U S A

Einwohner: 317 Mio. / Fläche: 10 Mio. km²

Hauptstadt: Washington DC / Sprachen: Englisch + Spanisch

Staatsform: Bundesrepublik

Staatsoberhaupt: Barack Hussein Obama

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USA I

Washington - Oregon - Kalifornien

29.9.-14.10.2015

Fantastische Pazifikküste

Der erste Tag im US-Bundesstaat Washington ist sonnig bei 20°C respektive irgendeiner verrückten Zahl in Fahrenheit. Wie schon in Alaska gelten hier wieder Meilen, Gallonen, Füsse, Inches, Pfunde, die natürlich nicht 500 gr wiegen, usw. Auch die Milch wird in Gallonen oder halben Gallonen verkauft, nur mit Mühe findet man Quart-Packungen, die einem knappen Liter entsprechen und in den Kühlschrank passen. Zur weiteren Verkomplizierung werden wir oft von Autointeressierten gefragt, wie viele Meilen pro Gallone unser cooles Vehikel mache. Rechne! (es sind 15,8 um genau zu sein)

Auf unserem Weg nach Süden sehen wir links einen alten Bekannten, den Vulkan Mt. Baker, den wir vom Turm in Vancouver aus erspäht haben. Rechtzeitig zum abendlichen Stossverkehr geraten wir in den Grossraum Seattle. Es fühlt sich an, als tummle sich die ganze amerikanische Bevölkerung auf den Autobahnen um die Grossstadt. Wir umfahren sie so schnell, wie das in einer solchen Situation überhaupt möglich ist, also mehrheitlich im Schritttempo.

Kanada und die USA sind flächenmässig etwa gleich gross, in den USA leben aber fast 10x mehr Menschen. Somit ist es wohl endgültig vorbei mit einsamen Strassen durch verlassene Gegenden. Nach Seattle taucht wieder ein schneebedeckter Vulkan auf. Diesmal ist es der 4‘390m hohe Mt. Rainier.

Bei Olympia (nicht dem griechischen) drehen wir westwärts Richtung Pazifikküste, die wir bei Aberdeen (nicht dem schottischen) erreichen. Nun erwarten uns vier spektakuläre Reisetage auf der Küstenstrasse und obendrein Sonnenschein mit warmen Temperaturen. Die Nr. 101 ist eine teilweise kurvenreiche Strasse mit schönsten Ausblicken auf den Pazifik, manchmal von weit oben, manchmal von Strandhöhe aus.

Vor Astoria treten wir in den Bundesstaat Oregon ein und passieren eine imposante 6,5 km lange Brücke über den Columbia River. Wir übernachten in der Stadt und wundern uns über einen konstanten Lärm, der wie ein ständiges Geschimpfe tönt. Am Kai hat sich eine grosse Seelöwenkolonie etabliert. Es sind so viele Tiere, dass sie fast keinen Platz auf den Stegen haben. Und da wird dauernd gebrüllt und gestritten, Tag und Nacht, das ganze Jahr hindurch. Wir finden es lustig, haben aber eine unruhige Nacht wegen des Klamauks und fragen uns, wie die Ortsansässigen wohl damit umgehen.

Südlich von Florence (nicht dem italienischen) beginnt eine langgezogene, faszinierende Dünenlandschaft, die Oregon Dunes. Später sehen wir von einem Park aus auf steile Klippen hinab, die von wilden, schäumenden Wellen umspült werden. Die ganze Reise bis zur kalifornischen Grenze ist ein einziges, fantastisches Schauspiel.

Nationalparks Redwood und Lassen Volcanic

Die kalifornischen Küsten-Redwoods (Mammutbäume) gehören zu den grössten Bäumen der Welt. Die ältesten haben 2000 Jahre auf dem Buckel, die höchsten erreichen ca. 115m und einen Durchmesser am Boden von 7m. Es ist vor allem die Höhe, die bei diesen Küstenbäumen einmalig ist, wohingegen bei ihren Cousins im Sequoia Nationalpark, den wir später besuchen werden, die Dicke Rekordwerte aufweist. Wenn man diese Baumriesen von unten bis oben betrachtet, fällt man beinahe rückwärts um. Und natürlich bringt man niemals einen ganzen auf ein Foto! Wir quartieren uns im Park-Camping ein, unternehmen ein paar Rundwanderungen zu den grössten der Grossen und fühlen uns wie Ameisen.

