Blau = Bahn-/Schiffsausflug Oslo-Bergen-Oslo 9.-10.5.19
Rot = Camperreise
10.7.-23.7.2019
SÜDSCHWEDEN Askersund - Karlsborg - Jöngköping - Växjö - Ystad - Malmö
DÄNEMARK Kopenhagen - Insel Mön - Rödby - Fähre Puttgarden
DEUTSCHLAND Auf dem direkten Weg nach Winterthur
Quer durch Schweden von Stockholm nach Malmö
Man kann es drehen und wenden wie man will, irgendwann geht auch die schönste Reise ihrem Ende entgegen. Vorerst aber warten noch ein paar schwedische Leckerbissen darauf, von uns entdeckt zu werden. Unser Reisebuch behandelt Südschweden nur am Rande, und da wir ohnehin schon vollgestopft sind mit Sehenswürdigkeiten und Eindrücken aller Art, wählen wir die Route einfach nach unserem Gutdünken und lassen uns überraschen.
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Vorbei an weiten Kornfeldern kommen wir zu einem Ferienort namens Askersund, das am Nordende eines Gewässers namens Vätternsee liegt und für die Nacht einen geeigneten Platz bietet. Am nächsten Tag fahren wir dem Westufer des langgezogenen Vätternsees nach südwärts. Für die Kaffeepause machen wir in Karlsborg Halt und hier erwartet uns tatsächlich eine Überraschung. Wir beobachten nämlich, wie die Strassenbrücke über einem Kanal hochgezogen wird, damit Segel- und andere Schiffe passieren können. Eine Tafel enthält die Information, dass es sich hier um den Göta Kanal handelt, der zum Schwedischen Bauwerk des Jahrtausends ernannt wurde und zu den bekanntesten und meistbesuchten Touristenattraktionen Schwedens zählt. Der 190 km lange Kanal wurde von 1810 bis 1832 gebaut. 87 km dieser Kanalstrecke wuden von insgesamt 58'000 schwedischen Soldaten von Hand gegraben (man stelle sich vor!). Während des ganzen 19. Jahrhunderts hatte der Kanal eine grosse Bedeutung als Transportstrecke für Waren und Passagiere. Der Göta Kanal erstreckt sich von Mem an der Ostsee bis Sjötorp am Vänernsee (westlich vom Vätternsee) und hat 58 Schleusen. Zusammen mit dem Trollhätte Kanal verbindet die Wasserstrasse Stockholm und Göteborg miteinander.
Wir sind fasziniert, schauen uns im hübschen Ort um und beschliessen kurzerhand, auf dem schön gelegenen Campingplatz zu nächtigen. Das tun wir jeweils dann, wenn mal wieder eine Wäsche fällig wird, so wie heute zum Beispiel. Allerdings gehört dieser Übernachtungsort für uns nicht zu den Attraktionen. Es ist Hochsaison, die ganzen 200 Stellplätze sind belegt, man steht Seite an Seite. Was viele Gäste mit Campingmöbeln und Minigrill auf kleinstem Raum zu geniessen scheinen, liegt für uns an der Grenze zum Horror. Dummerweise sind wir auch keine Baderatten, sodass wir selbst dem Strand am See nicht viel Positives abgewinnen können, ausser einem kleinen Spaziergang. Morgen werden wir wieder irgendwo ganz alleine übernachten!
In Jönköping am Südende des Vätternsees besuchen wir ein letztes Museum, das in unserem Reiseführer erwähnt wird: Das Tändsticksmuseet, zu Deutsch Streichholzmuseum. Im 19. Jh. wurden sie hier erfunden, die kleinen Hölzchen mit dem Schwefelkopf. Wie damals üblich arbeitete die ganze Familie in der Fabrik, auch die grösseren Kinder, die die gleiche Arbeit verrichteten wie die Erwachsenen, jedoch nur einen Drittel Lohn bekamen. Frauen mit kleineren Kindern leisteten ihren Anteil in Heimarbeit. Die giftigen Dämpfe machten die Arbeitenden krank. Zustände, die zu jener Zeit auch in vielen anderen Fabriken herrschten und die man lieber gar nicht so genau wissen will.
