Reiseverlauf 29.11.16 - 21.1.17
Argentinien III - Chile II
1.1.-21.1.2017
Nationalpark Los Glaciares
Nach dem Grenzübertritt nach Argentinien in die Provinz Santa Cruz erwarten uns weitere Höhpunkte: Der Nationalpark Los Glaciares mit dem Perito-Moreno-Gletscher im Süden und dem Fitz-Roy-Massiv im Norden.
Im Chile-Reiseführer steht unter anderem: Die Gletscher im Nationalpark Los Glaciares sind Ausläufer des patagonischen Inlandeises. Auf der Grenze zwischen Argentinien und Chile erstreckt sich die, abgesehen von den Polregionen, grösste zusammenhängende Eismasse der Erde. Ihre Entstehung hängt mit den Winden zusammen, die auf der chilenischen Seite vom Pazifik kommend die Wolken über die Anden drücken. Diese „regnen“ sich als Schneefall auf den Höhenlagen ab. Das Gewicht des ständig nachfallenden Schnees presst den bereits liegenden zusammen, bis er sich als Eismasse, angetrieben durch sein Eigengewicht, in die verschiedenen Täler schiebt. Eine Besonderheit dieser patagonischen Gletscher ist, dass man sie fast auf der Höhe des Meeresspiegels bewundern kann. Nicht der grösste, aber wohl der spektakulärste Gletscher ist der Perito-Moreno, dessen Eiswand sich 70 m hoch und 5 km breit aus dem Lago Argentino erhebt. Zudem gehört er zu den wenigen wachsenden Gletschern weltweit.
Ausgangspunkt ist der kleine Ort El Calafate am Lago Argentino, wo wir uns auf dem Campingplatz häuslich einrichten und zufällig mal wieder alte Reisebekannte aus Belgien antreffen. Sie geben uns den guten Tipp, am Abend die 50 km bis zum Parkeingang zu fahren und am nächsten Morgen vor dem grossen Touristenansturm den Gletscher zu besuchen. Das gibt uns ausgiebig Gelegenheit, das Gletscherphänomen zu bewundern, bevor sich all die Touristenbusse entleeren. Ein Netz aus Eisenstegen ermöglicht es, bis auf 300 Meter an die gewaltige Eiswand heranzutreten, das Donnern und Krachen zu hören und das Abbrechen von Eismasse zu beobachten.
Auf dem Weg zurück nach El Calafate sehen wir etwas hoch in den Lüften kreisen, ein Zwischending zwischen Vogel und Segelflugzeug. Es sind zwei Kondore, die majestätisch dahinsegeln. Der Kondor gehört zu den grössten flugfähigen Vögeln der Welt, seine Spannweite kann mehr als 3 m erreichen. Uns bleibt die Hoffnung, dass wir irgendwann so ein Flugmonster aus der Nähe betrachten und vielleicht sogar fotografieren können.
Nach einer schönen Abendfahrt mit romatischer Übernachtung an einem Fluss kommen wir nach El Chaltén am Lago Viedma, dem Nordteil des Parkes Los Glaciares. Hier beeindrucken die spitzen Zacken des Fitz-Roy-Massivs mit dem Cerro Torre, einer eisigen Felsnadel, die senkrecht in den Himmel ragt und so manches Bergsteigerherz höher schlagen lässt. Wir sind da wesentlich bescheidener und besteigen lediglich einen Aussichtshügel mit der Bezeichnung ‚Mirador Condor‘, von wo sich nicht nur die Berge in ihrer ganzen Pracht zeigen, sondern entsprechend auch ein paar weit entfernte Kondore.
Flamingos bei El Calafate
Perito Moreno Gletscher
Perito Moreno Gletscher
Hoppla! Gerade gekalbt!