Nun nehmen wir Abschied vom Pazifik und fahren südöstlich Richtung Redding. Es herrschen hochsommerliche Temperaturen, heute zum Beispiel 29°C. Dabei waren wir überzeugt, die diesjährige Hitzeperiode längst überstanden zu haben! Die Route Nr. 299 führt über mehrere Pässe. Auffallend ist die Trockenheit, aus braunen Böden ragen hauptsächlich Pinien und andere Nadelbäume. Seit vier Jahren leidet Kalifornien unter einer Dürre und die momentane Hitzewelle ist aussergewöhnlich. Wir hätten’s auch lieber kühler!

Ab Redding peilen wir den Lassen Volcanic Nationalpark in der Sierra Nevada an. Eine Bergstrasse schlängelt sich durch den schönen Park, der höchste Pass liegt auf 2,500m. Selbst hier oben ist es immer noch warm, und das anfangs Oktober! Es gibt verschiedene prächtige Aussichtspunkte und es fehlen auch nicht die dampfenden, brodelnden und nach Schwefel riechenden Blubberfelder. Der Park ist so etwas wie der kleine Bruder vom Yellowstone, den wir vor 40 Jahren besucht hatten. Der Lassen Peak, 3‘187m hoch, hat ein wenig Schnee und sieht nicht wie ein klassischer Vulkan aus, sondern wie ein normaler Dreitausender. Nach einem schönen Abendfährtchen westwärts kommen wir zum Campingplatz in Susanville.

Wüste und Spielhöllen auf der Ostseite der Sierra Nevada

Jetzt ist wieder die südliche Richtung an der Reihe, die uns zunehmend durch trockene Wüstengebiete führt. Bei der Grenze zu Nevada wollen wir in einem vermeintlichen Restaurant etwas trinken und geraten stattdessen in ein Spielcasino! Hastig löschen wir den Durst und suchen so bald als möglich wieder das Weite.

Die Fortsetzung der Reise verläuft kurz durch den Bundes- und Wüstenstaat Nevada. Vorbei an der Casinostadt Reno fahren wir zur Übernachtung nach Carson City, wo es ebenfalls mehrere Casinos gibt. Dieses Vergnügen sparen wir uns aber für Las Vegas auf, oder wir lassen es ganz bleiben, je nachdem wieviel Vertrauen wir in eine lukrative Aufbesserung der Reisekasse respektive Bedenken vor einer Plünderung derselben haben werden. Wieder im Staat Kalifornien zweigen wir bei Bridgeport links ab Richtung Bodie.

Kalifornisches Goldfieber

Nachdem an den Westhängen der Sierra Nevada Goldfelder entdeckt worden waren, machte sich ein Mr. Bodey auf Goldsuche an den Osthängen der Bergkette. 1859 wurde er fündig und ein paar Monate später starb er in einem Schneesturm, ohne zu wissen, dass aufgrund seiner Funde eine Stadt entstand, die seinen leicht abgeänderten Namen bekam. Während der kurzen Blüte des Goldabbaus 1877 - 1881 betrug die Einwohnerzahl von Bodie etwa 8‘000. Dann reduzierte sie sich drastisch, aber Gold wurde noch bis 1942 abgebaut. Die Stadt verfiel, viele Häuser wurden Opfer von Feuer und Wettereinflüssen. Der Rest, ca. 5% der Gebäude, blieb aber aufgrund des trockenen Klimas aussergewöhnlich gut erhalten.

Die Reise nach Bodie auf 2‘500m ist etwas Besonderes. Karge Wüstenlandschaft mit Schneebergen im Hintergrund, bizarre Felsformationen, ein Bach, der für etwas grüne Vegetation und magere Weideflächen für Schafe sorgt. Trotz der Höhe und der Jahreszeit kann der Rundgang hemdsärmelig durchgeführt werden. Am Abend fahren wir zum Campingplatz Lee Vining am Eingang zum Yosemite Nationalpark.

Yosemite Nationalpark

Wieder geht’s in die Berge der Sierra Nevada, diesmal von der Ostseite her. Die Strasse Nr. 120 windet sich durch den Yosemite Nationalpark hinauf zum höchsten Punkt, dem 3‘000m hohen Tioga-Pass. Die erhoffte Abkühlung tritt nur ansatzweise ein, es herrschen auch auf dieser Höhe sommerliche 25°C! Ebenfalls erstaunt die Waldgrenze, der Tannenwald erstreckt sich bis über 3000m hinauf.

