KANADA

Einwohner: 35,2 Mio. / Fläche: 10 Mio. km²

Hauptstadt: Ottawa / Sprachen: Englisch + Französisch

Staatsform: Konstitutionelle Monarchie

Staatsoberhaupt: Königin Elisabeth II, vertreten durch

Generalgouverneur David Johnston, Premierminister Stephen Harper

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KANADA V


Yukon 2. Teil und British Columbia 2. Teil

12.-28.9.2015

Yukon 2. Teil: Tok (Alaska) - Whitehorse - Watson Lake 12.-15.9.15

Zuerst das Wichtigste: Am 12.9.15 ist unser drittes Enkelkind Luna zur Welt gekommen! Wir freuen uns sehr, müssen uns aber vorderhand damit begnügen, sie per Skype zu sehen. Es hat einfach nicht alles Platz unter einem Hut, weil es keine so grossen Hüte gibt!

Im Gegensatz zum letzten Besuch in Tok vor zwei Wochen strahlt die Sonne und es ist richtig warm. Wir fahren wieder nach Whitehorse, diesmal aber über den Alaska Highway.

Die Reise ist ein Bijou. Bei der Ausreise werden wir vom US-Zöllner gefragt, ob wir Fischerei- oder Jagderzeugnisse dabei haben oder Kunstobjekte von Indianern. Haben wir alles nicht! Dann müssen wir die nächsten Reiseziele angeben, worauf der Zöllner findet „sounds good“. Alles kein Problem, ausser dass wir die geschenkte Alaska-Stunde wieder zurückgeben müssen. Beim Kanadischen Zoll werden wir nach Waffen und Selbstverteidigungs-Material gefragt und ebenfalls nach dem nächsten Reiseziel. Dann heisst’s „welcome back!“

Wir ziehen der Ostseite des Kluane Nationalparks entlang, die Szenerie ist immer noch wahnsinnig schön und wird auf allen Seiten durch Schneeberge am Horizont abgegrenzt. Im Westen ist es die Elias Range, im Osten die Dawson Range. Von Anchorage bis Whitehorse sind uns nun vier strahlende Reisetage in Serie beschert worden. Somit dürfen wir nicht reklamieren, dass es in Whitehorse mal wieder kalt und unfreundlich ist.

Die Etappe Whitehorse - Watson Lake kennen wir ja bereits in umgekehrter Richtung. Diesmal ist das Wetter schlechter, dafür sind die Herbstfarben intensiver. Zum Vergleich sind die Fotos von der Nisutlin Bay Bridge bei Teslin vom 26.8. und 15.9. angefügt. Drei Wochen können die Welt verändern, zumindest optisch! Und dann erleben wir noch ein kleines Highlight: Am Waldrand jagen sich zwei Luchse!

British Columbia 2. Teil: Watson Lake - Stewart - Prince George - Cache Creek - Kamloops - Vancouver 16.-28.9.15

Bären auf dem Stewart Cassiar Highway

In Alaska haben wir mehrmals an verschiedenen Orten nachgefragt, ob und wo es möglich wäre, die Bären beim Lachsfischen zu beobachten. Die Antworten waren vielfältig und reichten von „zu spät - noch nicht zu spät - hier nicht - vielleicht dort - etc. etc.“ Nun haben wir eine Broschüre über den Stewart Cassiar Highway, worin schwarz auf weiss steht, dass in Stewart die Lachse bis Mitte September zum Laichen den Fluss hoch wandern. Das wissen die Bären und sie sind rechtzeitig zur Stelle, um sich auf bequeme Weise die nötige Fettreserve für den Winter anzufressen. Es gibt eine Aussichtsplattform, von wo man dem Spektakel gefahrlos und gegen eine Gebühr zusehen kann. Heute ist der 17., also immer noch ein bisschen Mitte September.

Der Stewart Cassiar Highway, Nr. 37, ist ein besonderes Vergnügen. Zuerst allerdings kommen wir während ca. 40 km durch ein endloses Waldbrandgebiet. Beidseits der Strasse dehnen sich die Spuren des Feuerteufels bis zum Horizont aus. Aber am Boden spriesst neues Leben. Die Natur ist stark und hat viel Zeit, um sich zu regenerieren.

