten uns am kaum bevölkerten Strand für die Nacht ein und erleben einen Sonnenuntergang aus dem Bilderbuch. Der Pazifik tost, die Wellen überschlagen sich reihenweise. Menschliche Surfer sehen wir keine, hingegen gefiederte. Es sind Pelikane, die in Einerkolonne den Aufwind auf der Vorderseite einer hereinströmenden Welle nutzen und solange quer vor der Welle segeln, bis sie sich überschlägt. Dann fliegen sie elegant darüber hinweg zur nächsten Welle.
Zu Mittelchile gehören einerseits der Grossraum Santiago und die wichtigsten Obst- und Weinanbaugebiete, anderseits wunderbare Küsten mit endlosen Stränden. Da wir in der heissesten Jahreszeit hier sind, verlegen wir die Reiseroute wenn immer möglich an die Küste, wo wir meistens sehr schöne Übernachtungsplätze finden. Wie wir bereits erlebt haben, ist der Temperaturunterschied frappant. Die kühle Meerbrise bleibt an der Küstenkordillere hängen, was zur Folge hat, dass es an der Küste fast zu kühl zum Baden ist, hingegen hinter den Bergen unerträglich heiss und windstill.
In der Küstenstadt Concepción machen wir mal wieder eine Grossstadterfahrung. Aus dem Reiseführer haben wir die Adresse einer Wäscherei, wo wir unser Bündel abliefern wollen. Waschsalons mit
Selbstbedienung haben wir bis jetzt noch nie gesehen, aber die Wäschereien arbeiten in der Regel gut und günstig. Das GPS führt uns an die angegebene Adresse, doch dort gibt es weit und breit keine Lavanderίa. Wir fahren in die Innenstadt mit der Hoffnung auf einen Parkplatz, um uns nach einer Wäscherei zu erkundigen. Das Erlebnis ist wie gehabt: Viel Verkehr, enge Strassen, keinerlei Parkiermöglichkeit. Fluchtartig verlassen wir die Stadt und ziehen weiter nordwärts der Küste nach. Die Route führt an endlosen Kiefernplantagen in jedem Grössenstadium vorbei. Grosse Sägewerke werden im Viertelstundentakt mit holzbeladenen Lastwagen beliefert, Zellulosefabriken qualmen vor sich hin. Jahr für Jahr wüten Waldbrände und richten enorme Schäden an. Wir kommen kilometerlang an vernichteten Wäldern vorbei und sehen auch da und dort noch Rauch aufsteigen.
In Küstendorf Pelluhue starten wir einen erneuten Wäscheversuch. Als wir nichts finden, fragen wir eine Frau in einem kleinen Lädeli. Sie bestätigt, dass es hier keine Wäscherei gibt, überlegt einen Moment und ruft dann eine Bekannte an, die bereit ist, die Wäsche zu besorgen. Somit kommen wir zu einem Tag ‚Urlaub‘ in Pelluhue.
Ein Seebeben im Februar 2010 verursachte eine Tsuami-Welle, der rund 500 Menschen zum Opfer fielen und die enorme Schäden anrichtete. In Pelluhue entsteht nun hinter einem Schutzwall eine neue Park- und Freizeitanlage imposanten Ausmasses. Schön gestaltete Rabatten, Fitnessgeräte für die Grossen, Spielgeräte für die Kleinen, lauschige Sitzgelegenheiten, Spazierwege usw. Wir sind sehr beeindruckt.
Inzwischen sind wir wählerisch geworden, was Übernachtungs- und auch Mittagspauseplätzchen anbelangt. Nachts haben wir gerne eine Ecke für uns allein, die möglichst ruhig sein solle - mit Ausnahme des Lärms, den der ‚Stille Ozean‘ produziert - und fürs Mittagessen ist ein Minimum an Aussicht Bedingung. Manchmal müssen wir ein Weilchen suchen, aber meistens lohnt es sich. Die bisher exklusivste Mittagspause-Aussicht wird uns in Constitución geboten. Von der erhöhten Küstenstrasse sehen wir auf den schwarzen Sandstrand und dahinter einzigartige Felsformationen. Die Wellen branden an ihnen hoch, darüber kreischen Möwen und Pelikane.
