GRAND TOUR 11.7. - 7.8.2020

Reisen in diesem speziellen Jahr unterstehen mehr oder weniger freiwillig der "Krone", die Corona-Pandemie schwingt ihr Zepter rund um den Globus. Die einen trifft es hart, die anderen weniger. Glücklich also, wer zur zweiten Kategorie gehört, so wie wir. Die Beschränkung der Reisetätigkeit innerhalb unserer Landesgrenzen ist kein Verlust, sondern darf durchaus als Gewinn bezeichnet werden. Unser kleines Heimatland bietet eine aussergewöhnlich grosse Vielfalt an Sehenswürdigkeiten, die Touristen aus aller Welt begeistern und auch uns Eidgenossen, selbst wenn wir einen Teil davon bereits kennen, immer wieder zum Staunen bringen.

Also packen wir unser rollendes Ferienhaus und machen uns am 11. Juli auf die Strecke der "Grand Tour of Switzerland" (http://grandtour.myswitzerland.com)

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​​​​​​​Marthalen

Rheinfall

Stein am Rhein

Steckborn

Nachdem der Regen nachgelassen hat, brechen wir im Laufe des Morgens auf. Erster Halt ist im schmucken Weinländerdorf Marthalen mit seinen wunderschönen Riegelhäusern aus dem 17. und 18. Jh. Zu Recht steht das Ortsbild unter Denkmalschutz. Auch der Rheinfall kann sich nach den vergangenen Regenfällen sehen lassen und Stein am Rhein ist immer einen Besuch wert. 1972 erhielt das Städtchen für seinen gut erhaltenen Altstadtkern mit den bemalten Häuserfassaden und Fachwerkhäusern den allerersten Wakker-Preis.

Ein Rundgang durch Steckborn ist ebenfalls lohnenswert. Der Turmhof, einst Sitz der Äbte der Reichenau, ist das markante Wahrzeichen in der Silhouette von Steckborn. Das Museum im Turmhof zeigt die Kultur und Geschichte des Unterseegebietes. Die vielseitige Ausstellung umfasst u.a. urgeschichtliche Funde sowie bügerliches und bäuerliches Mobiliar aus dem 17.-19. Jh. Besondere Schwerpunkte bilden der Steckborner Ofenbau, das Klöppeln und das Zinngiessen.

Die Nacht verbringen wir auf dem Schulhausparkplatz direkt am See. Es ist angenehm ruhig und kühl. Am nächsten Morgen jedoch bevölkert sich der Platz mit Fahrzeugen von Sonntags-Tauchern, die geschäftig mit ihren schweren Ausrüstungen hantieren, sodass wir bald das Feld räumen.

Romanshorn

Arbon

St.Gallen

Teufen

Ein kurzer Halt in Romanshorn, dann knüpfen wir uns die schöne Altstadt von Arbon vor. Die Hitze macht uns zu schaffen und wird das auf dieser Reise noch oft tun. Trotzdem raffen wir uns für einen Besuch im Schlossmuseum auf. Schon die Pfahlbauer hatten sich hier niedergelassen und seit 2011 gehören zwei der Arboner Pfahlbaudörfer zum UNESCO-Weltkulturerbe "Prähistorische Pfahlbauten im Alpenraum“. Bereits vor 6000 Jahren wurde in dieser Gegend Flachs angebaut und mit einem aufwendigen Verfahren – raufen, rotten, brechen, hecheln, spinnen – zu feinsten Geflechten und Geweben verarbeitet. Diese kostbaren Pfahlbaustoffe belegen eine sehr alte Tradition der Textilverarbeitung in der heutigen Ostschweiz.

In St.Gallen ist das Klima nicht besser. Wir schlendern dem Schatten nach, bewundern die schönen Häuser der Altstadt und den Stiftsbezirk, der 1983 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde, und beschliessen, der Stadt bei anderer - sprich kühlerer - Gelegenheit mehr Zeit zu widmen. Also setzen wir uns wieder ins klimatisierte Auto und fahren in die hügelige Landschaft Ausserrhodens. Beim Zeughaus Teufen entdecken wir ein angenehmes Schlafplätzchen, ruhig und mit Blick zum Säntis.

Appenzell

Urnäsch

Schwägalp

Wildhaus

Appenzell ist mit rund 7000 Einwohnern politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des kleinsten Kantons der Schweiz. Charakteristisch sind die mit Malereien reich verzierten Häuser. Wir waren schon mehrmals hier, sodass wir den Besuch kurz halten und uns eher auf einen Kaffee im Schatten konzentrieren. Dann fahren wir nach Urnäsch, wo uns das Appenzeller Brauchtumsmuseum interessiert, das in einem 400 Jahre alten Haus mit niederen Räumen und schrägen Holzböden eingerichtet ist. Es bietet Einblick in die bäuerliche Kultur des Appenzellerlandes und das tief in der Bevölkerung verwurzelte und bis heute lebendige Brauchtum. Am meisten faszinieren uns die Silvesterchläuse, die Schönen und die Wüsten, die am 31.12. wie auch nach dem julianischen Kalender am 13.1. - dem "alten Silvester" - unterwegs sind. Die Schönen tragen kunstvolle Kopfbedeckungen mit Szenen aus dem bäuerlichen Leben, die in liebevoller Handarbeit angefertigt werden. Die Wüsten und Naturchläuse bestechen durch wild geschmückte Hüte, Hauben und Masken. Vom frühen Morgen an ziehen sie von Haus zu Haus und wünschen "es guets Neus".