Noch vor dem Abzweiger nach Stewart begegnen uns in kurzen Abständen drei Schwarzbären. Es beginnt zu regnen und ist neblig, sodass wir auf der 50 km langen Bergstrecke nach Stewart einiges verpassen. Wir sehen zwar den Bär-Gletscher und zwei Wasserfälle, aber die hängenden Gletscher, aus denen sie sich ergiessen, sind im Nebel verborgen. Stewart erreichen wir bei strömendem Regen und finden beim Visitor Center geschlossene Türen vor. Die Saison ist vorbei. Einem Anschlag entnehmen wir, dass die „Lachsfresserei“ nur Juli-August stattfindet... Da es derart regnet, machen wir ziemlich frustriert rechtsumkehrt, doch schon bald hilft Bär Nr. 4, die Stimmung wieder zu heben. Und es dauert nicht lange, bis der fünfte Bär aufkreuzt! Heute ist wahrhaftig Tag der Bären! Zusammen mit den sieben, die wir vorher schon auf dieser Reise gesehen haben, macht das ein Dutzend. Haben wir uns jemals beklagt?

Lake District

Bei Kitwanga verlassen wir den Cassiar Highway und fahren südöstlich Richtung Prince George. Jetzt sind wir also im Lake District, obschon eigentlich ganz Kanada mit seinen unzähligen Seen in diese Kategorie gehört. Für Wassernachschub wird zuverlässig von oben gesorgt, die Fahrt dem Skeena-River entlang wäre auch schön, wenn es nicht regnete und keine Nebelfetzen an den Bergen klebten. Es gibt hier verschiedene Indianer-Reservate, auf einer Tafel wird man willkommen geheissen. Aber man sieht mehr Bären- als Menschenseelen. Schon sichten wir Bär Nr. 13, der etwas von der Strasse entfernt ist und sich deshalb nicht sofort in Deckung bringen muss. Das verschafft uns die seltene Gelegenheit für ein Foto, bevor auch er verschwindet.

Unsere Bemühungen, dem Regen in einem Museum von Prince George zu entfliehen, scheitern am Saisonende. Das Visitor Center hat heute zu, das Railway Museum, das uns sehr interessiert hätte, ist heute und morgen geschlossen. Im einzigen offenen Haus, dem Exploration Museum, haben wir in einer halben Stunde alles gesehen. Die Begeisterung hält sich in Grenzen. So schlagen wir den Cariboo Highway südwärts ein und folgen dem Fraser River bis Quesnel. Auffallend sind die rauchenden Holzverarbeitungsbetriebe.

Goldgräberdorf Barkerville

90 km östlich von Quesnel liegt Barkerville, entstanden während des Goldrausches in dieser Gegend um 1862, dem Cariboo Goldrush. Da es inzwischen ausgeregnet hat, machen wir uns auf die wunderschöne Fahrt hinauf auf 1300 m. Letzte Nebelschleier werden von der Sonne weggeleckt, die Herbstfarben leuchten. Auf den umliegenden Bergen liegt Neuschnee.

Das historische Dorf lebt, es wohnen und arbeiten Menschen aus jener Zeit hier - während der Touristensaison. Ein bisschen wie Ballenberg. Im Schulhaus lassen wir uns vom Lehrer gute Manieren beibringen. Zuerst rügt er zwei Männer, die ihre Mützen beim Betreten des Raumes nicht abgenommen haben. Dann holt er ein etwa 50 cm langes, dickes Stück Seil und erklärt, man dürfe weder Frau, noch Kind, noch Hund, noch Angestellte schlagen mit etwas Längerem als diesem Seil… Für diese Lektion hat er wohl schon den ganzen Sommer lang Lacher kassiert.

In der Goldfields Bakery essen wir eine rote Suppe in blauen Blechtellern, die zum Glück besser schmeckt, als sie aussieht. Auch eine Show mit vier singenden und tanzenden Frauen und Männern lassen wir uns nicht entgehen, obschon man sich diese ohne weiteres hätte entgehen lassen können.