Nun sind wir etwa in der Mitte des langgezogenen Landes angelangt. An Eukalyptuswäldern, Olivenhainen und Reben ohne Ende vorbei geht die Reise weiter. Nebst dem Wein werden hier auch all die Früchte kultiviert, die Chile zum weltweit führenden Obst-Exportland machen: Pfirsiche, Nektarinen, Äpfel, Aprikosen usw. Zudem sind jetzt die Erdbeeren reif. Ich möchte einem Strassenhändler ein Pfund abkaufen, muss dann aber meinen bescheidenen Wunsch auf 2 kg erhöhen, weil sie nur in solcher Menge zu haben sind, und zwar für umgerechnet ganze Fr. 3.-
In Pichilemu, einem Küstenort südlich von Santiago, wird uns langsam klar, dass die Zeit der menschenleeren Strände und romantischen Stellplätze ein Ende haben könnte. Wir sind in ein Surfer-Paradies geraten, aus dem wir postwendend fliehen. Ausserhalb der Stadt finden wir an einer Lagune trotzdem noch eine akzeptable Bleibe. Je mehr wir ins Einzugsgebiet von Santiago kommen, desto schwieriger wird es für Einsiedler wie wir es sind. Städte und Strände voller Menschengewühl sind uns ein Graus.
Strandimpressionen
Ohne Worte!
Rotfuss-Kormorane
Austernfischer beim Nachtessen
Abendstimmung
Abendstimmung
Tsunami-Spuren in Pelluhue
Neue Kaianlage in Pelluhue
Schöne Fahrt über die Küstenkordillere
Der Valparaίso-Versuch
Wegen der Hitze haben wir beschlossen, Santiago nicht zu besuchen. Es herrschen dort unterdessen brutale 40°C. Dafür wollen wir die schöne Hafenstadt Valparaίso ansehen. Da man aus Sicherheitsgründen den Übernachtungsplatz sorgfältig aussuchen sollte, haben wir uns aus dem Internet die Adressen der einzigen zwei Campingplätze notiert. Die Stadt klebt an einem steilen Hang und wir sind ein bisschen skeptisch. Unser getreues Navi bringt uns über steile, schmale Strassen hinauf und hinunter genau an die angegebene Adresse. Natürlich hat es dort keine Campingplätze, es hätte auch gar keinen Platz dafür. Der zweite Platz sollte sich nordöstlich der Stadt befinden. Die Fahrt dorthin ist einmal mehr spektakulär, weil sie über die Kordillere führt. Aber das Aussenthermometer steigt und steigt und als wir dort ankommen, wo der Campingplatz sein sollte, zeigt es wieder 35°C an, obschon wir nur etwa 30 km von der Küste entfernt sind. Ein Campingplatz? Gibt es nicht! Wir fragen einen Ortskundigen, der das bestätigt.
Während wir ein Glacé lutschen, beschliessen wir, so schnell wie möglich wieder an die Küste zu fahren. Nur hat natürlich ganz Santiago am heutigen Sonntag dasselbe beschlossen. Komplett überfüllte Strände und ebensolche Strassen erwarten uns. Heinz kämpft sich der schmalen Küstenstrasse entlang, an rechts parkierten Autos vorbei und gleichzeitig entgegenkommenden Fahrzeugen ausweichend. Es ist furchtbar. Selbstverständlich gibt es keinen freien Parkplatz, und wenn es einen gäbe, würden wir ihn nicht nehmen. Wir sind nur noch auf der Flucht! Dass wir weiter nördlich nach alledem noch einen Aussichtsplatz hoch über der Küste auf der Zufahrtsstrasse zu einem noblen Wohnquartier finden, hätten wir nicht zu träumen gewagt. So können wir einen weiteren Pazifik-Sonnenuntergang geniessen, gefolgt von einer angenehmen, ruhigen Nacht. Aber… Wir sind unterdessen mehr als 80 km von Valparaίso entfernt. Mit dem Auto ins Gewühl zurückfahren kommt nicht in Frage.