Auf der Schwägalp ist weniger die Hitze das Thema, als der Nebel. Eine Gondelfahrt auf den Säntis würde sich deshalb nicht lohnen. Für die Nacht ziehen wir Richtung Toggenburg und quartieren uns in Wildhaus in der herrlich kühlen Bergluft ein.

Werdenberg

Vaduz

Schiers

​​​​​​​Flüelapass

Werdenberg im Kanton SG gehört zur Gemeinde Grabs und liegt westlich von Buchs. Dank seines historischen Stadtrechts ist Werdenberg mit rund 60 Einwohnern die kleinste Stadt der Schweiz. Seine mittelalterlichen Häuser sind sehr gut erhalten. 

Auf der Weiterreise schalten wir in Vaduz FL einen Halt ein. Doch es ist so heiss und drückend, dass wir erstens eine schattige Gartenwirtschaft aufsuchen und zweitens beschliessen, baldmöglichst weiterzufahren, um die Nacht auf dem kühlen Flüelapass zu verbringen.

Zuerst aber zweigen wir in Schiers im Prättigau ab Richtung Nordosten, um uns die Salginatobelbrücke anzusehen, die an der Verbindungsstrasse von Schiers nach Schuders liegt. Sie wurde 1929/30 erbaut, ist das einzige Weltmonument der Schweiz und in technischer Hinsicht eine der wichtigsten Stahlbetonbogenbrücken der Welt. Mit der Auszeichnung als "Internationales Wahrzeichen der Ingenieurkunst" steht das Bauwerk auf gleicher Stufe wie der Eiffelturm. Die Strasse bis hinauf zur Brücke stellt einige Anforderungen an den Chauffeur eines Wohnmobils. Sie ist sehr schmal und kurvenreich!

Nun hält uns nichts mehr davon ab, zu unserem Lieblingsplätzchen auf dem Flüelapass zu fahren, uns wunderbar abzukühlen und herrlich zu schlafen.

Zernez

St. Moritz

​​​​​​​Julierpass

Am Morgen zeigt das Thermometer gerade mal 5° an. Noch scheint die Sonne, aber nicht mehr lange. Ein junges Paar, das in der Nähe campiert hat, begibt sich völlig textilfrei in einen der Bergseen für die Morgentoilette. Obwohl das Wasser wärmer ist, als die Aussentemperatur, schätzen wir unser komfortables Badezimmer!

Nach einem Morgenspaziergang am Flüelasee brechen wir zu neuen Abenteuern auf. Das nächste Ziel heisst Zernez, wo wir dem Nationalparkmuseum einen ausgiebigen Besuch abstatten. Anschliessend steuern wir Richtung St. Moritz. Da wir das Dorf kennen, sparen wir uns die Suche nach einem Parkplatz und fahren direkt zum Segantinimuseum. Heute ist die Hitze kein Thema, es ist eher trüb und feucht. Zuerst ist Geduld gefragt, wegen der Corona-Schutzmassnahmen ist die Anzahl der Besucher begrenzt. Wir warten eine Dreiviertelstunde draussen bei leichtem Nieselregen, bis wir in das kleine Museum eintreten dürfen. Giovanni Segantini, der ursprünglich aus Italien stammte, verbrachte die letzten Jahre seines Lebens auf dem Engadiner Schafberg und im nahen Bergell. Seine Arbeiten aus dieser Zeit sind stark vom Alltag in dieser hochalpinen Landschaft inspiriert. Als er mit 42 Jahren unerwartet starb, trauerte die ganze Region um „ihren“ Künstler und errichtete ihm, nur neun Jahre nach seinem Tod, eine Art begehbares Denkmal, den markanten Museumsbau des Architekten Nicolaus Hartmann.

Nun wird's Zeit für die Fahrt zum Nachtquartier auf dem Julierpass. Es ist neblig, kalt und regnerisch, aber wir beklagen uns nicht und sind einfach froh, dass das Camperdach dicht häl

Alp Flix

Thusis

Andeer

​​​​​​​San Bernardino

Auf der Talfahrt Richtung Oberhalbstein hellt es etwas auf, aber wir werden heute nicht unter zu viel Sonneneinstrahlung zu leiden haben! Um 9 Uhr sind wir beim Parkplatz der Alp Flix. Obschon weder Wetter noch Sicht ideal sind, möchten wir eine Rundwanderung auf der Alp unternehmen, die uns aus früheren Zeiten in bester Erinnerung ist. Damals, als wir mit den Kindern die Sommerferien in Savognin verbrachten, gehörte die Alp Flix zu den Ausflugsfavoriten. Nun also schnüren wir wieder die Wanderschuhe und geniessen die rund zweistündige Tour.

Am Nachmittag geht die Reise weiter. Bei Tiefencastel zweigen wir ab Richtung Filisur, weil wir das imposante Landwasserviadukt an der Albulalinie mal aus der Nähe sehen möchten. Vom Dorf Filisur aus ist es eine halbe Stunde zu Fuss. Auf dem Weg begegnet uns eine Frau, die sagt, das Viadukt sei total eingerüstet, es lohne sich nicht... Also rechtsumkehrt. Nächstes Ziel ist die Viamalaschlucht. Dort tritt das ein, was wir befürchtet haben: Der kleine Parkplatz ist komplett überfüllt! Hingegen spricht nichts gegen einen Bummel durch das schöne Andeer.

Bleibt noch die Fahrt auf den San Bernardino, wo wir erneut eine kalte, trübe Nacht auf einem sonst so herrlichen Pass verbringen. Na ja, das kommt davon, wenn man sich ständig über die Hitze beschwert!

