Reiseverlauf 29.11.16 - 19.5.17

E C U A D O R

Einwohner: 15 Mio. / Fläche: 257'217 km2

Hauptstadt: Quito

Sprachen: Spanisch / Ketschua

Staatsform: Präsidiale Republik

Staatsoberhaupt: Präsident Rafael Correa

Währung: US$ / Preis pro L Diesel: ca. SFr. 0.30 !

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Machalla-Cuenca-Alausi-Riobamba-Baños-Quito-Galapagosinseln-Ibarra

26.4. - 19.5.2017

Ins Bananenland

Nach einem reibungslosen Grenzübergang stellen wir einen frappanten Unterschied zwischen Peru und Ecuador fest: Plötzlich gute, breite Strassen, relativ schöne, gepflegte Häuser und nirgendwo Abfall! Vergeblich suchen wir im Vorbeifahren die Strassenränder ab... Der Müll wird offenbar in eigens dafür vorgesehene Schutthalden gekippt, so wie bei uns vor der Zeit der Kehrichtverbrennungsanlagen. Wieso geht das in Ecuador, aber in allen anderen südamerikanischen Ländern, die wir bereist haben, nicht? Jetzt müsste nur noch die Abgasverordnung verschärft oder überhaupt erst ins Leben gerufen werden, dann wäre vieles perfekt.

Im weiteren fallen uns nicht enden wollende Bananenplantagen auf. Da kommen sie also her, die Bananen aus Ecuador. Unsere Route führt schon bald wieder hinauf in die Anden durch üppigen Urwald, wo ebenfalls Bananenpalmen und andere tropische Gewächse im Überfluss gedeihen. Die Bauern ziehen mit ihren Macheten los und ernten, was es zu ernten gibt. Am Strassenrand reihen sich Verkaufsstände mit Bananen, Papayas, Mangos, Zitrusfrüchten etc.

Die erste Nacht verbringen wir mitten im Dschungel neben einem kleinen Haus, dessen Besitzer uns freundlich Asyl gewähren. Am frühen Morgen hören wir, wie der Hausherr mit der Machete meterlange Bambusrohre schlägt. Sie werden für Baugerüste, Zäune und vieles mehr verwendet. In Ecuador ist von März bis Juni Regenzeit.

 Man nennt das hier «Winter», hat aber nichts mit dem zu tun hat, was wir unter Winter verstehen. Es regnet nur sporadisch, oft auch nur nachts. Zwischendurch zeigt sich immer wieder die Sonne und das Spriessen und Wachsen in der Natur ist nicht aufzuhalten.

Weiter oben in den Bergen kommt ein bisschen Heimweh auf. Grüne Hügel mit weidenden Kühen wie im Jura oder im Appenzellerland oder so. Aber dann schieben sich wieder Kakteen ins Bild, Agaven mit ihren baumhohen Blütenstengeln, Eukalyptuswälder, wie sie überall im Hochland vorkommen sowie die Hochlandindianer, die die ganze Feldarbeit von Hand besorgen... und schon ist das Heimweh wieder weg!

Cuenca 2530m, 300'000 Einwohner

Die Stadt bietet eine der schönsten Ansammlungen kolonialer Architektur in Ecuador: Prächtige Kirchen, gepflasterte Gassen, gesäumt von Kolonialbauten mit verzierten Balkonen. Auf einer sympatischen Mischung aus Campingplatz, Bauernhof und Schrottplatz lassen wir uns für drei Tage nieder. Mit Ausnahme der krähenden Hähne ist es sehr ruhig hier. Es muss mal wieder einiges erledigt werden wie unter anderem Haare schneiden, diverse Putz- und Wascharbeiten, die Organisation einer Tour auf die Galapagos-Inseln.

Für die Stadtbesichtigung bringt uns ein Taxi für 2 US$ ins Zentrum (das Busbillett in Winterthur ist teurer!). Zu Fuss und in einem offenen Touristenbus lernen wir die sehenswerte Stadt kennen.

Die Weiterfahrt nordwärts stellt einige Anforderungen an den Chauffeur. Die guten Strassen Ecuadors, die über eine wunderschöne, kurvenreiche Bergstrecke schlängeln, sind von Steinschlag und Erdrutschen arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Zudem zieht streckenweise dichter Nebel auf. Plötzlich sehen wir auf unserer Fahrbahn ein paar Steine liegen. Hat das etwas zu bedeuten? Und was? Nach der nächsten Kurve wird’s klar: Ein rotes Band über die ganze Strassenbreite und dahinter ein unüberwindbarer Erdrutsch. Fertig lustig, umkehren! Die Alternativroute, ebenfalls von den Erdrutschen betroffen, ist nass und schmierig. Wir sind einmal mehr froh um unser robustes Auto.