Weiter südlich kommen wir durch die Kornkammer Schwedens, die grossen Kornfelder sind beeindruckend. Ab und zu steht das Gut eines Grossgrundbesitzers mittendrin, das über eine endlose Allee erreicht werden kann, sofern man dazu befugt ist.
Für die Übernachtungen finden wir wieder wunderbare Heinz-Milly-Plätzchen. Die vielen Seen haben meist eine kleine Badi abseits von Strasse und übrigem Lärm, wo man ungestört parkieren und übernachten kann. Das wiederholt sich bis hinunter nach Ystad an der Südspitze Schwedens. Dort, in der schönen Altstadt von Ystad, verweilen wir gerne ein paar Stunden, bevor wir via Trelleborg nach Malmö fahren.
Streichholzmuseum Jönköping
Alte Streichholzfabrik
Erfinder des Zündhölzlis
Streichholzmaschine
Malmö - Öresund
Zuerst statten wir der charmanten Stadt Malmö einen Besuch ab, bis uns die Beine weh tun und wir uns in einer Eisdiele erholen müssen. Zwei Nächte verbringen wir in Malmö am Meer - diesmal nicht ganz allein, aber so leutescheu sind wir nun doch nicht. Dann machen wir uns bereit für die Überquerung des an dieser Stelle 16 km breiten Öresunds über die elegante Brücke nach Kopenhagen. In dem Moment beginnt es zu regnen, sodass wir das Spezialerlebnis noch etwas hinausschieben und zufällig ein ziemlich futuristisches Einkaufszentrum entdecken, wo wir uns bis zur Wetterbesserung bestens unterhalten.
Jetzt nehmen wir die imposante Öresundbrücke unter die Räder. Die Hochbrücke selber ist knapp 8 km lang. Es ist die mit 490 m Spannweite längste Schrägseilbrücke der Welt für Eisenbahn- und Strassenverkehr. Etwa in der Mitte macht eine Tafel auf den Landeswechsel zu Dänemark aufmerksam. Nun folgt eine 4 km lange ebenerdige Strecke auf einer künstlich angelegten Insel und zum Schluss versinkt alles im Meer in einem 4 km langen Unterwassertunnel.
Kopenhagen, 630'000 Einwohner
In der Hauptstadt Dänemarks haben wir wiederum einen schönen Stellplatz am Meer unweit der Metrostation, wo wir zwei Nächte bleiben. Am ersten Abend, 16. Juli 19, ist Vollmond, den wir vom Stellplatz aus wunderbar beobachten können. Aber was hat er denn links für einen Fleck? Erst Tage später kommt das Aha-Erlebnis: Es handelte sich um eine partielle Mondfinsternis, die um 23.30 Uhr ihr Maximum erreichte, wenn sich der Mond zu 2/3 in den Kernschatten der Erde schob. Ach, wenn man nicht so fernab jeglicher Informationen gewesen wäre, hätte man ja bis dann aufbleiben können... Immerhin hatten wir im letzten Sommer den Blutmond bis in alle Nacht hinein beobachtet, sodass wir dieser teilweise verpassten Teil-Mondfinsternis nicht nachtrauern müssen.
In Kopenhagen kommt bei uns ein bisschen Nostalgie auf. Vor 26 Jahren verbrachten wir mit der ganzen Familie die Sommerferien auf der Insel Mön, südlich von Kopenhagen. Einmal fuhren wir mit dem Zug in die Stadt, besichtigten alles Sehenswerte und landeten schliesslich im Vergnügungspark Tivoli, der zufälligerweise sein 150-jähriges Bestehen feierte. Das hatte einen gewaltigen Besucherandrang zur Folge, sodass wir beinahe den letzten Zug verpassten, weil es unseren drei "freilaufenden" Teenagern kaum noch gelang, sich durch die Menschenmassen zum Ausgang zu boxen. Das alles kommt uns wieder in den Sinn, während wir durch die Stadt und durchs grosse Tivoli-Areal schlendern.