San Bernardino Dorf

Mesocco

Locarno

Bellinzona

Auf der Südseite des San Bernardino hellt der Himmel zusehends auf und es wird nicht lange dauern, bis wir wieder über die Hitze stöhnen! Zuerst aber besuchen wir das hübsche Passdorf San Bernardino. Wir sind hier noch nicht im Tessin, sondern im Bündner Südtal Valle Mesolcina, zu Deutsch im Misox.

Über viele Haarnadelkurven geht's anschliessend weiter talwärts. Schon bald schiebt sich die imposante Burgruine Mesocco ins Bild. Es ist eine der grössten Burganlagen der Schweiz und bildete vom Anfang des 13. Jh. bis 1526 das herrschaftliche Zentrum des Tals. Die Burg galt als uneinnehmbar und wurde nie erobert.

Schliesslich landen wir in Locarno und stellen fest, dass die 30°-Marke wieder geknackt wurde. Einmal mehr schleichen wir dem Schatten nach und genehmigen ein Glacé, das auch nicht viel zur Abkühlung beiträgt. Der Wohnmobil-Stellplatz in der Stadt ist lärmig und an der prallen Sonne. Also fahren wir noch nach Bellinzona, wo es am Ticino einen ziemlich ruhigen Platz gibt. Es weht sogar ein Lüftchen, sodass wir besser als erwartet schlafen können, auch wenn wir ausnahmsweise in den aufgeheizten Niederungen und nicht auf einer Passhöhe nächtigen.

Bellinzona

Tremola

​​​​​​​Gotthardpass

Den Besuch von Bellinzona beschränken wir aus klimatechnischen Gründen auf den Vormittag. Die Wehranlagen der Stadt zählen zu den bedeutendsten Zeugen der mittelalterlichen Befestigungsbaukunst im Alpenraum. Seit dem Jahr 2000 gehören sie zum UNESCO Weltkulturerbe. Wir steigen auf das Castelgrande, die älteste und mächtigste der Burgen, sind beeindruckt und geniessen die Sicht über Bellinzona. Zudem findet heute der bunte Samstagsmarkt statt.

Nun machen wir uns an die Eroberung des Gotthardpasses. Es ist ein alter Wunsch meines Chauffeurs, die kopfsteingepflasterte Tremola zu befahren, die sich in halsbrecherischen Serpentinen von Airolo auf die Passhöhe windet. Sie gilt als das längste Baudenkmal der Schweiz. Für den Wohnmobilfahrer bedeutet das Knochenarbeit und höchste Konzentration, für die Beifahrerin ein atemberaubendes Erlebnis. Danke Heinz!

Auf der Passhöhe sind wir nicht allein. Wegen der coronabedingten Reiseeinschränkungen sind viele Schweizer im eigenen Land unterwegs, eine grosse Anzahl mit ihren Wohnmobilen. Die Campingplätze sind landesweit überfüllt, andere Park- und Stellmöglichkeiten an beliebten Orten auch. Das strahlende Wochenende lockt viele Reiselustige hinaus, was wir durchaus nachvollziehen können. Trotzdem finden wir eine Parklücke und sind ganz zufrieden, dass wir wie gewünscht auf dem Pass übernachten können.

Zuerst aber möchten wir uns etwas umsehen. Wir hatten das Gotthardmuseum auf der Wunschliste, das leider wegen Corona geschlossen ist. Zudem sind Führungen durch die Festung bis im August ausgebucht. Immerhin ist es möglich, einen Einblick im kleinen Rahmen in die Unterwelt des völlig ausgehöhlten Berges zu erhalten. Die einst streng geheime Festung, die während des 2. Weltkrieges gebaut und während des kalten Krieges kontinuierlich ausgebaut wurde, war Teil des legendären Reduits. Im "Sasso San Gottardo" sind nebst Kriegsreliquien und -dokumenten auch Riesenkristalle aus dem Gotthardgebiet ausgestellt

Hospental

Furkapass

​​​​​​​Wanderung zum Rhonegletscher

Die Talfahrt auf der Nordseite des Gotthards nach Hospental ist ebenfalls spektakulär, wenn auch nicht vergleichbar mit der Tremola. Nach der Durchquerung des Urserentals kommt der nächste Pass an die Reihe, die Furka. Das Wetter strahlend wie gestern, das Gewusel auf der Passhöhe ebenfalls. Die schönen Stellplätze zuvorderst an der Aussichtsfront sind noch belegt, wir nehmen vorerst den verfügbaren Parkplatz, holen die Wanderschuhe hervor und fussen dem Rhonegletscher entgegen, schönste Aussicht und Alpenflora inklusive.

Am Abend wird sogar ein Fünfsterneplatz für die Nacht frei mit Blick Richtung Grimselpass und dem markanten Finsteraarhorn. Schweiz vom Feinsten!

Eisgrotte 

Gletsch

​​​​​​​Simplonpass

Nach einer gestrigen Falschinformation stellen wir erfreut fest, dass die Eisgrotte im Rhonegletscher seit Kurzem doch wieder offen ist - trotz Corona - wovon wir natürlich gerne profitieren. Der Gletscher wird mit weissen Tüchern abgedeckt, damit nicht die ganze Eisgrotte abschmilzt. Sie muss jedes Jahr neu herausgefräst werden. Dieses Jahr wurde das wegen der unsicheren Lage erst kürzlich vorgenommen und man hofft nun auf zahreiche Schweizer Kundschaft, da die Ausländer gezwungenermassen fernbleiben.