Alausi und die Teufelsnase

Vor über 100 Jahren wurde eine Bahn von Quito auf 2850m bis hinunter nach Guayaquil nahe der Pazifikküste gebaut. Heute sind noch Teilstrecken als Touristenattraktionen in Betrieb. Die spektakulärste geht von Alausi über die steile «Nariz del Diablo», die Teufelsnase, wo sie auf einer Strecke von 2 km mit einigen Spitzkehren eine Höhendifferenz von 500 Metern überwindet. Die Fahrt hin und zurück dauert 2 ½ Stunden inklusive einem längeren Halt am unteren Ende zwecks Verpflegung und folkloristischer Darbietungen.

Natürlich sind wir nicht die Einzigen, die sich dieses Vergnügen gönnen und die Bahnfenster werden sofort in Beschlag genommen, sobald es etwas zum Fotografieren gibt. Trotzdem möchten wir dieses Erlebnis nicht missen.

Riobamba 2750m, 150'000 Einwohner

Obwohl wir nicht gerne mit dem Wohnmobil in Städte fahren, wagen wir es in Riobamba, weil wir eine Wechselstube aufsuchen möchten. Seit dem Grenzübertritt versuchen wir, unseren Vorrat an peruanischen Soles in Dollar umzuwechseln, aber weder in Grenznähe noch sonstwo haben wir bis jetzt eine Wechselstube oder Bank gefunden, die Soles umtauscht.

Die Fahrt ins Stadtzentrum ist keine gute Idee, denn es gibt natürlich keinen freien Parkplatz. Dafür will ein Polizist unsere Zulassung für die Innenstadt sehen. Dass es sowas braucht, wussten wir nicht. Der Polizist erklärt, dafür gäbe es zwei Strafpunkte und bei vier würden 350 Dollar Busse fällig. Wir sollen möglichst schnell in ein Aussenquartier fahren und für den Besuch der Innenstadt ein Taxi nehmen.

Das hatten wir mangels Parkplatz sowieso im Sinn. Als wir eine Dreiviertelstunde später aus dem Taxi steigen, laufen wir diesem gleichen Polizisten wieder in die Arme. Er lacht und freut sich, dass wir seine Anweisung befolgt haben. Dann will er wissen, wohin wir möchten. Geldwechseln? Kein Problem, wir sollen ihm folgen. Mit einer kleinen Handbewegung hält er den dichten Verkehr an, damit wir die Strasse queren können. Dasselbe praktiziert er auch bei einem Rotlicht, das heisst, er hält die Autos an, die Grün haben und führt uns bei Rot über die Strasse. Wir kommen uns vor, als wären wir auf Staatsbesuch! In der überfüllten Bank steuert er zielgerichtet zum zuständigen Beamten und fragt, ob das Wechselgeschäft hier abgewickelt werden könne. Auf die negative Antwort des Beamten führt uns der Polizist noch zu einer zweiten Bank und anschliessend in eine Wechselstube. Erfolglos. Niemand will Soles akzeptieren, gewechselt werden ausschliesslich Euros. Wir sollen das am Flughafen in Quito versuchen, heisst es. Dann verabschieden wir uns mit bestem Dank vom Freund und Helfer in Uniform und fussen ohne Eskorte weiter.

Auf der Strasse der Vulkane

Bis zum Abflug auf die Galapagos-Inseln haben wir genügend Zeit, den Weg nach Quito in kurze Etappen zu unterteilen. Die Panamericana zieht durch die majestätische Gebirgswelt Zentralecuadors und wird hier «Strasse der Vulkane» genannt. Leider sehen wir mehr Strasse als Vulkane, weil die Wolkendecke meistens zu tief hängt. Aber ganz leer gehen wir trotzdem nicht aus. Die erste Nacht verbringen wir auf 3600m am Fusse des 6310m hohen Chimborazo, der sich kurz vor Sonnenuntergang in voller Grösse zeigt. Auch die Spitze seines kleineren Nachbarn, des Carihuairazo, sticht aus dem Nebel und erinnert ein wenig ans Matterhorn.

