Einwohner: 35,2 Mio. / Fläche: 10 Mio. km²
Hauptstadt: Ottawa / Sprachen: Englisch + Französisch
Staatsform: Konstitutionelle Monarchie
Staatsoberhaupt: Königin Elisabeth II, vertreten durch
Generalgouverneur David Johnston, Premierminister Stephen Harper
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Kurz vor Watson Lake wechseln wir in die Provinz Yukon. Die Attraktion von Watson Lake ist der „Sign Post Forest“, ein Täfeliwald mit über 76‘000 Ortstafeln, Autonummern und anderen Schildern aus aller Welt. Den Anfang machte 1942 ein heimwehkranker amerikanischer Soldat, der am Bau des Alaska Highways mitwirkte. Er stellte die Tafel seiner Heimatstadt auf: Danville, Illinois, 2835 miles.
Einmal mehr begleitet uns die Sonne auf der Weiterfahrt. Es geht auf und ab mit immer wieder schönsten Aussichten, die Weite des Landes ist überwältigend. Heinz ist überzeugt: „Wenn ein Kanadier die Schweiz besucht, bekommt er Platzangst!“ Bei Teslin fahren wir über die eiserne Nisutlin Bay Bridge, die mit ihren sieben Bögen die längste Brücke auf dem Alaska Highway ist. Nach der Ankunft in Whitehorse beginnt es zu regnen.
Whitehorse, 23‘300 EW, Hauptstadt von Yukon Territory
Es regnet den ganzen Tag, die Unternehmungslust hält sich in Grenzen. Wir erinnern uns, dass wir schon vor 21 Jahren auf unserer Amerikareise mit den Kindern in Whitehorse herumstöberten und unter anderem auch den Raddampfer Klondike besichtigten.
Zuerst muss Verschiedenes erledigt werden und weil der Camper nach der staubigen Fahrt nicht mehr zu erkennen ist, wird er von Heinz gründlich eingeseift und abgespritzt. Später scheint ein Besuch im McBride Museum of Yukon History dem Regenwetter angepasst. Die kleine Ausstellung haut uns zwar nicht aus den Socken, aber hier finden wir das ausgestopfte Pelztier namens Vielfrass. Ist doch auch was.
Heute ist Freitag, unser Tacho zeigt 13‘013 km an. Ein wahrer Glückstag, obschon es bei 4°C immer noch regnet. Die Überlandstrassen haben hier nebst einer Nummer auch einen Namen. Wir verlassen also den Alaska Highway und fahren auf dem Klondike Highway bis Dawson City. In den vergangenen Tagen sind wir in einen wunderbaren Herbst gefahren. Die Künstlerin Natur hat ein wahres Gemälde geschaffen.
Kein Gemälde hingegen ist unser Auto. Die Strasse weist viele Naturpassagen auf, die ganz durchlöchert sind. Nach dem intensiven Regen wird das Fahrzeug nicht nur kräftig durchgerüttelt,
sondern auch völlig mit Dreck verspritzt. Die Heckseite ist total zugepflastert, sodass die Rückfahrkamera nichts mehr anzeigt. Auch die Seitenwände, die Türen, die Treppen, alles ist nur noch grusig. Und das einen Tag nach der letzten Wäsche!
Es kommt nicht von ungefähr, dass die Campingplätze in Dawson City über Waschvorrichtungen verfügen. Zwei Schlauchkräne mit Lanzen stehen zur Verfügung, die Arbeit macht man selber. Wir ziehen also unsere Gummistiefel an und spritzen und schrubben mit vereinten Kräften, bis irgendwann tatsächlich unser Iveco wieder zum Vorschein kommt! Es ist bitter kalt und regnet, ich habe keine Musse zum Fotografieren, was ich im Nachhinein bedaure.
Endlich hat der Regen aufgehört. Ursprünglich hatten wir noch den Dempster Highway im Plan, der von Dawson City nach Inuvik hinauf führt. Die als wunderschön gepriesene Strecke ist ungeteert, 760 km lang und muss auch wieder zurück gefahren werden. Für diese Reise sollte man unbedingt eine mehrtägige Schönwetterperiode erwischen und die Strasse sollte nicht vorher schon aufgeweicht sein. Nach der gestrigen Schüttel- und Schmutz-Orgie sowie den intensiven Regenfällen verwerfen wir die Dempster-Idee aber einstimmig. Unterstützt werden wir zudem von der Auskunft im Visitor Center, wonach der Highway mit Schnee und Matsch bedeckt sei und eine Fahrt nicht empfohlen werde. Auch haben wir von zwei Reisenden unabhängig voneinander gehört, dass sie auf dieser Strasse Steinschläge von überholenden Lastwagen kassierten, die ihr Fahrzeug beschädigten. Das wollen wir doch unserem Ferienhäuschen nicht antun!
