I S L A N D   Sommer 2021

Wir hatten nicht damit gerechnet, in diesem Jahr ausser Landes reisen zu können, nachdem es die Coronapandemie als grosse Spielverderberin fertig gebracht hat, weltweit alle möglichen Vorhaben und Pläne zu vermiesen. Doch als unsere Freunde uns mitteilten, sie würden die im letzten Jahr abgesagte Camper-Reise nach Island in diesem Sommer durchführen, läuteten bei uns die Glocken. Island steht schon seit längerem auf unserer Wunschliste, nur hielten uns die grossen Besucherströme und natürlich Corona davon ab, den Wunsch zu erfüllen. Nun aber schien keines der beiden Argumente mehr zu greifen, wir sind geimpft und das Tourismusaufkommen dürfte sich in diesem Jahr noch in Grenzen halten.

Innert Kürze trafen wir einen Hauruck-Entscheid und überraschten uns selber mit so viel Spontaneität. Schliesslich gibt es dies und das vorzubereiten, wenn man für 10 Wochen verreist! Aber wie heisst es so schön? Das Können liegt im Wollen, und wollen tun wir auf jeden Fall! 

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15.-22. Juli

​​​​​​​Reise in den Norden

Deutschland - Dänemark bis Hirtshals / Fähre nach Island

Die Wetterlage zum Ferienstart ist deprimierend. Schwere Unwetter mit enormen Regenmengen haben weitherum Überschwemmungen und Verwüstungen angerichtet. Die Schweiz steht teilweise unter Wasser und aus den deutschen Bundesländern Nordrhein-Westfahlen und Rheinland-Pfalz sind furchtbare Bilder der Zerstörung zu sehen.

So erstaunt es nicht, dass wir die Reise bei strömendem Regen starten. In Süddeutschland sehen wir viele Gemüse- und Getreidefelder, die unter Wasser stehen, aber die Strassen auf unserer Route sind frei befahrbar. Je weiter nördlich wir kommen, desto trockener, sonniger und wärmer wird es. In Norddeutschland und Dänemark herrscht Sommerwetter und es müssen sogar Wiesen und Felder bewässert werden.

Im norddänischen Hirtshals können wir am Dienstag, 20. Juli nach geduldiger Wartezeit in den Bauch der riesigen Fähre Norröna fahren und für die zwei Nächte eine der rund 800 Kabinen beziehen. Zu unserer Freude liegt sie auf Deck 8 am Bug mit einem Fenster in Fahrtrichtung. Da sieht man hauptsächlich Wasser bis zum Horizont und im Norden ein paar Stunden lang die norwegische Küste im Dunst. Aufenthalte im Aussenbereich beschränken wir auf ein Minimum, der starke Nordwestwind, dem wir entgegenfahren, weht uns beinahe über Bord. Am Mittwochnachmittag lichtet sich der Nebel, sodass man die Färöerinseln aus dem Meer auftauchen sieht. Die Fähre legt an und nimmt nochmals eine grosse Menge Fahrzeuge und Menschen auf, darunter auch unsere Freunde Beatrice und Hans.

Gross ist die Freude, als uns am frühen Donnerstagmorgen die Insel Island bei strahlendem Sonnenschein empfängt. Der Fährhafen liegt auf der Ostseite in Seydisfjördur (die isländische Schreibweise ist nicht ganz korrekt und die Aussprache auch nicht, aber man tut, was man kann). Insofern haben wir bereits Glück, als das Wetter nur im Nordosten so freundlich ist, während es im Westen (Reykjavik) und Süden regnet.

I S L A N D

Der sehr dünn besiedelte Inselstaat am Polarkreis ist 2,5 mal so gross wie die Schweiz. Von den insgesamt rund 360'000 Einwohnern leben ca. 130'000 in der Hauptstadt Reykjavik. Die Zeitverschiebung beträgt -1 Std., während der europäischen Sommerzeit sind es -2 Std.

Es erwartet uns ein Land voller Gegensätze, Überraschungen und Geheimnisse: Eine archaische Vulkanlandschaft, grosse Gletscher, schönste Lavastrände, zahllose Wasserfälle sowie warme Hot Pots als besonderes Wellnessangebot, bzw. beste Therapie gegen die Kälte. Wir sind gespannt!