Unser GPS will uns nicht weiter über die Strasse Nr. 120 fahren lassen und fordert uns hartnäckig auf, zu wenden. Es muss irgendwelche Restriktionen geben, die unser Fahrzeug betreffen. Von einem Parkwächter erhalten wir einen Plan, worauf Tunnels auf der Strecke eingezeichnet sind. Er sagt, diese seien 10 Fuss 5 Inches hoch und wir sollen uns im Visitor Center noch genau erkundigen. Unser Auto ist 3,70m, was 12 Fuss 2 Inches entspricht. Im Center bestätigt die wenig interessierte Dame das angegebene Mass und meint, das beziehe sich auf die Wölbung an der Seite. Man dürfe aber selbstverständlich nicht in der Mitte fahren wegen des Gegenverkehrs.

Vorderhand können wir die Reise noch unbeirrt fortsetzen und die beeindruckende Berglandschaft geniessen. Bei einer Gabelung, wo wir entscheiden müssen, ob wir die gewünschte Route einschlagen können oder einen grossen Umweg in Kauf nehmen müssen, fragt Heinz an der Tankstelle nochmals nach. Dort erhält er den Bescheid, dass die Durchfahrt für unser Auto kein Problem sei. Das glauben wir gerne, geraten dann aber ein paar Kilometer vor den Tunnels doch etwas in Panik. Auf dieser schmalen und rege befahrenen Strasse könnten wir unmöglich wenden. Heinz fragt zwei junge Männer, ob sie vielleicht bereit wären, mit ihm in ihrem Privatauto bis zu den Tunnels zu fahren, damit er einen Augenschein nehmen könne. Die zwei sind Brüder und stammen aus Wolfenschiessen! Auf der Rekognoszierfahrt stellt Heinz fest, dass die zwei kürzeren Tunnels mit 10 Fuss 5 Inches am Strassenrand angeschrieben sind, in der Mitte aber genügend Höhe aufweisen. Vorsichtig hält er sich mit unserem Fahrzeug an die Mittellinie. Man hört nichts…

Die Hauptsaison im Park dauert offiziell bis Ende September, ungeachtet der Wetterentwicklung. Deshalb sind einige Campingplätze bereits geschlossen und entsprechend sind diejenigen, die noch in Betrieb sind, ausgebucht. Wir peilen den Platz in El Portal etwas ausserhalb des Parks an, das Thermometer zeigt unanständige 35°C!!! Am nächsten Morgen holt uns der Wecker um 6 Uhr aus dem Schlaf. Wegen der Hitze und des Besucherandrangs wollen wir früh losfahren. Ziel ist das Yosemite Valley, das Kernstück des Parks. Auf dem Weg sehen wir einen überfahrenen Bär am Strassenrand liegen. Gestern war der noch nicht da, das muss in der Nacht passiert sein. Schwarzbären sind nachts leider gut getarnt. Bis jetzt haben wir vereinzelt Rehe und immer wieder kleinere Tiere gesehen, die die Gefahren des Strassenverkehrs nicht kannten. Zum Glück ist uns noch nie eines unter die Räder geraten!

Gemütlich kurven wir durchs Yosemite Valley, knipsen markante Felsen, unternehmen einen Rundgang zu den berühmten Wasserfällen und müssen feststellen, dass diese total ausgetrocknet sind. Auch der Mirror Lake sei „verschwunden“, berichten uns andere Besucher, sodass wir uns die Tour dorthin ersparen. Wir wandern ja gerne, aber nicht bei Sommerhitze zu einem ausgetrockneten See. Lieber sitzen wir in den gekühlten Kinoraum und schauen uns zwei interessante Filme zum 150-jährigen Jubiläum des Parks an.

Auf dem Highway 41 verlassen wir in kurvenreicher Fahrt den Yosemite Nationalpark. Durch dürre Ebenen erreichen wir am Abend Fresno. Die Vegetation entspricht dem mediterranen Klima: Palmen, Pinien, Zedern, Agaven, blühende Oleander etc., alles auf total ausgetrockneter Erde. Manchmal sieht man Kühe auf der gelben Wiese, die Heu direkt ab Weide fressen müssen.