Wir widmen uns also der alten Goldgräberstadt, wo der Klondike River in den Yukon River mündet. Die Siedlung wies 1897 noch 1‘500 Einwohner auf. Dann wurden Goldvorkommnisse entdeckt, worauf die Einwohnerzahl im Sommer 1897 auf 17‘500 und ein Jahr später auf 30‘000 anstieg. Nach zwei Jahren war der Goldrausch abgeflaut, die Einwohnerzahl schrumpfte auf gut 9‘000 und sank weiter bis zum Tiefstpunkt von 697 im Jahr 1981. Heute zählt der Ort ca. 2‘000 Einwohner.
Es ist eine Wahnsinnsgeschichte mit dem Goldrausch. Zu Tausenden reisten die Männer per Schiff von Seattle nach Skagway an der Pazifikküste. Von dort mussten sie zu Fuss über den steilen und schneebedeckten Chilkootpass nach Whitehorse wandern. Es war Vorschrift, 1‘000 Kilo Güter mitzubringen, wie z.B. 200 kg Mehl, 50 kg Bohnen, 50 kg Zucker, .
Baumaterialien, Werkzeug etc., denn Dawson war nicht für einen solchen Ansturm ausgerüstet. Im Klartext hiess das, dass jeder ca40 Mal über den Chilkootpass und wieder zurück wandern musste, je nachdem, wieviel Gewicht er tragen konnte (siehe Bild von altem Foto) Ab Whitehorse ging die Reise auf dem Yukon-River hinunter bis Dawson. Da keine Schiffe zur Verfügung standen, bauten die Männer selber Flosse und Schiffe. Manch einer strandete bei den Stromschnellen Five Finger Rapids. Später witterten Geschäftsleute das grosse Geld mit dem Einsatz von Raddampfern, die speziell für die Gegebenheiten auf dem Yukon gebaut wurden.
Man vermutet, dass etwa 100‘000 Männer ihr Glück versuchen wollten, wovon 30‘000 den strapaziösen Weg bis Dawson schafften. Nur ein kleiner Teil kam tatsächlich zu Reichtum und von denen gelang es nur wenigen, das Geld sinnvoll zu verwalten und nicht innert Kürze zu verschleudern. Dawson bot halt auch einschlägige Gelegenheiten, sein schnell erworbenes Geld wieder loszuwerden. Eine davon war Gerties Gambling Hall.
Und in ebendiese Spielhölle begeben wir uns am Abend, zusammen mit vielen anderen Touristen. An den Spieltischen und -kästen sitzen zwar Einheimische, aber die Cancan-Show wird wohl nur für Fremde aufrechterhalten. Bei einem mehr oder weniger hochprozentigen Drink verfolgen wir vier hübsche, junge Girls beim Beinhochschwingen und Rocklüften. Zwei junge Männer mit Zylinder, ein Pianist und ein Schlagzeuger, liefern die Musik dazu. Die Chefin der kleinen Truppe, eine beleibte Frau mittleren Alters, sorgt mit lüpfigen Songs für aufgelockerte Stimmung. Der Spuk dauert nur 40 Minuten, was durchaus reicht.
Für diese bislang spektakulärste Etappe wird uns wieder Sonnenschein beschieden. Zuerst muss der Yukon überquert werden, und zwar mit einer kleinen, kostenlosen Fähre, die ständig hin- und herpendelt. Beim Warten auf die Fähre klopft eine Bekannte aus Winterthur an die Tür. Sie ist den ganzen Sommer lang mit einer Kollegin in Kanada unterwegs und jetzt sind wir zufälligerweise auf der gleichen Fähre in Dawson City!
Was uns auf dem Top-of-the-World-Highway bis zur US-Grenze erwartet, ist schlichtweg atemberaubend. Die zeitweise etwas löchrige Naturstrasse schlängelt sich über weite Hügel mit traumhaften Aussichten, die Herbstfarben sind umwerfend. Nach jeder Kurve sieht alles wieder anders und noch schöner aus. Die Berggipfel sind weiss und wir kommen bis an die Schneegrenze, es weht ein eiskalter Wind. Immer wieder piepst unsere Glatteiswarnung am Armaturenbrett. Aber so schlimm ist‘s dann doch nicht.