Im Zickzack geht's anschliessend hinunter nach Gletsch und dann ins Goms Richtung Brig. Damit sind wir wieder in der Bruthitze angekommen und haben nur einen Wunsch: Ab in die Höhe! Wir wissen auch schon wohin, bis auf den Simplonpass ist's von Brig aus gar nicht so weit. Und es lohnt sich! Herrliche Weitsichten, kühle Bergluft, was will man mehr!

Auf dem Abendspaziergang machen wir zuerst dem Simplon-Adler ein Besüchlein. Während der Aktivdienstzeit im 2. Weltkrieg wurde er zur Erinnerung an die "Wacht am Simplon" durch die Grenzbrigade II erstellt und 1944 eingeweiht. Auf dem Sockel steht folgende Inschrift: IN DER FREIHEIT DER BERGE STEHT ES, EIN WUCHTIGES MAL AUS HARTEM GRANIT, EIN GEDENKEN TREUER PFLICHTERFÜLLUNG, EIN DAUERNDES MAHNEN, WILLIG UND WACH ZU SEIN FÜR UNSERE FREIHEIT.

Auch beim alten Simplon Hospiz kommen wir vorbei. Durch ein Dekret von 1801 verordnete Napoleon Bonaparte, der ein Jahr zuvor mit seiner ganzen Armee den Pass vom Grossen St. Bernhard überschritten hatte, auf dem Simplonpass ein Hospiz zu errichten. Heute wird es von Prior François Lamon und drei weiteren Chorherren geführt. Es ist ein Haus der Begegnung und bietet bis zu 100 Gästen Platz. Die Chorherren halten in der Kirche täglich eine Messe. Das Haus ist auch Ausgangspunkt für Wanderungen und Skitouren im Simplongebiet.

Brig

Täsch

​​​​​​​Zermatt

Wunderbar abgekühlt fahren wir am nächsten Morgen nach Brig hinunter und besuchen den Stockalperpalast. "König des Simplons" wurde Kaspar Jodok von Stockalper (1609–91) auch genannt. Der Kaufmann, Bankier, Grossunternehmer, Militär und Politiker baute in Brig von 1651 bis 1671 den Stockalperpalast, den grössten privaten Bau des 17. Jh. in der Schweiz. Der Palast mit den drei Türmen mit vergoldeten Zwiebelhauben spiegelt den Reichtum Stockalpers, der heute umgerechnet weit über eine halbe Milliarde Franken betragen würde. Im Schlossmuseum wird das Leben Stockalpers gezeigt, der als Erster den Simplonpass für Salztransporte auf Saumtieren vom Mittelmeer her zu nutzen begann und zeitweise das Salz- und Transitmonopol in der Region innehatte. Gespannt folgen wir den Ausführungen der Frau, die die Schlossführung mit ihrem grossen Wissen und viel Humor sehr lebhaft und interessant gestaltet.

Der gemütliche Zmittag in einer Gartenbeiz in Brigs Altstadt wird durch plötzliche, ungemütliche Gewitterböen jäh beendet. Gerade rechtzeitig vor dem grossen Regenguss erreichen wir unser Wohnmobil. Durchs Mattertal aufwärts kommen wir nach Täsch, wo wir uns auf dem Stellplatz einer Taxiunternehmung einquartieren, bevor wir mit dem Shuttle-Zug ins autofreie Zermatt fahren. Es ist nicht unser erster Besuch, aber der Matterhornblick ist immer Glückssache, und heute haben wir während kurzer Zeit Glück. 

Raron

Leuk Stadt

​​​​​​​Champex-Lac

Nach diesem Abstecher ins Mattertal geht's wieder zurück bis Visp und dann durchs Rhonetal westwärts. Einen ersten Halt schalten wir in Raron ein. Im 16. Jh. wurde die Burgkirche St. Romanus auf dem Felskopf oberhalb von Raron gebaut. Fast 500 Jahre später eröffneten die Raroner die höhlenartige Felsenkirche St. Michael. Zusammen mit dem Grab von Dichter Rilke ist das Kirchen-Zweigespann das touristische Magnet der Walliser Gemeinde, und das möchten wir uns nicht entgehen lassen.

Ein weiteres Highlight erwartet uns im historischen Leuk-Stadt, mit knapp 4000 Einwohnern eher ein Städtchen. Bis jetzt kannten wir nur das berühmte Leukerbad, aber das alte Leuk ist ebenfalls einen Besuch wert und bietet zudem einen fantastischen Blick übers Rhonetal.

In Martigny zweigen wir ab nach Süden Richtung Orsières und hinauf nach Champex-Lac. Hier werden alte Wandererinnerungen wach und zudem ist es hier oben herrlich kühl. Wir nehmen uns eine "Auszeit" und bleiben zwei Tage. Am zweiten Tag fahren wir mit der Sesselbahn auf den Aussichtsberg la Breya, geniessen die Weitsicht und das süsse Nichtstun.

Martigny

Trientschlucht

Col du Marchairuz

Über eine schmale, kurvenreiche Strecke kehren wir nach Martigny zurück. Hier statten wir dem Barryland einen Besuch ab, wo die berühmten Bernhardiner Hospizhunde gezüchtet werden. Leider sind auch sie von den Corona-Massnahmen betroffen und dürfen nicht, wie sonst, miteinander in der Parkanlage herumtollen und sich von den Besuchern streicheln lassen. Jeder muss sich selber beschäftigen, was wohl vor allem der Natur der Jungtiere zuwiderläuft. Jedenfalls sehen sie irgendwie gelangweilt aus...