Am nächsten Tag kommen wir nach aussichtsreicher Fahrt in Baños an, einem hübschen, kleinen Wallfahrtsort mit Thermalbädern auf 1800m. Die Thermalquellen verdankt Baños dem aktiven Fünftausender Tungurahua, und den möchten wir natürlich auch sehen. Wir wandern durchs Dorf auf eine Anhöhe und schauen den rasch vorbeiziehenden Wolken zu, bis sich der Gipfel des Vulkans für ein paar Minuten enthüllt.

Auf der Weiterfahrt können wir nur anhand der Karte erahnen, was sich alles hinter dem Wolkenvorhang verbirgt. Fünf- bis Sechstausender, alle mit wohlklingenden und komplizierten Namen, die in der Sprache der Ureinwohner eine Bedeutung haben. Einzig der Illiniza zeigt kurz, dass er auch noch da ist. Man sollte nicht in der Regenzeit auf Vulkansuche gehen!

Mitte der Welt

Wo genau ist die Mitte der Welt? Nördlich von Quito natürlich, am Äquator, davon sind auf jeden Fall die Ecuadorianer überzeugt. Dass die auf den Boden gemalte gelbe Linie wegen eines Rechenfehlers rund 250 Meter neben dem Äquator liegt, spielt ja keine Rolle. Hingegen ist es interessant, dass schon die indianischen Ureinwohner genau wussten, wo sich der Breitengrad 0°00’ befindet!

Wir besuchen das «Midad del Mundo»-Denkmal, bestaunen ehrfürchtig die Statuen der Geographen, die im 18. Jahrhundert Ecuador erforschten, bewegen uns abwechselnd auf der Nord- bzw. Südhalbkugel (oder fast) und stellen fest, dass es sich auf dem Äquator nicht anders anfühlt, als sonstwo. Nur die Mondsichel liegt entweder auf dem Rücken oder auf dem Bauch und der Tag dauert das ganze Jahr über 12 Stunden,

 von 6 - 18 Uhr. Es wird schnell hell und schnell dunkel und man kennt hier keine schönen, langen Sommerabende. Das alles wussten wir theoretisch schon vorher und haben es auf dem Weg vom südlichen «Ende der Welt» bis hierher nun nach und nach erlebt.

Wieder etwas südlich des Äquators fahren wir zu einem privaten Parkplatz in der Nähe des Flughafens Quito, den uns das Reisebüro empfohlen hat. Dort können wir das Wohnmobil während der Galapagos-Tour stehen lassen und werden zudem vom Besitzer des Platzes frühmorgens um 5 Uhr zum Flughafen chauffiert und nach einer Woche wieder abgeholt. Der Platz wäre durchaus in Ordnung, wenn wir ihn nicht mit Hühnern, einem krähenden Hahn, einem Truthahn, einem Pfau, mehreren Pferden und Hunden teilen müssten und fast bei jedem Schritt aus dem Haus in irgendeine der Hinterlassenschaften treten würden.

Galapagos-Inseln 7. - 14.5.2017

Zu Beginn der Reise hatten wir mit der Antarktis einen ersten Höhepunkt erlebt. Nun sorgen die Galapagos-Inseln für einen weiteren Höhepunkt zum baldigen Ende der Reise. Von Quito werden wir via Guayaquil auf die Insel Baltra geflogen, wo wir uns auf dem Schiff Angelito für die kommende Woche einrichten. Von den acht Doppelkabinen sind nur fünf belegt, was die vielen Anlandungen mit einem einzigen Schlauchboot ermöglicht. Es werden einige der Inseln angelaufen und wir können an etwa einem Dutzend verschiedener Orte an Land gehen. Beeindruckend ist die unberührte Natur und die vielfälige Tierwelt, die zum Teil nur auf den Galapagos-Inseln vorkommt

Zu unserer Überraschung sind auch Christine und Burkhard auf dem gleichen Schiff, ein deutsches Paar, das wir in La Paz vor sechs Wochen beim Hotel Oberland getroffen, dann aber wegen verschiedener Reiserouten wieder aus den Augen verloren haben.

Quito 2850m, 2,3 Mio. Einwohner

Nach der Rückkehr von den Galapagos-Inseln holen wir noch die Besichtigung der Innenstadt von Quito nach. Von unserem Stellplatz ist es eine zweistündige Busfahrt mit Umsteigen bis ins Zentrum der langgezogenen Stadt, deren Nord-Süd-Ausdehnung gut 40 km beträgt. Jeden Montag findet eine beeindruckende Wachablösung der Palastgarden statt, von der wir zufällig noch einen Teil mitbekommen. Dann zeigt sich der Präsident auf dem Balkon des Palasts, winkt seinem Volk zu und wird von diesem laut und freudig bejubelt. Sowas ist wohl noch keinem Schweizer Präsidenten widerfahren!