Im Laufe des Nachmittags erreichen wir den US-Grenzposten, der einsam in die Bergwelt gepflanzt ist. Zwei Beamtinnen fertigen uns unkompliziert ab. Frage nach Zitrusfrüchten, Fingerabdrücke, Augenfoto, ein paar weitere Fragen und die Bemerkung „I like your motorhome!“
Einwohner: 710 000, Hauptstadt: Juneau
Wie Alaska zu den USA kam: Um die Staatskasse nach dem verlorenen Krimkrieg wieder aufzufüllen, verkaufte das russische Zarenreich Alaska für 7,2 Mio. Dollar an die Vereinigten Staaten. Dieser Kauf war mit einem Preis von nur 4,74 Dollar pro Quadratkilometer einer der billigsten Landkäufe der Geschichte. Ausgelöst durch den Klondike-Goldrausch 1898 wurde die Grenze mit Kanada genau fixiert. Von 1884 bis 1912 hatte Alaska als District of Alaska eine eigene Regierung und 1912 bis 1959 als Alaska-Territorium einen Sitz im Kongress der Vereinigten Staaten. 1959 wurde Alaska der 49. Bundesstaat der USA.
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Hier in Alaska wird uns wieder eine Stunde geschenkt, es sind jetzt 10 Stunden Differenz zur Schweiz. Die Fortsetzung der Traumstrasse heisst auf der US-Seite Taylor Highway. Die Szenerie ist im gleichen, überwältigenden Stil. Wieder läuft uns ein Vielfrass über den Weg. Solange er keine Touristen auf dem Speisezettel hat, ist ja alles ok. Eigentlich sollten hier um diese Zeit Karibu-Herden unterwegs sein, doch ausgerechnet heute hat die Jagd begonnen und den Jägern ist es hervorragend gelungen, die Herden zu vertreiben.
Nun kommen wir am kuriosen Ort Chicken vorbei. Die ersten Bewohner der kleinen Siedlung waren Goldgräber. Weil es so viele Schneehühner in der Gegend gab, wollten sie den Ort nach ihnen benennen. Aber: Die Hühner heissen auf Englisch Ptarmigan und das war den Männern zu kompliziert. So einigte man sich auf den einfachen Namen Chicken. Heute wird der Ort im Sommer von 25 Personen bewohnt, wovon 3 auch im Winter hier bleiben. Es gibt eine Tankstelle, einen Souvenirladen, ein Beizli, einen Campingplatz und ein paar Hüttchen, die man zum Übernachten mieten kann. Und natürlich kann man immer noch sein Glück mit Goldwaschen versuchen. Wir trinken einen Latte Macchiato und stellen fest, dass das der beste Kaffee ist, den wir in den vergangenen sechs Wochen in Nordamerika aufgetischt bekamen.
Die gesamte Etappe von Dawson City bis Tok ist nicht zu toppen. Man fühlt sich klein und unbedeutend angesichts dieser grossartigen Natur. Nachdem die Bezeichnung Königsetappe schon für den Muncho Park vergeben ist, nennen wir sie Kaiseretappe. Hoffentlich wird’s in Zukunft nicht noch schöner, sonst gehen mir die Superlative aus! (Kleiner Ausblick: Es wird noch schöner!). Nach Delta Junction bei der Tanana-Brücke sehen wir die Trans-Alaska-Pipeline, die sich 1‘300 km lang von der Prudhoe Bay bis hinunter nach Valdez durchs ganze Land windet.
Fairbanks, 31‘500 EW
Im Visitor Center betrachten wir die schönen Ausstellungen über Land, Leute und Tiere und freuen uns übers hervorragende Wifi. Auch das interessante Gebäude der University of Alaska bietet nebst prächtiger Aussicht einiges an Ausstellungen und Filmen. Wir schauen uns einen eindrücklichen Film über die Nordlichter an, was zur Folge hat, dass ich in den kommenden Nächten schlecht schlafe, weil ich immer aus dem Fenster schaue und doch nichts sehe.
Eher ernüchternd fällt der Stadtbummel aus, es ist nichts los und es gibt kaum was anzuschauen. Auch der Pionierpark, den wir damals mit den Kindern besucht hatten, ist ausgestorben. Im kleinen Pionierdörfchen sieht’s nach Saisonende aus und die „grosse Show“ zum Thema Goldrush in Fairbanks und Dawson hätten wir uns sparen können.
Wir wissen aus Erfahrung, dass es in der Hochsaison schwierig ist, Plätze auf einer Bustour in den Park zu erhalten. Der Park ist nur auf den ersten 15 Meilen für den Privatverkehr zugänglich. Nun ist Nachsaison und wir haben zusätzliches Glück. Nach unserer Ankunft am späten Abend schenkt uns ein Tourist zwei Billette für eine Ganztagestour, weil er sie nicht mehr braucht!