Am nächsten Morgen gibt uns ein Anwohner die Auskunft, es würden Busse nach Valparaίso fahren, man könne sich einfach an die Strasse stellen und einen aufhalten. Den Camper dürfen wir stehen lassen, wo er ist. Nach etwa 20 Minuten kommt tatsächlich so ein Bus. Es ist eine grässliche Klepperkiste und der Fahrer fährt für unsere Begriffe reichlich draufgängerisch. Aber er ist sehr effizient und kann alles Mögliche gleichzeitig erledigen, was wir von unseren Plätzen aus
beobachten. Wenn Personen an einer Haltestelle oder am Strassenrand winken, öffnet er schon im Fahren die Tür, um möglichst wenig Zeit zu verlieren. Dann startet er sofort wieder durch, die Billettausgabe und das Geldgeschäft gehen auch fahrenderweise und die Passagiere wissen,
dass sie sich gut festhalten müssen, bis sie einen Platz gefunden haben. Einmal fotografiert der Chauffeur mit seinem Handy den Stau und schickt das Bild irgendwem. Später telefoniert er ausgiebig. Bei einem Halt am Lichtsignal kauft er von einem Strassenhändler einen Früchtebecher und ein Getränk. Die Früchte löffelt er selbstverständlich während des Fahrens.
Wir haben mit maximal 1 ½ Stunden Reise gerechnet, aber erstens führt sie einigen Dörfern nach und zweitens herrscht im Einzugsgebiet von Vin᷉a del Mar und Valparaίso Stau. Nach geschlagenen 2 ¼ Stunden sind wir endlich am Ziel.
Mit einem ratternden Schräglift lassen wir uns in die Höhe hieven und schlendern durch die Gassen des Stadtteils, der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Speziell ist nicht nur die steile Lage, sondern die zahlreichen, von allerlei Künstlern auf die Wände gesprühten Grafitis. Während es unten am Hafen angenehm kühl ist, wird der Hang unnötig aufgeheizt. So sind wir nach ein paar Stunden Stadtbummel durchaus gesättigt. Wir haben einen Eindruck von der Stadt bekommen, in der man auch länger verweilen könnte, und begeben uns um 17.15 Uhr zur Bushaltestelle in der Hoffnung, innert nützlicher Frist den richtigen Bus zu erwischen. Dazu möchte ich erwähnen, dass es keine Fahrpläne gibt, dass die Haltestellen nicht bezeichnet sind, dass die Busse keine spezielle Nummer oder Farbe haben… Es kommen einfach pausenlos Busse angebraust, die alle in furchtbarer Eile sind. Ihre Destinationen laufen auf einem Leuchtband an der Stirnseite vorbei und es ist für uns äusserst schwierig festzustellen, welcher nun der Richtige ist. Man hat wenig Zeit, den Bus anzuhalten und er hält nur solange, wie unbedingt nötig. Nachdem wir eine geschlagene Dreiviertelstunde vergeblich nach unserem Fernbus Ausschau gehalten haben, werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass dieser - aus irgendwelchen Gründen - nicht fahre. Wir müssen einen anderen nehmen, zweimal umsteigen, einen mindestens halbstündigen Umweg in Kauf nehmen und kommen nach einer 3 ¼-stündigen Fahrt um 21.15 Uhr da an, wo unser Auto steht. Zum Glück ist es noch nicht stockfinster, sodass Heinz den Ort erkennt, wo der Busfahrer für uns anhalten soll. Fazit: 5 ½ Stunden Bus gefahren, eine gute Stunde auf Busse gewartet, 5 Stunden Stadt besichtigt. Hat es sich gelohnt? Auf jeden Fall sind wir um eine Erfahrung reicher, die uns zwar viel Zeit, aber wenig Geld gekostet hat. Busfahren ist sehr kostengünstig, für beide bezahlten wir umgerechnet total rund Fr 15.-
Weitere Badestrände einerseits und staubtrockene Wüstengebiete mit ab und zu grünen Flussoasen anderseits: Badenixen, Kakteenfreunde und Sternegucker kommen auf ihre Rechnung. Der Himmel über der Wüste ist meistens sehr klar, weit weg von Städten mit Störlichtern. Wir beschliessen also, die Küste zu verlassen und ein speziell für Touristen eingerichtetes Observatorium zu besuchen. Schon der Weg dorthin ist faszinierend. Er führt durch trockenes, mit Kakteen bewachsenes Wüstengebirge.