Ruhiger Übernachtungsplatz
Besuch am frühen Morgen hinter dem Camper
El Chaltén
Imposantes Fitz-Roy-Massiv
Lago Viedma
Ruta Quarenta
Die RN 40 ist das westliche Pendent zur RN 3. Wir folgen ihr nordwärts geradeaus, geradeaus, geradeaus. Ausser einem gelegentlichen Schild zu einer Estancia sehen wir kein Anzeichen von Menschenleben, keine Dörfer, Häuser, gar nichts. Zum Glück gibt’s noch die Guanakos, die Nandus, die Hasen, Füchse, Schafe usw. Der erste Ort kommt nach rund 200 km und heisst Gobernador Gregores. Dort können wir auftanken, einkaufen und Kaffee trinken. Dann folgen die nächsten menschenleeren 230 km bis Bajo Caracoles. Was wir dort antreffen, ist kaum ein Foto wert.
Nun wird’s aber tatsächlich kurzweilig, hügelig und farbig bis hinauf zur Stadt Perito Moreno. Hier beschliessen wir, westwärts dem Lago Buenos Aires entlang bis zum Grenzübergang nach Chile zu fahren und die Reise auf der berühmt-berüchtigten Carretera Austral (Südstrasse) durch die Anden fortzusetzen. Berühmt ist die Strasse, weil sie an vielen Naturschönheiten vorbeizieht, berüchtigt, weil sie streckenweise in schlechtem Zustand ist. Die Anden sind in Patagonien nicht so hoch wie im Norden, mit ein paar Ausnahmen, und können beispielsweise am Lago Carrera ohne Pass überquert werden.
Chile II
7.-21.1.2017
Die Grenze verläuft durch den Lago Buenos Aires, der auf der chilenischen Seite Lago General Carrera heisst. Gesamthaft ist der gewaltige See 215 km lang, tiefblau und wunderschön in die Berge gebettet. Die Ausreise aus Argentinien bei Los Antiguos ist wie gewohnt problemlos, die Einreise nach Chile eigentlich auch. Wir wissen ja, dass die Lebensmittelverordnung Chiles sehr rigoros umgesetzt wird und essen vorher noch auf, was nicht eingeführt werden darf. Im Grenzgebäude schnüffelt ein Drogenhund nervös herum. Der Beamte, der die Lebensmittelkontrolle in unserem Camper durchführen muss, nimmt seine Aufgabe genauer als seine Vorgänger an früheren Grenzen. Nach der Inspektion des leeren Kühlschranks guckt er in jedes Kästli. Dann studiert er andächtig meine Gewürzsammlung und konfisziert drei Dosen getrockneter Küchenkräuter und ein Päckli Rosinen, weil diese Samen enthalten könnten. Ich nehme es gelassen, er tut ja bloss seinen Job.
Die Weiterfahrt dem Lago General Carrera entlang durch ein Naturreservat ist schlichtweg spektakulär. Während mein Chauffeur die anspruchsvolle Naturstrassen-Strecke mit stetigem, steilem Auf und Ab bravurös meistert, kann ich mich auf meinem komfortablen Hochsitz vorne rechts kaum sattsehen an Bergen, Tälern, dem See mal von hoch oben, mal vom Ufer aus sowie einer üppigen Vegetation. Die Heckenrosen blühen, viele farbige Lupinen zieren den Weg und, was mir besonders auffällt, reihenweise blühende Fuchsiasträucher. Nach den tagelangen Fahrten durch karge Steppen ist das eine Wohltat. Manchmal erinnern uns die südlichen Anden an unser Heimatland, wenn auch die Dimensionen hier alles übertreffen. „Wiä uf em Grimsel!“ oder so ähnlich tönt es in regelmässigen Abständen. Wären wir nicht von Haus aus so verwöhnt, würde uns diese Landschaft glatt aus den Socken heben.
In Puerto Tranquilo am Lago General Carrera gibt es Marmorhöhlen, die man mit kleinen Schiffchen besichtigen kann. Wir ziehen uns warm an und lassen uns mit ein paar weiteren Passagieren zu der Sehenswürdigkeit schippern. Der patagonische Wind sorgt für ordentliche Wellen und die Fahrt in der kleinen Nussschale auf harten Bänken ohne Lehne ist mehr Tortur als Spass. Die Höhlen sind interessant, die Rückfahrt noch ruppiger als die Hinfahrt.