Der berühmteste Bernhardiner war zweifellos der Rüde Barry I. (1800-1814), der über vierzig Menschen das Leben gerettet haben soll und zum Urbild des Rettungshundes wurde. Das Hospiz auf dem Grossen St.Bernhard wurde bereits im 11. Jh. von Mönchen gegründet unter der Leitung von Erzdiakon Bernhard von Menthon, dem später heiliggesprochenen Bernhard von Mont-Joux. Jahrhundertelang galt das Hospiz als gastfreundlicher Zufluchtsort für Reisende und Pilger, die den Alpenübergang benutzten und manchmal auch in Not gerieten wegen Schnee, Lawinen und anderen Gefahren.

Eine weitere Attraktion am Weg ist die Trientschlucht. Der Walliser Fluss Trient entspringt oberhalb der Ortschaft Trient am gleichnamigen Gletscher im Gebiet des Mont Blanc, nahe der Grenze zu Frankreich. Bei Vernayaz, in der Nähe von Martigny, bildet der Fluss eine enge, tiefe und sehr eindrückliche Schlucht. Der vordere Schluchtteil kann über Brücken und den befestigten Steg begangen werden.

Nach diesem beeindruckenden Schluchterlebnis wird es langsam Zeit, ans Nachtlager zu denken. Die Genferseeregion kennen wir bereits, wir möchten uns lieber wieder in die Höhe und Einsamkeit zurückziehen. So entscheiden wir uns für den Col du Marchairuz im waadtländer Jura, nehmen ausnahmsweise die Autobahn, schnuppern auf einer Raststätte bei Lausanne Menschengewühl und Maskenpflicht und zweigen bei Aubonne ab in Richtung nordwest. Die Entscheidung ist goldrichtig, der Wunsch nach einer ruhigen Nacht in freier Natur wird auf dem Col du Marchairuz zu hundert Prozent erfüllt!

Vallée de Joux

Dent de Vaulion

Le Pont

Auf dem Weg zum Lac de Joux machen wir in Le Brassus Halt, schauen in die Kirche und winken einem vorbeifahrenden Wohnmobil zu - ähnlich unserem, aber doch irgendwie Marke Eigenbau. Auf dem Heck steht "Emma, die Langsame". Wäre auch für unser Fahrzeug passend!

In Le Sentier wird der Kaffeehalt fällig. Schliesslich ergattern wir mit etwas Glück eine der letzten freien Lücken auf dem Stellplatz von Le Pont. Als Erstes werden die Wanderschuhe geschnürt. Knapp 500 Höhenmeter weiter oben stehen wir auf dem Gipfel des Dent de Vaulion. Die Anstrengung wird mit Prachtsaussicht in alle Richtungen belohnt!

Grottes de Vallorbe

Romainmôtier

L'Auberson

Les Rasses

Der Fluss Orbe - Abfluss aus dem Vallée de Joux - schuf beim waadtländischen Ort Vallorbe ein faszinierendes Grottensystem, das wir heute besuchen. Der Rundgang führt dem unterirdischen Flusslauf entlang zu Stalaktiten, Stalagmiten, Säulen, Galerien, Tropfsteingebilden. Einst sollen hier Feen gehaust und junge Männer bezirzt haben!

Nächste Station ist das mittelalterliche Romainmôtier. Etwa zwischen 990 und 1030 wurde die Stiftskirche erbaut, die bis heute beinahe unverändert die Zeit überstanden hat. Sie gilt als eines der ältestens Gebäude der Schweiz im romanischen Stil.

Jetzt aber wird's Zeit für "leichte Unterhaltung" in Form von Musikautomaten. Zuerst versuchen wir es in Ste.Croix. Dort sagt man uns, die Führung sei schon ausgebucht, die Besucherzahl sei limitiert und man müsse sich registrieren. Man schickt uns ins benachbarte L'Auberson, wo das Coronavirus anscheinend weniger scharfe Massnahmen erfordert. Hier können wir uns einer laufenden Führung anschliessen, es ist ein Kommen und Gehen, die Personalien interessieren niemanden, nur Masken sind Pflicht. Es ist immer wieder spannend zuzuhören und -schauen, wie einst Musiker und ganze Orchester mechanisch ersetzt wurden!

Erfüllt mit Klängen jeglicher Art fahren wir ins Skigebiet Les Rasses. Die grossen, schön gelegenen Winterparkplätze stehen im Sommer den Wohnmobilen gratis zur Verfügung. Wir sind praktisch allein, haben Ruhe, Aussicht und herrlich kühle Luft im Überfluss.

Fleurier

Môtiers

Travers Asphaltmine

Vue des Alpes

Tête de Ran

Die beiden Dörfer Fleurier und Môtiers erinnern uns an unsere erste mehrtägige Wanderung im Jahr 1970 von Effingen zum Lac de Joux. Es war schon dunkel, als wir in Môtiers völlig durchnässt und erschöpft ankamen und uns im Hotel des Six Communes nach einem Zimmer erkundigten. Die Serviertochter musste beim Chef nachfragen, ob noch etwas frei sei, und wir hörten, wie er sagte "non, heureusement pas!" Auch einen weiteren Kommentar bekamen wir mit: "comme des sauvages!" Ja, wenn man im strömenden Regen über Juraweiden wandert, sieht man schon ein wenig wild aus... Wir wurden dann ins Hotel vis-à-vis verwiesen, wo wir netterweise ein Zimmer bekamen, trotz unseres verwilderten Zustandes.

