23.-25.3.18 LIGURIEN - TOSKANA: LAVENO - SESTRI LEVANTE - CARRARA
Lago Maggiore - Genua - Sestri Levante an der ligurischen Küste
Genau eine Woche vor dem Karfreitag nutzen wir die letzte Gelegenheit, ohne Stau Richtung Süden zu ziehen. Es ist noch kalt auf beiden Seiten des Gotthards, der Frühling lässt auf sich warten.
In Rivera, südlich von Bellinzona, suchen wir den TCS auf und mieten ein Telepassgerät, das uns bei den kommenden unzähligen Autobahn-Zahlstellen freie Fahrt gewähren wird. Für die erste Übernachtung finden wir in Laveno am Lago Maggiore zufällig einen ruhigen Parkplatz.
Via Alessandria nehmen wir Kurs Richtung Golf von Genua, wobei die letzten 40 km besonders beeindrucken. Ungeachtet der zerklüfteten Bergwelt verläuft die Autobahn beinahe flach und geradeaus durch Tunnels und über unzählige Brücken. Nördlich des Hafens von Genua überqueren wir eine besonders lange Brücke, nichts ahnend wird sie mit der Kamera festgehalten. Es ist die Ponte Morandi, die im August dieses Jahres einstürzen wird!
Nach den letzten Häusern Genuas wird die Reise lieblich. Wir verlassen die Autobahn und folgen der Route entlang der Steilküste der Riviera di Levante. Die kurvenreiche und teilweise enge Strasse verlangt vom Fahrer einiges Geschick, sie geht munter auf und ab und windet sich durch hübsche, farbenfrohe Ortschaften.
Die Nacht verbringen wir beim Schwimmbad in Sestri Levante, ein idealer Platz in Fussdistanz zum Städtchen. Was uns am nächsten Morgen erwartet, ist einerseits ein strahlender, kalter Sonntag - und andrerseits eine böse Überraschung. Der Wasserablauf von Küche und Bad ist verstopft, das heisst das Wasser, das aus dem Abschwaschbecken abgelassen wird, steigt im Badezimmerlavabo wieder hoch. Weil wir den Camper seit letztem Sommer nicht mehr in Betrieb genommen hatten, sind die Ablagerungen in den Leitungen eingetrocknet und durch den jetzigen Gebrauch wieder aufgequollen.
Auf dem Weg zur Besichtigung des Küstenstädtchens kommen wir an einer Drogerie vorbei, die heute Sonntag bis 13 Uhr geöffnet hat. Hier finden wir sogar einen Syphon-Entstopfer, der uns dann nach der Rückkehr gute Dienste leisten wird... sind wir überzeugt. Zuerst aber wollen wir uns unter die zahlreichen Menschen mischen, die den Sonntagmorgen in den Strassen und Cafés feiern und sich mit Freunden und Familie treffen. Auch wir geniessen einen feinen italienischen Kaffee mit Brioche, schlendern gemütlich durch die Gassen zum Hafen und schauen den Fischern zu, wie sie dem Meer ihr Sonntagsmahl entlocken.
Zurück im Camper kommt der Entstopfer zum Einsatz... aber es funktioniert nicht. Gestresst eilen wir wieder zur Drogerie und bekommen tatsächlich kurz vor Ladenschluss noch die nötige Chemie. Ha, jetzt klappt's und der Tag - um nicht zu sagen die Reise - ist gerettet!
Marmorsteinbrüche in Carrara
Nun steuern wir Richtung Carrara, wo der berühmte weisse Marmor abgebaut wird. Hinter der Stadt erheben sich die Apuanischen Alpen, aus deren Gestein seit Jahrhunderten riesige Marmorblöcke geschnitten werden. Braune Tafeln weisen den Weg auf schmaler, kurviger Strasse bergauf zu den "Caves", wie die Marmorbrüche genannt werden. Beim Cave Fantiscritti hat die für heute letzte Tour bereits begonnen, doch man lässt uns noch daran teilnehmen. Mit einem Kleinbus werden wir ins Innere des ausgehöhlten Berges gefahren und in einer imposanten, ca. 10 Meter hohen Halle ausgeladen. Gespannt lauschen wir den Ausführungen der englisch sprechenden Führerin und sind tief beeindruckt. An einer glatt polierten Wand ist auf 160 m2 Michelangelos "Erschaffung Adams" zu sehen. Ob sich der Künstler wohl gefreut oder geärgert hätte über diese Kopie seines Gemäldes, das er in mühseliger Arbeit auf die Decke der Sixtinischen Kapelle gemalt hatte?