Auch die Carretera Austral ist noch ruppiger als zuvor und zeigt sich von ihrer berüchtigten Seite. Wir kommen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von gerade mal 25 km/h voran und fragen uns, wie lange es wohl in diesem Stil weitergehe.
Es sind aber vielerorts Sanierungsarbeiten im Gang. Zu unserer Überraschung ist am folgenden Tag alles asphaltiert, sodass wir wieder die berühmte Seite der Strecke geniessen können. Die 1350 km lange „Südstrasse“, von der wir etwa Zweidrittel befahren, wurde unter der Militärdiktatur von Pinochet durch die Wildnis geschlagen und 1979 fertig gestellt. Über 10'000 Soldaten wurden für den Bau eingesetzt. Die Strasse zieht durch kaum besiedeltes Gebiet an Fjorden, Gletschern und Gebirgszügen vorbei und bietet ein einzigartiges Erlebnis. Für die Entwicklung von Südchile ist die Carretera Austral äusserst wichtig, ist sie doch die einzige Strassenverbindung zum Norden. Ein umfassendes, riesiges Ausbauprogramm hat zum Ziel, auf der ganzen Länge einen Hartbelag einzubauen. Man müsste also in zehn Jahren nochmals vorbeischauen.
Der Gegensatz zwischen den Strecken in Argentinien östlich der Anden und der Bergroute im Westen könnte grösser nicht sein. Von sehr trockenem, sehr windigem und meistens sonnigem Wetter haben wir in einen kalten Regenwald gewechselt mit Schauern und Nebel. Es gibt aber auch sonnige Tage und es windet etwas weniger! Der Vegetationsunterschied von den kargen Wüstengebieten zu den üppigen Wäldern ist enorm. Und schliesslich sind die weiten Ebenen, die zwar auch ihren Reiz haben, durch eine interessante und abwechslungsreiche Bergwelt ersetzt worden. Wir sind froh, dass wir uns für diesen Wechsel entschieden haben und nehmen die teilweise miesen Strassenbedingungen tapfer in Kauf.
Die Route führt von einem Nationalpark zum nächsten. Speziell spannend ist der wildromantische NP Queulat, ein sehr dichter Urwald, durch den die meist schlechte Kiesstrasse steil auf und ab schlängelt. Wenn links und rechts Wasserfälle ins Tal schiessen, hört man wieder Schweizerstimmen „wiä im Luuterbrunnetal!“ Nicht wie in der Schweiz sind die grossen Farn- und Lianengewächse, die Bambus- und die Nalca-Pflanzen. Letztere ähneln unserem Rhabarber, ihr Stiel wird auch wie Rhabarber gekocht und gegessen. Die Blätter jedoch sind viel grösser und erreichen durchaus Regenschirmformat.
Bei den vielen extrem langen Baustellen kommt es vor, dass man eine halbe Stunde warten muss, bis man weiterfahren kann. Die Einheimischen kennen das und nutzen die Zeit für ein Schläfchen oder essen einen „Rhabarberstengel“. Was uns immer wieder erstaunt, sind die grossen Lastwagen, die zum Teil mit Anhänger diese schwierige Strecke mit ihren vielen engen Kurven befahren müssen, weil es keine Alternative gibt.