Die Tickets sind für die früheste und längste Tour, Treffpunkt um 6.30 Uhr, Fahrt bis zuhinterst zum Wonder Lake und zurück, total ca. 11 Stunden ohne Verpflegungsmöglichkeiten. Hoppla! Die Campingplätze auf dem Parkareal sind alle belegt, aber wir finden einen Platz in der Nähe. In Eile werden Nachtessen zubereitet, Sandwiches geschmiert, Rucksäcke gepackt, der Wecker auf 5.10 Uhr gestellt.
Schlaftrunken machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg und ergattern je einen Fensterplatz im alten Bus. Der Tag ist traumhaft, die alpine Parklandschaft ebenfalls, die Herbstfarben sowieso. Ab und zu hält der Bus und lässt die Passagiere aussteigen, fotografieren, die Beine vertreten.
Und selbstverständlich wird angehalten, wenn es „etwas“ zu sehen gibt. Das tut es auch, nur leider meist ausserhalb vernünftiger Fotodistanz. Tier-Bilanz: 5 Elche, ein paar Karibus, 2 Grizzlybären, ein paar Dallsheep (Alaska Schneeschafe), 1 Adler, 2 Falken und diverse Kleintiere.
Auch ohne Tiere wäre die lange Tour fantastisch. Immer wieder schieben sich neue Schluchten, Flüsse, weite Hügel ins Bild. Die Berge der Alaska Range sind verschneit und beim höchsten Pass kommen auch wir in den Schnee. Den Mt. McKinley, der neuerdings Denali heisst, sehen wir fast ohne Nebelhut in seiner ganzen Grösse von 6‘190 m.
Überwältigt und ziemlich geschafft sinken wir ins Bett und werden von einem Regentropfenkonzert auf dem Camperdach in den Schlaf getrommelt. Auch auf der Weiterfahrt nach Anchorage tropft’s vom Himmel. Trotzdem geniessen wir die farbige Reise. Unverhofft hastet ein Schwarzbär-Mami mit zwei Jungen vor uns über die Strasse und verschwindet im Dickicht. Ein kurzes, beeindruckendes Erlebnis!
Das trübe, regnerische Wetter hemmt den Tatendrang. Wir beschränken uns auf den obligaten Wifi-Besuch im Visitor Center, sammeln eine kleine Bibliothek an Prospekten und schliessen uns einer Stadtrundfahrt an. Es gibt nicht auffallend viele Fotosujets, genau genommen schiessen wir kein einziges Bildchen, was auch an den Wetterlaunen liegen mag. Wie in vielen anderen Städten und Dörfern vermissen wir einen Altstadtkern mit einer gemütlichen Flaniermeile. Aber die Orte sind gar nicht alt und in einem Land, in dem man sich ausschliesslich mit dem Auto fortbewegt, wird nicht flaniert. Oft sind die Häuser und Gebäude auch weit verstreut, sodass kein Stadt- oder Dorfkern existiert. Das Land ist billig und es hat genug davon.
Wir trotzen dem schlechten Wetter und knüpfen uns die Halbinsel Kenai vor. Kaum sind wir am Meer - am Turnagain Arm, um genau zu sein - wird die Szenerie spannend. Die Flut ist am Hereinströmen und bringt gleich ein paar Belugas (Weisswale) mit. Das heisst sie bringt Plankton mit, hinter welchem die Wale her sind. Anchorage liegt am Cook Inlet, einer Bucht des Golfs von Alaska, und der Turnagain Arm ist ein Arm dieser Bucht.
Der Name „Turnagain“, also „wieder umkehren“, kommt hier oft vor. Auch ein Pass heisst so, ebenfalls ein Quartier in Anchorage und mehrere Gebäude. Das hat einen ganz konkreten Grund, wie der Tourguide auf der Stadtrundfahrt erklärte. Schuld ist Captain Cook. Als er Richtung Südpol segelte, sah er, dass die Welt dort zu Ende ist. Er wendete sein Schiff und fuhr zum Nordpol. Aber auch da endete die Welt und er stellte resigniert fest: „I have to turn again“. Falls die Geschichte nicht wahr sein sollte, ist sie doch hübsch erfunden…
Ebenfalls spannend ist die Fahrt von Portage nach Whittier. Sie geht durch einen ca. 4,5 km langen Eisenbahntunnel, der für Bahn und Autos genutzt wird. Die Tunnelbreite entspricht einer Fahrspur, die Geschwindigkeit ist 40 km/h und man darf logischerweise nicht anhalten. Wir haben Glück und müssen nicht lange warten, bis wir an der Reihe sind. Als wir aus dem Tunnel auftauchen, sehen wir einen entgegenkommenden Zug. Er fährt im Schritttempo und hat wohl Vortritt gegenüber den wartenden Fahrzeugen.