Auf einem Parkplatz mitten in den Steinbrüchen dürfen wir übernachten. Der Lärm am nächsten Morgen stammt von Lastwagen, die gewaltige Marmorblöcke ins Tal transportieren. Für einmal finden wir Lastwagenlärm interessant und werfen uns sofort mit den Kameras in Position, sobald ein Brummi zu hören ist.
26.-29.3.18 TOSKANA: PISA - FLORENZ - SIENA
Pisa: Grosse Bauwerke, im Lot und schief
Nur einen Katzensprung entfernt liegt Pisa. Auf Anhieb finden wir einen Parkplatz in kurzer Distanz zum Campo dei Miracoli. Auf diesem "Wunderfeld" stehen der prächtige romanische Dom, das Baptisterium und - halt etwas schief in der Landschaft - der schiefe Turm. Zudem wäre da noch der Friedhof mit kostbaren Skulpturen und Fresken, doch der rückt aufgrund des enormen Besucherandrangs, der begrenzten Parkzeit und des Hungers nach hinten und wird schliesslich einem feinen Mittagessen in einem Gartenbeizli geopfert.
Der für die Nacht vorgesehene Stellplatz in Pisa liegt hinter einem historischen Aquädukt, dessen Bögen für unser Fahrzeug zu niedrig sind. Alle Versuche, den Platz von einer anderen Seite her zu erreichen, scheitern. So rollen wir gemütlich über Land ein Stück weiter und nisten uns auf einem netten Parkplätzchen in Calci ein.
Florenz: Architektur, Kunst und eisiger Wind
Die nächsten beiden Tage sind Florenz gewidmet. Unser Ferienhäuschen steht auf einem zweckmässigen Wohnmobil-Stellplatz in der Nähe einer Bushaltestelle, von wo das Stadtzentrum mühelos erreicht werden kann. Leider weht ein kalter Wind und die Hoffnung auf wärmere Temperaturen bleibt Wunschdenken.
Am frühen Morgen machen wir uns auf den Weg ins Zentrum. Wir möchten vor dem grossen Touristenstrom ankommen und unter anderem auf die Zinne der Domkuppel steigen. Allerdings sind die Kuppelbesteigungen bereits für die nächsten paar Tage ausgebucht. Während wir etwas ratlos überlegen, wie wir weiter vorgehen wollen, kommt ein Herr vom Tourismusbüro (oder so) auf uns zu und fragt, ob wir auf die Kuppel wollen. Er verfüge über Tickets, die auch Besichtigungen von anderen Gebäuden beinhalten. Ja klar wollen wir! Zuerst schickt er uns ins kunstvolle Baptisterium, bis er das nötige Touristen-Grüppchen beisammen hat. Dann führt er uns an der langen Warteschlange vorbei in den Dom. So geht das!
Die Aussicht von der Domkuppel muss hart verdient werden, 500 Stufen durch einen engen, fensterlosen Wendelgang. Dafür wird man oben reichlich belohnt! Anschliessend statten wir dem Dom-Museum einen Besuch ab und setzen dann die Entdeckung von Florenz auf eigene Faust fort.
Mittelalterliches Kleinod Siena
70 km südlich von Florenz liegt Siena. Der garstige Wind treibt auch hier sein Unwesen, die Winterjacken sind fester Bestandteil der Ausrüstung. Einzigartig ist der Hauptplatz Piazza del Campo, der als einer der schönsten weltweit gilt. Im Sommer findet hier das berühmte Palio statt, ein mörderisches Pferderennen zwischen den Reitern aus den Stadtvierteln Sienas.
30.3.-1.4.18 LATIUM - KAMPANIEN: LATINA - NEAPEL
Ostern in Neapel
Eigentlich wäre das nächste Ziel Rom, wo wir drei Tage bleiben wollten. Aber das Timing ist schlecht: Ausgerechnet über Ostern! Wir ersparen uns das Gewühl und die Aussicht auf keinen freien Stellplatz und lassen Rom links liegen. Vielleicht machen wir mal eine Städtereise dorthin - vielleicht auch nicht.
Die Witterung ist ausgesprochen unfreundlich, während wir auf der Autobahn südwärts der Küste entgegen steuern. Zum Glück sind wir nicht nur über Ostern in den Süden gezogen, das hätte sich wettermässig nicht gelohnt. Auf der Umfahrung von Rom bekommen wir eine Kostprobe vom Osterverkehr, die Entscheidung war auf jeden Fall richtig! Am leeren Strand bei Latina nächtigen wir auf einem bescheidenen Campingplatz. Es sind noch ein paar Familien hier, die mit ihren Wohnmobilen fröhliche Outdoor-Ostern feiern wollten und nun auch mit der trüben Wettersituation Vorlieb nehmen müssen.