Siedlungen entlang der Carretera Austral sind rar und klein. In La Junta, einem 5000-Seelen-Dorf kehren wir zu Kaffee und Kuchen ein. Kuchen heisst hier auf Spanisch Kuchen, was den deutschen Einwanderern zu verdanken ist. Dann schnüffeln wir im Ein-Frau-Supermercado herum. Seit Tagen suchen wir ein Geschenklein für unseren Enkel, der in einem Monat drei Jahre alt wird. Bis jetzt fanden wir nichts Gescheites. Nun sehen wir zufällig etwas, das dem kleinen Racker vielleicht gefallen könnte. Die Frau sagt, man könne das im nächsten Laden namens „Chilexpress“ zum Versand aufgeben. Der Laden ist winzig und bis oben vollgestopft. Tatsächlich gibt es einen Western-Union-Schalter. Die junge Frau dort schaut aber skeptisch drein. Ein Päckli nach Europa??? Sie sucht im Computer und telefoniert herum mit dem Resultat, dass wir das Päckli besser in Coyhaique aufgeben sollen, weil es sowieso dorthin transportiert würde. Dummerweise sind wir aber in der anderen Richtung unterwegs und waren vor ein paar Tagen in Coyhaique, wo wir unter anderem vergeblich nach einem Geschenklein suchten. In diesem Fall, so rät uns die Frau, sollen wir das Päckli Richtung Norden mitnehmen und in Puerto Montt oder so aufgeben. Es wird bestimmt nicht in einem Monat zum Geburtstag ankommen…
Alle paar Tage übernachten wir auf einem Campingplatz, die übrigen Nächte verbringen wir wenn möglich auf romantischen Plätzchen in freier Natur, weil das hier erlaubt ist. Einer der Plätze trägt den Namen 'El Condor', ein guter Grund, hier zu nächtigen. Und siehe da, auch hier kommt der Name nicht von ungefähr. Oben in den Wolken kreisen sie gleich zu dritt.
Im Städtchen Chaitén endet für uns das Carretera-Austral-Abenteuer. Von hier nehmen wir die Fähre nach Quellón auf der Insel Chiloé, die zweimal wöchentlich fährt. Vorher aber haben wir Zeit, Chaitén kennenzulernen.
Noch nie so ein Auto gesehen?
Viel Staub
Zum Glück haben wir ein robustes Auto
Päckli nach Europa???
Versuch erfolglos
Ich war zuerst da!
Übernachtungsplatz 'El Condor'
Lago Yelcho
Regenschirm-Rhabarber
Chaitén
Aus dem Reiseführer sind folgende Informationen zusammengefasst:
Das Städtchen an der gleichnamigen Pazifikbucht entsteht derzeit neu, buchstäblich wie Phönix aus der Asche, nachdem es vom Ausbruch des Vulkans Chaitén im Mai 2008 komplett entvölkert und zu 40% zerstört wurde. Der 1100m hohe Vulkan war bis dahin ein unscheinbarer Berg, der seit Jahrtausenden nie mehr ausbrach und längst als erloschen galt. Zuerst ging eine 20 cm dicke Ascheschicht auf den Ort nieder. Dann trat der Rio Blanco, der direkt unterhalb des Vulkans entspringt, über die Ufer und überschwemmte grosse Teile des Städtchens mit Asche, Schlamm und Geröll. Ursprünglich floss er an Chaitén vorbei, doch nun suchte er sich entlang eines Strassenzuges quer durch den Ort ein neues Bett zum Meer. Er brachte so viel Asche mit, dass die Bucht verlandete. Die einstige Uferstrasse ist seither mehrere hundert Meter vom Meer entfernt.
Heute lebt hier wieder die Hälfte der rund 5000 Einwohner. Im Süd- und Ostteil von Chaitén sieht man noch die Spuren von verschütteten Strassen und zerstörten Gebäuden. Und der Vulkan raucht immer noch vor sich hin…
Die erste Nacht verbringen wir auf einem Campingplatz, d.h. auf der Wiese eines kleinen Hauses, in der auch Zelte aufgestellt sind. Wir hätten gerne eine ausgiebige, warme Dusche und zudem wird mit WiFi geworben. Beides klappt nicht wirklich. Erstens muss man Wasser sparen und darf nur fünf Minuten duschen, zweitens ist das sogenannte Warmwasser nur bei Heinz caliente, bei mir dafür umso mehr frίo. Das ist nicht meine erste kalte Dusche auf dieser Reise und ich gehe davon aus, dass man sich irgendwann auch daran gewöhnt. Und drittens ist das WiFi so schwach, dass es nicht bis zum Swisscom-Surfer ennet des Atlantiks reicht. Auch das ist nichts Neues…
Der nächste Tag ist ein sonniger Sonntag. Der Minimercado hat sogar geöffnet, sodass wir das Nötigste einkaufen können. Bei unserem Dorfrundgang sehen wir die Post, ein winziges Büro, das natürlich geschlossen ist. Die Pöstlerin ist aber anwesend und damit beschäftigt, das Büro neu zu streichen. Sie öffnet und bekräftigt, es sei kein Problem, ein Päckli nach Europa zu senden, wir sollen morgen vorbeikommen.