Grüne Linie = gefahrene Strecke bis 27.7.21

Im Osten

Nachdem wir in Egilsstadir (wir nennen es der Einfachheit halber Eglisau) die Kühlschränke aufgefüllt haben, ziehen wir zu viert nordwärts und statten in Bakkagerdi den Papageientauchern einen Besuch ab. Im Reiseführer steht, dass man sie fast anfassen kann, und das stimmt tatsächlich! Die Nacht verbringen wir allein auf weiter Flur, zusammen mit ein paar neugierigen Schafen.

Am zweiten Tag steht ein kleines Kraftwerk auf dem Programm und eine hübsche rote Kirche sowie eine kleine, wiederaufgebaute Kirche, bei der die Seitenwände aus Torf bestehen. Die Originalkirche stammte aus der Wikingerzeit zwischen 930 - 1260. Das Tagesziel ist Vopnafjördur am gleichnamigen Fjord.

Im Norden

Weiter geht es nordwärts. Die bunten Farben der eher kargen Landschaft und der Berge faszinieren. Vorbei an den berühmten isländischen Vierbeinern - den Schafen und Pferden - geht’s auf und ab mit immer wieder herrlichen Blicken über Flüsse, Seen und Meer. Die Route führt uns nach Raufarhöfn, einem kleinen Küstenort ganz im Norden. Von hier aus kann man den Polarkreis beinahe berühren. Auf dem Parkplatz der Arctic Henge beginnt es heftig zu regnen, sodass wir die Steingebilde vorerst nur kurz betrachten und uns dann ins trockene Häuschen verziehen. Der Abend sieht wesentlich freundlicher aus, die Abendsonne zaubert eine schöne Stimmung an den Himmel. Ein zweiter Besuch bei den Steinbögen lohnt sich nun doppelt. Sie nennen sich Polarsonnenkreis, weil von diesem Hügel aus eine 360° Sicht auf den Horizont möglich ist. Zudem spielen Zwerge und Feen bei dieser noch im Bau befindlichen Konstruktion eine Rolle, die wohl nur für Isländer nachvollziehbar ist.

Ein heftiger Wind rüttelte in der Nacht an unserer Behausung, es fühlte sich an wie auf dem Schiff. Gleichzeitig muss im Hochland ein Sandsturm gewütet haben, die Strasse, die wir demnächst befahren möchten, ist für unser Fahrzeug (noch) unpassierbar.

Heute besuchen wir den Jökülsargljufur-Nationalpark (wer sich den Namen nicht merken kann, sei entschuldigt!) Beeindruckend ist der 25 km lange und bis zu 120 m tiefe Canyon, der von mehreren Wasserfällen gespiesen wird. Der berühmteste ist der 100 m breite Dettifoss mit einer Fallhöhe von 44 Metern. Leider ist der Himmel bewölkt, die Sonne bringt es nicht fertig, die berühmten Regenbögen in die Sprühregenwolke zu malen.

Schliesslich kommen wir im schön gelegenen Fischerort Husavik an. Wir vier richten uns auf einem Parkplatz für die vorläufig letzte gemeinsame Nacht ein.

Strahlender Sonnenschein, gerade richtig für die Whale Watching Tour. Von 10 - 13 Uhr werden wir auf einem kleinen Holzschiff durch die Bucht von Husavik im Nordatlantik geschippert. Tatsächlich sichten wir ein paar springende Delphine und zwei Buckelwale, die uns hauptsächlich ihren Rücken zeigen. Ihr Paradestück, die Schwanzflosse, behalten sie konsequent unter Wasser.

Am Abend verabschieden wir uns von Beatrice und Hans. Unsere Wege trennen sich vorderhand, doch wir bleiben in Kontakt und werden uns bestimmt wieder irgendwo auf der spannenden Insel treffen.

Der nächste Morgen zeigt sich noch von der freundlichen Seite. Wir schlendern durch Husavik und besuchen das interessante Walmuseum. Auf der Weiterfahrt südwärts setzt heftiger Regen ein, der erst am folgenden Mittag langsam nachlässt. Vielleicht entspricht das eher dem isländischen Wetter und die vergangenen Strahletage waren nur ein freundliches Willkommensgeschenk??

Eingestellt am 28.7.21/mb

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