Wir sind erstaunt, wie gross das Chinesenviertel von Barkerville ist. Viele Chinesen beteiligten sich am Cariboo-Goldrausch, die einen kamen direkt aus China, andere von kalifornischen Goldfeldern. Nach dem Abklingen des Goldrausches blieben die meisten in Kanada. Sie arbeiteten beim Bau der Canadian Pacific Railway oder auf Viehzuchtbetrieben. Aufgrund der diskriminierenden Gesetze jener Zeit waren ihre Einsatzgebiete stark eingeschränkt, aber sie durften Restaurants, Wäschereien und andere Geschäfte eröffnen.

Wüstenlandschaft um Cache Creek - Kamloops

Bis Cache Creek folgen wir weiter dem Cariboo Highway und somit dem Fraser River, der bei Vancouver in den Pazifik mündet. Die Gegend lebt hauptsächlich von Viehzucht und Holzindustrie, es kommen uns einige schwer beladene Lastwagen mit Holzstämmen entgegen. Interessanterweise fährt auch einer in unserer Richtung… Manchmal gibt es Dinge, die für Laien nicht so einfach erklärbar sind. Unterwegs, in Williams Lake, schalten wir wieder einen Museums-Halt ein. Auch hier ist der Goldrausch Thema, ebenso das Leben von Indianern, Farmern und Cowboys sowie das berühmte jährliche Williams Lake Stampede (Rodeo).

Vor Cache Creek fällt uns die veränderte Landschaft auf. Nachdem wir endlos durch kanadische Wälder gefahren sind, treffen wir hier braune Hügel mit etwas Tannenwald auf den Kuppen an. Es sieht richtig verkehrt aus: Unterhalb der Waldgrenze kahl, oberhalb bewaldet! Herbstfarben gibt es keine, Wiesen, Felder und Hänge sind vertrocknet, es sei denn, sie werden bewässert. Wir sind tatsächlich in einem trockenen Wüstengebiet gelandet. Entsprechend spannend ist die Weiterfahrt ostwärts Richtung Kamloops. Die Strasse geht auf und ab und bietet umwerfende Weitsichten über kahles Bergland bis hinunter zum Thompson River und dem Lake Kamloops. Vor Kamloops sehen wir auch viele kleine Salzseen.

Kamloops, eine Stadt mit 86‘000 Einwohnern, liegt am Zusammenfluss von North und South Thompson River. Die Besiedelung dehnt sich bis auf die Berghänge aus,

 von wo sich ein fantastischer Blick über die Stadt und die Flüsse bietet. Wir schlendern durch den Riverside Park und durch die Einkaufsmeile. Endlich mal wieder eine Stadt, in der man zu Fuss flanieren kann! Allerdings dürfte es etwas wärmer sein,die Sonne mag nicht so recht durch die Häuserreihen dringen. Und na ja, wer eine Winterthurer Marktgasse erwartet hat, wird enttäuscht (also zum Beispiel wir). In kurzer Zeit haben wir alles abgeklopft. Nun knüpfen wir uns noch das Indianermuseum vor in der Hoffnung, einiges über die Geschichte der Ureinwohner und ihre Lebensweise zu erfahren, über die Folgen des Einflusses der Weissen, der „Umerziehung“ durch Missionare etc. Diese Erwartungen werden nur zum Teil erfüllt, wie das auch schon in früher besuchten Museen der Fall war. Es geht hier hauptsächlich um die Erhaltung der Kultur und Sprache eines einzelnen Stammes. Heinz hat mir gegenüber wenigstens einen Karl-May-Vorsprung.

Die Weiterfahrt nach Hope ist wiederum spannend. Diesmal heisst die Strasse Coquihalla Highway, eine gut ausgebaute Autobahn durch eine alpine Bergstrecke mit schönsten Aussichten. Langsam macht die trockene Wüstengegend wieder satten Wäldern Platz, die vielen gelben Birken des Nordens werden durch Kanadas Nationalbaum, den Ahorn, ersetzt. Aber der ist immer noch grün. Schade!