Am Ufer des Flusses sind etliche Bagger im Einsatz. Es gibt nach wie vor unendlich viel Arbeit, auch wenn heute zufällig Sonntag ist. Die verschütteten Häuser derjenigen Bewohner, die nicht mehr nach Chaitén zurückkehrten, geben ein trostloses Bild ab. Dazwischen jedoch sind neu errichtete oder im Bau befindliche Gebäude. Die Häuser sind sehr einfach und wohl zum grossen Teil selbst gefertigt.
Die zweite Nacht verbringen wir an der Uferstrasse, die nun weit vom Meer entfernt ist. Trotzdem wird uns ein romantischer Sonnenuntergang geboten. Dann allerdings ist Schluss mit schönem Wetter. Am Morgen werden wir vom rüttelnden Wind und vom aufs Dach trommelnden Regen geweckt. Heinz bleibt in der warmen Stube, während ich mich mit Gummistiefeln und Regenzeug auf den Weg mache. Zuerst möchte ich in einem Lädeli eine Geburtstagskarte für den kleinen Enkel kaufen. Ich muss läuten und ein Weilchen warten, bis eine Frau vom Haus nebenan kommt und mir erklärt, sie habe keine Karten, ich solle es im Supermercado (hat nichts mit super zu tun!) an der Ecke versuchen. Dort schickt man mich ins Lädeli von vorhin zurück. Mein Versuch in einem anderen Laden endet mit demselben Resultat. Ich möchte aber die Frau nicht nochmals aus ihrer Wohnung läuten um ein zweites Mal zu hören, sie habe keine Karten. Auf der Post mache ich der Pöstlerin zuerst ein Kompliment für die schön gestrichenen Wände. Dann frage ich sie, ob sie vielleicht Karten habe. Sie hat, wenn auch nur eine winzige Auswahl, aber sie hat kein Packpapier fürs Päckli. Das bekomme ich in einem weiteren Supermercado, sodass schliesslich alles ordnungsgemäss erledigt werden kann. Das Päckli soll in drei Wochen ankommen, sagt die Pöstlerin, das gehe schnell, zuerst bis Puerto Montt, dann bis Santiago und schwupps hinüber nach Europa. Bin ja gespannt… Über den Preis und das Verhältnis Geschenk/Porto sage ich jetzt besser nichts!
Die Fähre braucht gut vier Stunden bis Quellón auf der Insel Chiloé. Speziell daran ist, dass sie nur auf der einen Seite eine Laderampe hat. Das bedeutet, dass man das Fahrzeug rückwärts auf die Fähre fahren muss, damit nachher das Entladen zügig vorangeht. So werden also fünf Reihen Fahrzeuge rückwärts aufgefüllt, darunter auch Lastwagen mit Anhänger. Aber die können ja fahren, egal ob vorwärts oder rückwärts.
Die Insel Chiloé ist nach Feuerland die zweitgrösste Insel Südamerikas. Die sanfte Hügellandschaft wird gern mit Irland verglichen. Wie nirgends sonst in Chile hat hier eine einzigartige Verschmelzung aus kulturellen Elementen der Indianer, der spanischen Eroberer, der jesuitischen Missionare und der deutschen Einwanderer stattgefunden. Die Jesuiten brachten nebst dem Katholizismus auch die Baukunst. 150 Holzkirchen wurden bis Ende des 19. Jh. erbaut, alle mit Schindeln und/oder bunt bemaltem Blech verkleidet. Ein gutes Dutzend von ihnen steht unter Denkmalschutz, 16 wurden in die UNESCO-Liste aufgenommen. Die Hauptinsel ist ca. 180 km lang und 50 km breit. Hinzu kommen mehrere Dutzend kleiner und kleinster Inseln. Das Leben hier ist einfach und gemächlich. Deshalb ist Chiloé je länger je mehr ein beliebtes Ferienziel für gestresste Grossstadt-Chilenen.