Das im 6. Jh. von eingewanderten Mönchen aus dem Burgund gegründete Prieuré St-Pierre in Môtiers bildete fast ein Jahrtausend lang eines der bedeutendsten religiösen Zentren des Val-de-Travers. Gastfreundschaft und Geselligkeit kennzeichnen diese Stätte, deren Bedeutung als Ort der Weinherstellung von den Benediktinern eingeführt wurde. Hier stellt die Familie Mauler seit 1829 mit grossem Traditionsbewusstsein ihre Grands Vins Mousseux her.

Eigentlich wollten wir auch das Absinth-Museum besuchen, doch das ist heute Montag geschlossen. Hingegen steht die Asphaltmine von Travers den Besuchern offen. 1711 wurden bei La Presta im Val-de-Travers Asphaltvorkommen entdeckt, die bis 1812 nur spärlich und hauptsächlich im medizinischen Bereich genutzt wurden. Ab 1873 bis 1986 folgte dann der industrielle Abbau des Asphalts, der in die ganze Welt exportiert wurde. 100 km Stollen auf mehreren Etagen wurden in den Fels geschlagen. Heute ist 1 km davon öffentlich zugänglich. In Führungen wird hier gezeigt, wie die Sprengmeister damals arbeiteten, wie man einlaufendes Wasser aus den tief liegenden Stollen abpumpte und wie der Asphalt mit Pferden ans Tageslicht befördert wurde. Das letzte Grubenpferd ging 1975 in den Ruhestand, seine Arbeit übernahmen bis zur Stilllegung elektrische Lokomotiven. Wir sind beeindruckt - und abgesehen davon ist es im Stollen wunderbar kühl!

Letzter Programmpunkt ist die Vue des Alpes, die ihrem Namen vollumfänglich gerecht wird. Der Blick in die Alpen ist wirklich schön, hingegen hat es uns hier zu viel Betrieb für die Nacht, sodass wir uns lieber an ein romantisches, ruhiges Plätzchen am Fuss des Tête de Ran zurückziehen.

La Chaux-de-Fonds

Etang de la Gruère

​​​​​​​Epauviller

Nun ist La Chaux-de-Fonds an der Reihe. Neben Biel und Le Locle gehört La Chaux-de-Fonds zu den bekanntesten Uhrenstädten der Schweiz. Es liegt auf rund 1000 m ü. M. und ist damit eine der höchstgelegenen grösseren Städte Europas. Die Einwohnerzahl beträgt knapp 40'000.

Wir schlendern durch die Strassen, betrachten die Stadt vom Espacité-Turm aus und besuchen das Uhrenmuseum. Der Geschichte der Zeitmessung gewidmet, beherbergt das Musée International d'Horlogerie (MIH) mehr als 4500 Kollektionsstücke, davon 2700 Uhren und rund 700 Wanduhren. Der technische, künstlerische, soziale und wirtschaftliche Aspekt der Geschichte der Uhrmacherei wird hier auf lebendige Weise veranschaulicht.

Im Laufe des Nachmittags ziehen wir weiter durch die Freiberge und zweigen bei Saignelégier zum Etang de la Gruère ab, einem ursprünglich für eine Sägerei gestauten Moorsee. Nach einem schönen Spaziergang rund um den See fahren wir noch bis Epauviller kurz vor St-Ursanne, wo wir ein kleines Stellplätzchen für die Nacht in Beschlag nehmen.

St-Ursanne

Delémont

Laufen

​​​​​​​Passwang

Das malerische Städtchen St-Ursanne am Ufer des Doubs besteht hauptsächlich aus mittelalterlichen Häusern und der Stiftskirche. Wir waren schon mehrmals hier, aber ein Besuch lohnt sich immer wieder von neuem.

Das Gleiche gilt für Delémont. Heute ist der jurassische Hauptort festlich beflaggt. Extra wegen uns, oder doch vielleicht wegen des bevorstehenden Nationalfeiertags? Übrigens: Es ist sehr heiss!

Wir fahren noch bis Laufen BL. Auch hier festliche Beflaggung und Glacéklima. Zum Glück gibt's eine schattige Gartenwirtschaft! Die Hitze hält uns davon ab, weiter Richtung Basel zu reisen. Stattdessen drehen wir südöstlich bis zum Passwang. Hier lässt sich's nach einem romantischen Sonnenuntergang ruhig und friedlich übernachten.

Moutier

Mt-Soleil

​​​​​​​Mt-Crosin

Die Hitzeperiode ist hartnäckig! Wir halten unsere Besichtigungen auf Sparflamme, erledigen das Nötigste, bewegen uns wenn möglich im Schatten und sind am Mittag jederzeit gerne für einen Salatteller zu haben. 

Übernachten möchten wir wieder in der Höhe auf dem Mt-Soleil. Aber oha, hier sind Wohnmobilisten nicht erwünscht! Wegen der intensiven Viehhaltung ist alles eingezäunt, nur bei einer Wegkreuzung stehen ein paar schattenspendende Bäume frei herum. Es sieht nicht nach Privatgrund aus, sodass wir uns niederlassen und uns gemütlich in den Schatten setzen. Allerdings dauert die Freude nicht lange, wir werden wegkomplimentiert, weil auch die paar Quadratmeter nicht öffentlich sind. Immerhin finden wir auf dem benachbarten Mt-Crosin eine akzeptable und ungestörte Bleibe auf dem Besucherparkplatz der Windkraftanlage.

Da wir auf dieser Reise nie einen Campingplatz aufsuchen, kommen wir auch nicht in den Genuss einer Waschmaschine. In unserer "Campergarage" befindet sich aber ein rechteckiger Kunststoff-Behälter, der die Funktion einer Waschmaschine übernimmt, zumindest portionenweise. Rezept: Alle Zutaten einfüllen, Deckel drauf, abfahren... Am Abend Wäsche spülen und aufhängen. Fertig!