Bis Neapel folgen wir weiter der Küstenstrasse am Tyrrhenischen Meer. Wir sind früh dran, denn es gibt in Neapel gerade mal einen (einen!) Camperparkplatz, wovon wir gerne für zwei Nächte ein paar wenige Quadratmeter beanspruchen würden. Wir haben Glück, dürfen uns in eine Parklücke stellen und zusehen, wie sich der Platz kontinuierlich bis zum Bersten füllt.
In der Nacht auf Ostersonntag regnet es laut und heftig und am Sonntagvormittag leeren sich noch die letzten schwarzen Wolken. Dann schliesst jemand die himmlischen Schleusen und die Schlechtwetterperiode verabschiedet sich ein für alle Mal, sodass wir auf dem weiteren Verlauf der Reise keinen Grund zum Meckern mehr haben werden.
Nun sehen wir uns also Neapel an, fahren um 8.45 Uhr mit dem Bus ins Stadtzentrum und kehren gegen 20 Uhr wieder zum Stellplatz zurück. Wir bummeln durch Strassen und Plätze, bestaunen Kirchen von aussen und innen, unternehmen eine Stadtrundfahrt in einem offenen Bus, erleben eine Osterprozession und vieles mehr. Die Stadt hat ihr ureigenes Flair und begeistert uns restlos. Wie heisst es doch so schön: Wer reist, baut Vorurteile ab. Das trifft hier ganz besonders zu!
2.-3.4.18 KAMPANIEN: POMPEI - PAESTUM
Pompei, die verschüttete Stadt
Die nächsten beiden Tage steht antikes Gemäuer auf dem Programm. Kurz nach Neapel treffen wir in Pompei ein. Die Stadt wurde etwa im 6. Jh. v.Chr. von Einheimischen, Etruskern und Griechen gegründet und 80 v.Chr. von den Römern kolonialisiert. Im Jahr 62 n.Chr. erschütterte ein starkes Erdbeben das gesamte Vesuvgebiet, 17 Jahre später wurde die Stadt unter einem Ascheregen und Lava begraben. Erste Ausgrabungen begannen im 18. Jh. und werden bis heute fortgesetzt. Das archäologisch relevante Gebiet von Pompei erstreckt sich über rund 66 ha, wovon bis jetzt 45 freigelegt worden sind.
Paestum: Gut erhaltene griechische Tempel
Gemäss Reiseführer sind die schönsten griechischen Tempel in Paestum zu bewundern, weshalb wir dorthin fahren und uns auf einem Wiesenparkplatz ganz alleine für die Nacht einrichten. Am folgenden Morgen zeigt der Blick aufs Aussenthermometer gerade mal 3°C an. Die südliche Sonne macht sich aber zügig ans Werk und spendet bald angenehme Wärme, sodass wir die warme Stube verlassen und uns die gut erhaltene Tempelanlage und das dazugehörige Museum vorknüpfen. Einen schönen Ort haben sich die alten Griechen vor über 2'500 Jahren ausgesucht! Anhand vieler Fundstücke, Skulpturen und Darstellungen kann man versuchen, sich ein Bild davon zu machen, wie es damals so zu und hergegangen sein muss.
4.-5.4.18 KAMPANIEN - KALABRIEN: VALLO DELLA LUCANIA - CIRELLA - FALERNA - VILLA SAN GIOVANNI
Auf nach Sizilien
Besonders schön ist die Fahrt durchs hügelige Vallo della Lucania und später auf der spektakulären Küstenstrasse am Golfo di Policastro. Auf dem Campingplatz am Strand bei Cirella sind wir die ersten und einzigen Gäste dieser Saison und werden entsprechend freundlich empfangen. Auch in der folgenden Nacht in Falerna profitieren wir von der Vorsaison. Die Parkplätze an den Stränden sind gross und leer, niemand interessiert sich für verfrühte Touristen, die es sich darauf bequem machen.
Bald schon erhaschen wir einen ersten Blick auf die gebirgige Insel Sizilien. Mit der Fähre lassen wir uns von Villa San Giovanni aus gemütlich über die Strasse von Messina schippern.