Nicht ohne Grund zählt dieser Park zu den Höhepunkten jeder Chile-Reise. Wir sind hier drei Tage unterwegs, zu Fuss und auf Rädern und restlos begeistert, mal abgesehen von den teils miesen Naturstrassen. Die Zacken der Torres (Türme) ragen markant in die Höhe, der Park ist durchzogen mit Seen. In einen mündet ein Gletscher und bestückt ihn mit kleinen Eisbergen. Hunderte Guanakos hausen im Park. Ihr einziger Feind ist der Puma, der rund 40% der Jungtiere im ersten Jahr reisst. Wenn man aber die grossen Guanako-Herden mit den vielen Jungen sieht, ist wohl für alle gut gesorgt. Ebenfalls häufig kommen Nandus vor. Manchmal müssen die schnellen Laufvögel richtig rennen, wenn sie unser Gefährt sehen.
Mit Regen muss immer gerechnet werden. Januar und Februar sind die trockensten Monate, aber wir erleben in den paar Tagen unseres Inselaufenthaltes mehrere Regenschauer. Chiloé ist das ganze Jahr über üppig grün, der Sommer angenehm warm, der Winter gemässigt und ohne Schnee. Deshalb sind die zum Teil extrem steilen Strassen kein Problem und deshalb gedeihen Palmen. Auch hier leuchten die Fuchsien kräftig rot im Unterholz, zusammen mit zahlreichen, orangefarbenen Alstroemeria-Pflanzen.
Wir verbringen vier Tage auf der Insel, sehen uns ein paar der Kirchen an, besuchen farbige Pfahlbauhäuser, ein spanisches Fort - oder was davon noch übrig ist - sowie ein kleines Museum. Gemütlich schlendern wir durch hübsche Dörfer mit bunten Märkten. Was uns besonders auffällt ist die Sauberkeit. Es sind immer Putzmänner und -frauen mit Eimern und Rechen unterwegs, die Abfallkübel leeren und peinlichst jedes Papierchen zusammenkehren. Zum Abschluss unseres Aufenthaltes auf Chiloé unternehmen wir eine Bus- und Bootstour zu einer Insel mit Humboldt- und Magellanpinguinen. Allerdings kann man die Pinguine nur vom Schiff aus beobachten. Da wir diesbezüglich verwöhnt sind, finden wir das ein bisschen schade.
Eine der Nächte möchten wir auf einem Campingplatz verbringen, der uns vom Tourismusbüro angegeben wird. Wir finden ihn nicht, fragen an zwei verschiedenen Orten nach und finden ihn trotzdem nicht. Da wo er sein sollte, ist ein Wohnquartier. Ein junger Mann fährt gerade vor sein Haus zur Mittagspause. Wir fragen ihn, er weiss auch keine Auskunft, aber er empfiehlt uns den Campingplatz seiner Tante im nächsten Dorf. Damit wir uns nicht verfahren, vereinbart er mit seiner Frau, dass er uns vorausfährt und somit später zum Essen kommt. Wir sind überwältigt von so viel Hilfsbereitschaft. Der Platz ist sehr schön über einer Bucht gelegen, von wo aus wir Fischerboote und Fähren zu einer nahen Insel beobachten können.
Auch wir verladen unser Fahrzeug zum vierten Mal auf eine Fähre, und zwar von Chacao auf der Insel Chiloé hinüber nach Pargua auf dem Festland. Das nächste Ziel heisst Puerto Montt im Bezirk Los Lagos.
Fähre Chaitén - Quellon
Kirche in Castro
Indianer-Folklore
Kirche in Dalcahue
Die Kinder vergnügen sich
und die Eltern sollten aufpassen
Am Morgen haben wir die Bucht von Ancud für uns
Eingestellt am 1.2.17 am Pazifik südlich von Santiago