St.Imier

Murten

Bulle

​​​​​​​Rossinière

In St.Imier wäre es vorerst noch angenehm kühl, sodass wir uns hier etwas die Beine vertreten wollen. Aber heute ist Markttag, genau genommen geraten wir mitten in die Vorbereitungen dafür. Alles ist mit Lieferwagen verstopft, es herrscht eine Hektik und ein Durcheinander, das uns gründlich vertreibt.

Also wenden wir uns Murten zu, ein weiterer Ort, den wir wie viele andere auf dieser Tour bereits kennen aber gerne mal wieder besuchen. Dank seiner schönen Lage auf einer kleinen Anhöhe über dem See hat sich das 800-jährige Zähringer-Städtchen im Kanton Fribourg zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. Wenn nur die Hitze nicht wäre! Zum Glück gibt es auch hier luftige Terrassen mit saftigen Salattellern!

Theoretisch wollten wir auch in Bulle Halt machen, aber wegen den bereits mehrfach erwähnten "klimatischen Widrigkeiten" suchen wir bloss ein gekühltes Einkaufszentrum auf. Heutiges Endziel ist Rossinière im waadtländer Pays d'Enhaut (= Hochland = nicht so heiss!). Das kleine Dorf wird geprägt durch seine prächtigen Holzhäuser und ist sehr sehenswert!

Château d'Oex

Saanen

Stockhorn

​​​​​​​Jaunpass

Heute ist 1. August! Im Nobelort Château d'Oex schalten wir eine Kaffee-Gipfeli-Pause ein, d.h. Gipfeli hat's keine mehr, die müssen wir selber in der Bäckerei um die Ecke besorgen und dürfen sie dann in der Gartenwirtschaft zum Kaffee verzehren.

Vor Saanen treten wir in den Kanton Bern ein. Das hübsche obersimmentaler Dorf lädt zu einem ausgiebigen Bummel ein. Am Nachmittag jedoch haben wir Höheres im Sinn. Wir lassen uns von Erlenbach i.S. aufs 2190m hohe Stockhorn gondeln, obwohl die Sicht nicht optimal ist. Hier oben müssen wir tatsächlich in die Jacken schlüpfen! Die Aussicht übers Mittelland ist fantastisch, diejenige in die Berge eher verhalten, aber das, was man sieht, ist beeindruckend.

Nach dem Stockhornerlebnis inklusive Mittagessen peilen wir den Jaunpass an, den wir als Übernachtungsort gewählt haben in der Meinung, dort oben sei es kühl und ruhig, trotz 1. August. Da haben wir uns allerdings geirrt, der Nationalfeiertag findet sehr wohl auch auf dem Jaunpass statt. Der Campingplatz auf der Passhöhe ist zum Bersten voll und auf den zahlreichen übrigen Parkplätzen ist campieren verboten. Wir vermuten, dass der "Platzhirsch" keine Konkurrenz duldet. Da Rummel und Lärm sowieso nicht unser Ding ist, fahren wir auf der anderen Passseite hinunter bis zum Kappelboden kurz vor dem Dorf Jaun, wo wir problemlos einen ruhigen Platz finden.

Spiez

Interlaken

Harder

Thun

Gurnigelpass

In der Nacht hat's geregnet. Wir machen noch vor dem Frühstück rechtsumkehrt und fahren wieder auf den Jaunpass hinauf. Parkieren ist dort schliesslich erlaubt und frühstücken auch!

Unterdessen hellt der Himmel auf, sodass wir voller Tatendrang die Reise nach Spiez unter die Räder nehmen, dort gemütlich zum See spazieren und den schönen Morgen geniessen. Nächstes Ziel ist Interlaken, genau genommen die Drahtseilbahn auf den Harder. Seit über 100 Jahren befördert sie die Ausflügler 735 m durch den Wald hinauf, am Wildpark vorbei zum Harder Kulm auf 1322 müM. Die Witterungs- und Sichtverhältnisse sind ähnlich wie gestern auf dem Stockhorn, aber immerhin, etwas Jungfrau kommt doch kurz zum Vorschein.

Zum Schluss des Tages nehmen wir noch ein Auge voll Thun, bevor wir die Reise auf den Gurnigelpass in Angriff nehmen. Übernachtungsplätze gibt's viele dort oben. Es sind grosse Panzerparkplätze, die bei Nichtgebrauch durch die Armee den Reisenden zur Verfügung stehen. Hier müssen wir ausnahmsweise nicht schwitzen, im Gegenteil, sämtliche Aussicht wird von Regen und Nebel verhindert...

Bern

Burgdorf

Sumiswald

Die Nacht auf dem Gurnigelpass war nicht so ruhig, wie erwartet. Schuld war diesmal nicht der Mensch, sondern das liebe Vieh. Wieso müssen Kühe mit ihren Glocken um den Hals die ganze Nacht fressen?

Auf der Weiterfahrt Richtung Bern lichtet sich der Nebel allmählich, aber regnen tut's in Bern von neuem, sodass wir uns aufs Einkaufszentrum beim Wankdorfstadion beschränken - und auf dessen Coop-Restaurant.

In Burgdorf reicht die Zeit noch für einen kurzen Rundgang durch die 800-jährige, grösste und besterhaltene zähringische Schlossanlage der Schweiz. Dann ist Feierabend, im Schloss und bei uns. Für die Nacht fahren wir bis Griesbach vor Sumiswald.