Die Schiffsrundfahrten im Prinz William Sound sind weg, als wir ankommen. Nun haben wir die Wahl, hier zu übernachten oder noch bis Seward zu fahren und dort eine Schiffstour für morgen zu buchen. Wir wählen diese Variante. Der Seward Highway schlängelt sich durch die Kenai Mountains, die Reise ist wunderschön. Leider hängt Nebel an den Bergen und gelegentlich leert eine Wolke ihre Last aus. In Seward erkundigen wir uns nach einer Schiffsrundfahrt für morgen und nach dem Wetterbericht. Beides tönt positiv.
Tatsächlich wird uns für die 5-stündige Schiffstour in der Resurrection Bay ein Prachtstag geboten. Die Cruise ist interessant und gut kommentiert unter anderem von einem Park Ranger. Wir sehen zwei Weisskopfadler, diverse Buckelwale, Seeotter, Seelöwen, Delfinrücken, verschiedene Seevögel inklusive Papageientaucher. Wie üblich sind die Tiere nicht in Reichweite und meist auch nicht in Foto-Zoom-Weite,
sodass nur wenige brauchbare Bilder entstehen. Die vereinzelten Wale zeigen sogar ihre Schwanzflossen, aber bis man überhaupt weiss, wo sie nach der letzten Sichtung wieder auftauchen, ist das Spektakel auch schon vorbei. Hauptsache, wir haben es gesehen und die Tier-Wunschliste kann definitiv abgehakt werden.
Am folgenden Tag ist das schöne Wetter schon wieder Vergangenheit, es ist regnerisch und neblig, hellt dann aber zeitweise etwas auf, sodass wir beschliessen, auf die Westseite der Halbinsel zur „Stadt“ Kenai zu fahren. Allerdings ist es auch hier nicht so weit her mit Sehenswertem. Eine kleine Ansammlung historischer Hüttchen, die jetzt wegen Saisonende geschlossen sind, eine russische Kirche, weil die Russen die Gründer der Stadt waren, ein schöner Aussichtspunkt über der Bucht, dem Cook Inlet, von wo man drei aktive Vulkane am gegenüberliegenden Ufer sehen müsste (heute sieht man nicht mal das gegenüberliegende Ufer). Wir stellen immer wieder fest, dass von jedem Ort farbige Hochglanzprospekte erstellt werden, die weiss was alles versprechen und einem das Gefühl geben, unbedingt dorthin reisen zu müssen. Man versteht ja, dass jede Region das anpreisen muss, was sie hat. Aber wenn wir Schweizer „old town“ hören, erwarten wir halt etwas anderes. Das liegt wohl daran, dass wir diesbezüglich verwöhnt sind.
In der Nacht prasselt ein zünftiges Gewitter mit kleinen Hagelkörnern aufs Dach nieder, sodass es richtig klöpft und tätscht! Die zaghaften Aufhellungen am nächsten Morgen nützen auch nichts, die Sicht Richtung Vulkane ist immer noch gleich null. Für die kommenden Tage tönt der Wetterbericht nicht besser. So machen wir uns auf die Rückreise nach Anchorage. Das wirklich Schöne und Sehenswerte am Kenai National Park ist die Landschaft, vor allem jetzt in ihrem Herbstkleid.
Auf dem Rückweg sichten wir ihn. Gut getarnt steht er etwa 50 Meter von uns entfernt im Gebüsch und schaut in unsere Richtung. Erst als er sich bewegt, ist klar, dass es sich wirklich um einen Elch handelt. Und schon ist er wieder verschwunden. Während ich mit der Kamera bewaffnet Richtung Gebüsch pirsche, sieht Heinz, wie er die Strasse überquert. Ein richtiger Elchbulle mit imponierendem Geweih. Na also, geht doch!
Für die Fahrt auf dem Glenn Highway und am folgenden Tag auf dem Tok Cutoff Highway scheint extra wieder die Sonne und lässt die Herbstfarben leuchten, dass es eine Pracht ist. Die Königs- und die Kaiseretappe werden noch übertroffen, es ist einfach unbeschreiblich. Als Kulisse dienen schneebedeckte Berge, im Süden erst die Chugach Mountains mit dem Matanuska Gletscher, später die Wrangell Mountains, im Norden die Alaska Range.
Noch nie haben wir einen solchen Herbst erlebt und wir stellen mit Freude fest, dass wir genau zum richtigen Zeitpunkt hier sind.
eingestellt am 19.9.15mb