Beeindruckend ist auch die Jesuitenkirche, für deren Innenraumdekorationen angeblich sieben Tonnen Gold verwendet wurden.

Im Laufe des Nachmittags öffnet der Himmel seine Schleusen und setzt die Stadt beinahe unter Wasser. Offenbar gibt es keine Kanalisation, sodass das Wasser nach Belieben durch die Strassen fliessen kann. Weil niemand die Schleusen wieder schliesst, machen wir uns im Laufe des Nachmittags auf den Heimweg, der sich im überfüllten Bus sehr in die Länge zieht.

Auf der ehemaligen Inkastrasse ins nördliche Andenhochland

Endlich wieder «fahrend»! Wir freuen uns, dass wir wieder in unserem Häuschen auf Achse sind. Nun überschreiten wir endgültig den Äquator. Es fühlt sich gut an, wieder auf der Nordhalbkugel zu sein und nach und nach zu erfahren, wie sich die Dinge normalisieren, sodass nicht mehr wir, sondern diejenigen auf der Südhalbkugel auf dem Kopf stehen!

Es sind rund 250 gebirgige Kilometer bis zur kolumbianischen Grenze, für die wir uns Zeit nehmen. Kurz vor der Stadt Otavalo wird’s dunkel und regnerisch. Wir fragen bei einer Tankstelle, erhalten aber keine Erlaubnis für eine Übernachtung. So fahren wir zu einem Campingplatz oberhalb der Stadt, der vor ein paar Jahren noch in Betrieb war... Zum Glück sieht uns ein Mann vor dem geschlossenen Tor und empfiehlt uns den grossen Parkplatz mitten in der Stadt. Wir erreichen ihn bei Regen und Dunkelheit und sind froh, einen bewachten und relativ ruhigen Schlafplatz zu haben.

Indianermarkt in Otavalo

Am nächsten Morgen strahlt wieder die Sonne und wir stellen mit Freude fest, dass gleich hinter diesem Parkplatz der berühmte Indianermarkt von Otavalo stattfindet. Schon mehrmals haben wir erlebt, dass etwas, wenn es nicht auf Anhieb klappt, schliesslich besser als erwartet herauskommt.

Die Otavalo-Indianer unterscheiden sich von den anderen Gruppen durch ihre äussere Erscheinung. Sie sind noch kleiner gewachsen, vor allem die älteren Leute reichen uns höchstens bis zur Schulter. Auffallend bei den Männern sind die langen, zu einem Zopf geflochtenen Haare. Die Frauen tragen einen weissen Flanellrock und darüber einen dunklen, seitlich offenen Überrock, der bis an die Knöchel reicht. Die meist weisse Bluse ist mit Blumenmustern bestickt und oft wird ein dunkler Umhang über die Schulter geworfen. Es sieht sehr festlich und elegant aus.

Da der Markt regelmässig von Touristenbussen angefahren wird, kennen die Otavaleños keine Berührungsängste den Fremden gegenüber, sondern sie haben längst entdeckt, dass Touristen gut gefüllte Portemonnaies dabei haben...

Der kolumbianischen Grenze entgegen

Kurz vor dem Grenzübertritt verbringen wir eine Nacht in der Finca Sommerwind in Ibarra. Hier wird deutsch gesprochen und hier treffen wir wieder Christine und Burkhard, die von Guayaquil aus reisten und etwa zwei Stunden vor uns angekommen sind. Ebenso sehen wir ein Paar aus Herisau, Rosmarie und Werner, die wir vor zwei Monaten in Calama kennengelernt haben. Wiedersehen macht Freude!

Nach einem erholsamen Aufenthalt unter deutscher Leitung und versehen mit einem vom Hausherrn frisch gebackenen Brot peilen wir die Grenze zu Kolumbien an. Wie zur Versöhnung zeigen sich noch kurz der 4609m hohe Vulkan Imbaburra sowie der 4756m hohe Vulkan Chiles - der heisst nur so und befindet sich trotzdem in Ecuador.

Von Ecuador sind wir sehr begeistert. Die wunderschönen Berglandschaften, die freundlichen Menschen, die Sauberkeit - und natürlich die fantastischen Galapagos-Inseln hinterlassen einen ausnahmslos positiven Eindruck.

Eingestellt am 31.5.2017 in Kolumbien, nördlich von Bogota

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