Stellplatz in Kopenhagen
Partielle MondfinsternisMalmö
Malmö
Kopenhagen RathausMalmö
Insel Mön
Auf der Weiterreise liegt ein Abstecher auf die Insel Mön am Weg. Damals waren wir mit dem PW und 5 Velos auf dem Dach angereist. Es sollten Ferien sein, die allen Bedürfnissen gerecht werden, den Velofahrern und den Badenixen. So ganz ideal war der Sommer allerdings nicht, jedenfalls nicht für die Badefans. Es war ungewöhnlich kalt und am Badestrand wimmelte es von Quallen. Auch die Velofans hatten es nicht leicht, der Wind blies natürlich immer von vorne. Und dann die Mücken, die uns in Schwärmen belästigten und ein gemütliches Draussensein vor allem abends massiv störten. In bester Erinnerung hatten wir den Besuch der Kreidefelsen im Osten der Insel.
Nun also sind wir wieder da und fahren zuerst zu den Kreidefelsen. Aber oha, die Zeiten haben sich geändert! Der riesige Parkplatz überquillt, die Touristenmassen lösen in uns den sofortigen Fluchtreflex aus. Wir fliehen zu einem weiter entfernten, kleinen Parkplatz und wandern von dort zu den Felsen, die wir von oben sehen können.
Anschliessend geht's hinaus Richtung Ulvshale, wo wir damals ein winziges Ferienhäuschen gemietet hatten, dann weiter am Strand vorbei zur Nordwestspitze der Insel. Hier finden wir einmal mehr ein einsames Schlafplätzchen am Meer, das leider auch den Mücken gefällt. Sie tanzen wie wild um unser Wohnmobil herum und wir sind froh um den Wind, der sie wenigstens auf der windigen Seite fernhält. Die Temperatur ist diesmal wesentlich wärmer als in jenem Sommer, aber ein gemütliches Draussensitzen wird einem nach wie vor von den Plagegeistern vermiest.
Im Städtchen Stege lassen wir nochmals alte Erinnerungen aufleben, bevor wir wieder aufs Festland wechseln und südwärts bis Rödby fahren. Dann bringt uns die Fähre hinüber ins deutsche Puttgarden.
Heimreise
Jetzt haben wir nichts Sehenswertes mehr im Programm. Trotzdem nehmen wir die direkte Heimfahrt gemütlich, meiden streckenweise die Autobahn und kommen heil und ganz zu Hause an. Diese Skandinavienreise wird uns in allerbester Erinnerung bleiben. Wir haben so viel Schönes erlebt, Neues entdeckt, viel gelernt und uns einmal mehr in unserem gemütlichen Wohnmobil wohl gefühlt. Selbst das Wetter war übers Ganze gesehen besser als erwartet. Wenn auch ein paar wenige Strecken oder Ausflüge bei freundlicherem Wetter schöner gewesen wären, können wir uns keineswegs beklagen. Und nicht zuletzt ist uns die heftige Hitzewelle in der Schweiz erspart geblieben, wofür wir ganz gerne einen warmen Pullover übergezogen haben. Es reicht ja vollends, dass bei unserer Rückkehr wieder Temperaturen von über 30° herrschen.
Der Tacho zeigt, dass wir 11'300 unfall- und pannenfreie Kilometer hinter uns haben. Das ist nicht selbstverständlich, ebenso wenig wie die Tatsache, solche Reisen durchführen zu können. Wir sind uns dessen sehr bewusst und freuen uns gleichzeitig auf Fortsetzungen dieser Art.
Eingestellt am 30.7.19/mb