Sequoia Nationalpark

Ein weiterer Hitzetag mit über 30°C erwartet uns. Durch eine ausgedehnte Ebene fahren wir an endlosen Kulturen vorbei, die alle nur dank Bewässerung gedeihen können. Gemüse, Pfirsiche, Pflaumen, Zitrusfrüchte, Avocados, Oliven, Trauben, Datteln, Mandeln und was sonst noch alles in Kalifornien produziert wird.

Von knapp über Meereshöhe steigen wir wieder zünftig an und diesmal sinkt die Temperatur tatsächlich auf erträgliche Werte. Beim Campingplatz auf 2048m ist es endlich wieder einmal angenehm. Wasser zum Duschen bzw. Wäschewaschen steht aber keines mehr zur Verfügung wegen der lang anhaltenden Trockenheit.

Nach einer wunderbar kühlen Nacht statten wir als Erstes dem General Sherman einen Besuch ab. Diesen noblen Namen trägt der grösste Baum der Welt, was sich auf die Gesamtmasse Holz bezieht. Wir sind uns ja von den Küsten-Redwoods einiges gewöhnt, aber diese Bäume hier hauen einen fast um. Es gibt natürlich nicht nur den Mr. Sherman, er ist einfach der grösste unter den Monstern. Sein Alter wird auf 2100 - 2300 Jahre geschätzt, sein Durchmesser auf Brusthöhe 8,25m, die Höhe 90m. Die Stämme dieser Sequoias sind fast zylindrisch, das heisst auf der ganzen Länge ungewöhnlich dick. Der Westhang der Sierra Nevada auf einer Höhe zwischen 1500-2100m ist der einzige Ort der Welt, wo solche Bäume wachsen. Interessanterweise sind sie resistent gegen Krankheiten, Schädlinge und vor allem gegen Feuer. Viele Bäume weisen schwere Brandspuren auf, die ihrem Leben nichts anhaben konnten. Hingegen ist das Wurzelsystem der Riesen-Mammutbäume flach. Feuchter Boden, Wurzelschäden und starke Winde können einen Baum zum Umkippen bringen. Das Foto mit Heinz zeigt den Querschnitt eines ca. 2‘210 Jahres alten Baumes, bei dem mindestens 80 Feuer Narben hinterlassen haben.

Als Nächstes klettern wir auf den Moro Rock, bewundern die Weitsicht in alle Richtungen und kommen tüchtig ins Schwitzen. Nun schlängelt sich die Bergstrasse in vielen Haarnadelkurven den steilen, trockenen Hang hinunter. Die Strecke wird für Fahrzeuge über 22 Fuss nicht empfohlen. Unseres hat 21 Fuss und einen geübten Chauffeur. Der Hang ist übersät mit Yuccas, deren mächtige, verblühte Stengel in die Höhe ragen. Da sollte man im Frühsommer nochmals vorbeikommen!

Im Tal angekommen empfängt uns die Hitze mit wuchtigen 35°C, ungeachtet der Tatsache, dass wir sie überhaupt nicht ertragen. Wir fragen uns je länger je mehr, wie wir mit dem Tropenklima in Zentralamerika zurechtkommen sollen.

Wieder fahren wir durch die weite, heisse Ebene, die wir schon vor dem Sequoia Park überquert haben. Es ist das kalifornische Längstal, ca. 600 km lang und bis zu 80 km breit, der Obstgarten Amerikas. Die unendlichen Kulturen stehen gut bewässert und deshalb saftig grün in der braunen Landschaft. Die Strassen sind quadratisch angelegt, wir rollen teils in der Nordsüd-, teils in der Ostwest-Richtung kilometerlang schnurgeradeaus und kämpfen gegen den Schlaf.

Endlich erreichen wir Bakersfield nördlich von Los Angeles. Die Nacht ist schwülwarm, am besten liegt man still und bewegt sich nicht. Ein Ende der Hitzeperiode, die nun schon zehn Tage dauert, ist nicht in Sicht. Die Lust, wie geplant ins „Totental“ Death Valley und in die Wüstenstadt Las Vegas zu fahren, ist uns irgendwie abhandengekommen. Nächstes Ziel ist Malvern bei Little Rock, Arkansas, wo wir die Schwester von Heinz besuchen werden.

eingestellt am 18.10.15mb

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