Von 21.30 bis 23.30 lassen wir uns also den Nachthimmel erklären und gucken durch ein Teleskop dem Mann im Mond ins Gesicht. Der Mond ist beinahe voll und eigentlich ein Störenfried am Himmel, denn ohne ihn wäre die Sicht auf die Sterne und vor allem die Sternnebel klarer. Bei dieser Gelegenheit kann ich dem Fachmann die Frage stellen, weshalb der Mond auf der Südhalbkugel in der falschen Richtung zu- und abnimmt. Bei uns ist er am Zunehmen, wenn die Sichel so ) geformt ist und entsprechend am Abnehmen, wenn sie so ( aussieht. Hier ist es umgekehrt. Die Antwort ist einfach: Auf der Nordhalbkugel stehen die Menschen auf dem Kopf! Oder umgekehrt, je nach Sichtweise. Am Schluss der Führung müssen die anderen zwei Dutzend Teilnehmenden wieder nach Hause oder in ihr Hotel fahren, während wir auf dem Parkplatz bleiben dürfen und eine der ruhigsten Nächte überhaupt verbringen.
Dass wir am nächsten Tag wieder Richtung Küste streben, muss ich wohl nicht extra erwähnen. Ziel wäre eigentlich die Stadt La Serena, weil sie schön sein soll und weil wir ein paar Dinge erledigen wollen. Aber La Serena liegt am Meer und bildet zusammen mit Coquimbo ein Badeparadies für Tausende. Oder sind es Millionen? Unsere Reaktion ist voraussehbar: Nur weg von hier! Zum Glück bietet sich etwas nördlich eine Tankstelle mit bester Infrastruktur an. Da weiss man, dass man nicht allein ist, aber man findet einen Parkplatz! Im Laufe des Abends verwandelt sich die Tankstelle in einen veritablen Campingplatz, wo sogar Zelte aufgestellt werden. Gleich neben uns quetscht sich eine Frau in die Parklücke sehr nahe an unser Wohnmobil. Sie öffnet ihre Autotür und organisiert das Fahrzeug in ein Schlafzimmer um und wir können unsere Wohnkabinentür nicht mehr öffnen. Heinz - bekannt für sein Talent, sich auf ‚Spanisch‘ durchzuschlagen - öffnet das Fenster und sagt freundlich: „Buenas tardes, chönnted sie bitte ihri Türe zuemache?“ Klar kann sie das, schliesslich versteht man hier ohne weiteres Schweizerdeutsch!
Die nächste Teilstrecke ist auf der Ruta 5, der Panamericana. Sie führt 1000 m in die Höhe über den Ganado-Pass und gibt unserer ohnehin schon vorhandenen Reiselust einen gewaltigen Schub. An weitläufigen Olivenhainen vorbei landen wir zu guter Letzt wieder am Pazifik in Huasco. Aber davon später…
Über die Küstenberge zum Observatorium
Dorf am Kaktusberg
Observatorium Cruz del Sur
Pussicht vom Observatorium
Eingestellt am 19.2.17 in Antofagasta