Trubschachen

Trub

​​​​​​​Menznau

Besonders schön sind die bhäbigen Emmentaler Häuser mit ihren währschaften Dächern, die oft fast bis zum Boden reichen. Die Dörfer Trub und Trubschachen an der Grenze zwischen Emmental und Entlebuch verfügen über schöne Beispiele dafür.

In Trubschachen haben wir einen Besuch bei der Kambly-Fabrik im Programm. Es ist immer wieder interessant, Produktionsprozessen zuzuschauen. Zudem heisst's in der Werbung: "Über 100 Guetzlisorten können nach Herzenslust degustiert werden!" Das tönt doch schon mal gut und wir halten uns beim Frühstück entsprechend zurück. Aber: Aufgrund von Corona-Schutzmassnahmen wird auf jegliche Degustation verzichtet! Es ist klar, dass die Besucher nicht mit blossen Händen überall zugreifen dürfen, aber es gäbe da schon Möglichkeiten. Das Personal könnte die gewünschten Naschereien ja mit einer Greifzange abgeben oder man könnte dem Publikum abgepackte Säcklein überreichen. Kann es sein, dass die nun getroffenen "Schutzmassnahmen" der Firma entgegen kommen? Weiter heisst es: "In der Schauconfiserie können die Besucher täglich den Maîtres Confiseurs bei ihrer Arbeit über die Schultern schauen und die Geheimnisse der Feingebäck-Kunst entdecken". Auch das ist wegrationalisiert worden und nach ein paar Werbefilmen sind wir irgendwie "gesättigt".

Übernachtet wird heute in Menznau LU, zwischen Wolhusen und Willisau. Der grosse Kirchen- und Dorfparkplatz bietet sich geradezu an. Es gibt sogar eine Confiserie, wo wir gemütlich in den Zeitungen schnuppern, bis der Himmel aufhellt und zu einem Abendspaziergang lädt.

Willisau

Schloss Hallwyl

Eichberg Seengen

​​​​​​​Schloss Heidegg

Willisau bietet viele Fotosujets, und zudem ist der Himmel wieder blau, ohne dass die grosse Hitze zurückgekehrt ist. Noch nicht...

Sehr sehenswert ist das Schloss Hallwyl im Kanton AG. Es entstand im 11. Jh. und ist eines der bedeutendsten Wasserschlösser der Schweiz. Am Nachmittag sind wir bei Freunden auf dem Eichberg oberhalb Seengen zu Kaffee mit Aussicht eingeladen. Wir verbringen einen unterhaltsamen Nachmittag auf dem schönen Sitzplatz und runden das Treffen mit einem gemütlichen Spaziergang ab.

Ein paar Kilometer weiter nehmen wir beim Schloss Heidegg ein nettes Schlafplätzchen am Waldrand in Beschlag.

Meggen

Fähre Beckenried

Bürgenstock

​​​​​​​Isleten

Wir kennen sie zwar schon, aber die Piuskirche in Meggen ist immer wieder ein erstaunliches Erlebnis. Das Kirchengebäude zeichnet sich dadurch aus, dass es keine Fenster hat. Die Aussenwände zwischen den Stahlstützen bestehen aus 888 Platten aus griechischem Marmor mit einer Dicke von 28 mm, die transluzent sind und dadurch den Innenraum belichten. Der oberste Kranz aus Marmorplatten und die Marmor-Füllungen der Türen sind nur 20 mm dick und wirken somit - von innen her - heller. Von aussen wirkt das Gebäude fahlweiss bis bläulich, innen ist der Farbeindruck des Lichtes ockergelb bis leuchtend orange, wobei die jeweiligen Aussenlichtverhältnisse für das unterschiedliche Farbempfinden eine Rolle spielen.

Bei Küssnacht schalten wir einen Halt bei der Astrid-Kapelle ein. Sie ist eine Erinnerungsstätte an den Unfalltod der belgischen Königin Astrid am 29.8.1935.

Unterdessen ist die Sommerhitze zurückgekehrt. Zum ersten Mal fahren wir mit der Fähre über den Vierwaldstättersee von Gersau nach Beckenried. Die Wartezeit bis zur Abfahrt verbringen wir bei einem der Witterung angepassten Salatteller auf der Terrasse des Fähri-Hotels.

Nach der Überfahrt geht's von Ennetbürgen über eine enge, kurvenreiche Strasse auf die Honegg am Bürgenstock. Ein letztes Mal schnüren wir die Wanderschuhe und steigen trotz hochsommerlicher Temperaturen hinauf zum Känzeli und auf dem spektakulären Felsenweg bis zum Hammetschwandlift. Dieser höchste Aussenlift Europas bringt uns mühelos auf den höchsten Punkt des Bürgenstocks. Die Aussicht ist fantastisch! Der Abstieg ist wieder zu Fuss, über den Grat und via Känzeli zur Honegg zurück. Nun bleibt uns noch die Fahrt zum Übernachtungsplatz in Isleten.

Altdorf

Schwyz

Rothenthurm

Rapperswil

Winterthur

Zum Abschluss der Schweizerrundreise statten wir noch unserem Nationalhelden einen Besuch ab. Das "Türmli" mit dem Telldenkmal kann bestiegen werden, die Aussicht ist durchaus lohnenswert!

Nun sind wir am Ende unserer Grand-Tour angelangt. Ein kurzer Halt noch in Schwyz und Rothenthurm, ein gemütliches Mittagspicknick auf dem Raten, dann durchs Verkehrsgewühl von Rapperswil und ab nach Hause. Es war eine grossartige Reise und wir haben viele neue Facetten unseres schönen Landes kennengelernt!

Eingestellt am 6.11.2020/mb

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