Vancouver / Vancouver Island

Die Etappe bis Vancouver ist öde, verglichen mit dem, was wir in letzter Zeit erlebt haben. Keine Herbstfarben, ziemlich flach mit Ausnahme der Berge im Hintergrund und zunehmender Verkehr. Die Einfahrt in die Stadt geht durch ein mieses Quartier, Penner, Bettler und dergleichen säumen den Weg. Nach wochenlanger Reise auf einsamen Strassen durch herrliche herbstliche Hügellandschaften ist das Gewühl in Vancouver der reinste Schock für uns. Zu allem Überfluss regnet es mal wieder. Da die Prognose für die nächsten Tage aber positiv tönt und wir zudem keinen vernünftigen Parkplatz für unser Auto finden, entschliessen wir uns spontan, zuerst die Vancouver Insel zu besuchen. So baggern wir uns durch den Abendverkehr bis hinunter zum Fährterminal Tsawwassen, wo wir einen Platz für die Überfahrt um 18 Uhr erhalten. Die 1½-stündige Schifffahrt ist ruhig und interessant, sie führt zwischen mehreren Inseln durch. Leider wird’s schon langsam dunkel. Nach der Ankunft in der Swartz Bay ist finstere Nacht und es regnet in Strömen. Souverän steuert Heinz unser Mobil eine Dreiviertelstunde lang durch den dichten Verkehr Victorias bis zum „Walmart-Camping“.

Victoria ist eine schöne Stadt. Sie zählt 80‘000 Einwohner und ist die Hauptstadt von British Columbia. Bei immer noch trübem Wetter flanieren wir durch die Strassen der Innenstadt, erkunden Kanadas älteste Chinatown und den Inner Harbour, schiessen Fotos vom imposanten Parlamentsgebäude und folgen dem Uferweg bis zur Fishermans Wharf. Die bunten schwimmenden Häuschen, die als Verkaufsläden oder Verpflegungsstätten dienen, geben ein hübsches Bild ab. Ein paar bettelnde Seelöwen werden mit Fischen gefüttert. Die Möwen hätten auch gerne was davon, aber sie kommen meistens zu spät und geben ihrem Unmut lautstark Ausdruck. Für den Rückweg zum Auto nehmen wir eines der kleinen, gelben Wassertaxis.

Während wir weiter nordwärts ziehen, hellt der Himmel zusehends auf. Nach einer Übernachtung in Nanaimo machen wir uns die schöne Küstengegend zum Ziel. Wir fahren der Strait of Georgia nach hinauf bis Comox und geniessen die warme Sonne. Auf dem Hinweg herrscht Ebbe, die grosse sandige Fläche wird zum Spazieren und zum Austern sammeln genutzt. Am Abend kehren wir bei Flut nach Nanaimo zurück.

Am nächsten Morgen bringt uns die Fähre wieder aufs Festland, diesmal von Nanaimo zur Horseshoe Bay im Norden Vancouvers. Auf einem ideal gelegenen Campingplatz quartieren wir uns für zwei Nächte ein. Mehrere Busverbindungen führen von einer nahen Haltestelle in die Stadt, sodass eine Städtewanderung problemlos möglich ist. Vancouver hat 603‘000 Einwohner, die ganze Agglomeration über 2 Mio. Die Hochhäuser im Stadtzentrum sind beeindruckend, die alten Strassen im Quartier Gastown, die mit Dampf betriebene Strassenuhr, die Hafenregion, der Stanley Park… Vom 177 m hohen Harbour Tower aus haben wir einen gewaltigen Überblick. Weil das Wetter sonnig und die Luft rein ist, sieht man sogar den 3‘286 m hohen, schneebedeckten Vulkan Mt. Baker. Er liegt im US-Bundesstaat Washington und ist 137 km entfernt! Ebenso bemerkenswert ist der Blick aufs 1983 erbaute Stadion mit einer Kapazität von 55‘000 Plätzen. Anlässlich der Olympischen Spiele 2010 wurden dort die Eröffnungs- und Schluss-Szeremonien abgehalten.

Mit diesen fünf schönen Tagen in der Region Vancouver / Vancouver Island geht unsere gut zweimonatige Kanada-Alaskareise zu Ende. Vieles haben wir gesehen und erlebt, die grosse landschaftliche Vielfalt hat uns fasziniert. Und nun freuen wir uns auf die Fortsetzung in den USA.

eingestellt am 6.10.2015mb

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