5.-15.4.18 SIZILIEN-RUNDREISE: OLIVERI - CEFALU - PALERMO - TRAPANI - AGRIGENTO - VITTORIA - AVOLA - SYRAKUS - ACIREALE - AETNA - TAORMINA - MESSINA
Oliveri - Cefalù
Für die erste Nacht haben wir die Koordinaten eines offiziell offenen aber tatsächlich geschlossenen Campingplatzes in Oliveri. Nach einigem weiteren Suchen finden wir einen ruhigen Parkplatz, auf dem man übernachten darf. Das Meer ist gleich hinter dem Haus und weit oben auf einem Felsen thront die Wallfahrtskirche Santuario di Tindari, berühmt wegen ihrer schwarzen Madonna.
Auf guten Strassen rollen wir mehr oder weniger der Küste entlang Richtung Palermo und geniessen die immer wieder schönen Ausblicke aufs Meer. Das erste Ziel heisst Cefalù, ein sehenswertes mittelalterliches Städtchen.
Palermo, pulsierende Hauptstadt Siziliens
In Palermo geraten wir rechtzeitig in den Freitagabendverkehr. Der gemäss unserem Stellplatzführer zentral gelegene
Campingplatz existiert nicht, wir müssen uns zu einer zweiten Adresse durchwühlen. Hier werden wir freundlich aufgenommen. Der Platz befindet sich bei einer Bushaltestelle, sodass einer unkomplizierten Stadtbesichtigung morgen nichts im Wege steht.
Gut ausgeschlafen fussen wir den ganzen Tag in Palermo herum. Es gibt einiges zu sehen und es ist sehr warm - aber wir würden es nicht wagen, uns darüber zu beschweren...
Via Trapani - Marsala zu den Tempeln von Agrigento
Am Abend hüpfen wir noch eine kleine Etappe weiter in die Nähe von Trapani, wo hinter dem Hotel Le Saline (in der Gegend wird Salz gewonnen) ein Camperparkplatz angeboten wird.
Nun folgen wir der Küstenstrasse in südöstlicher Richtung, vorbei am Weinbaugebiet und den Salinen von Marsala sowie grossen landwirtschaftlichen Anbaugebieten. Nach einer weiteren "Vorsaison-Nacht" am Lido von Porto Empedocle kommt nochmals griechische Vergangenheit an die Reihe. Wir besuchen das Valle dei Templi - das Tal der Tempel - bei Agrigento. Die antiken Sehenswürdigkeiten liegen malerisch zwischen Olivenhainen und Mandelbäumen eingebettet. Übrigens: Der Frühling hat Einzug gehalten... wurde auch langsam Zeit!
Vittoria - Avola - Syrakus
Mit müden Beinen und ziemlich verschwitzt ziehen wir anschliessend weiter bis Vittoria. Seit ein paar Tagen ist Heinz stark erkältet. Da die Reiseetappen kurz sind und bei Bedarf auch Zeit für ein Mittagsschläfchen vorhanden ist, hat er bis jetzt tapfer das Steuer gehalten. Nun fühlt er sich aber fiebrig und hat zudem eine Augenentzündung. Morgen werden wir eine Apotheke aufsuchen. Wir sind froh, dass wir in Vittoria nach dem Auftanken gleich hinter der Tankstelle übernachten dürfen. Der Platz ist gar nicht so übel.
Die Apothekerin diagnostiziert eine Grippe und gibt Heinz Medikamente und Augentropfen mit auf den Weg. Die hügelige Reise via Ragusa - Modico hinüber an die Ostküste Siziliens ist kurzweilig. Sie bietet schönste Aussichten übers Land mit seinen enormen Kulturflächen.
Hingegen verlangt die Anfahrt zum Campingplatz Avola viel Fingerspitzengefühl vom Fahrer. Das Strässchen ist extrem eng und kurvenreich und man wundert sich, wie längere Wohnmobile diesen Weg meistern. Am Ziel fühlen wir uns weit weniger willkommen als auf den bisherigen Plätzen, das zuständige Ehepaar fällt nicht durch Freundlichkeit auf (gelinde gesagt). Aber wir sind ja nicht wegen dieses Ehepaars hier, sondern wegen der Waschmaschine. Mangels Tumbler muss die Wäsche dann irgendwie aufgehängt werden und ist trotz eines nächtlichen Regengusses am nächsten Morgen trocken.
Bis zur Stadt Syrakus ist es nicht mehr weit. Da es Heinz bereits etwas besser geht, kann auch er den Gang durch die historische Altstadt auf der Insel Ortigia geniessen.
Geburtstag auf dem Aetna
Gegen Abend tuckern wir Richtung Catania, wo wir einen Campingplatz anpeilen, dessen Zufahrt wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Dafür klappt es an der nächsten Adresse im Camping La Timba in Acireale. Der Platz liegt hoch über den Klippen und die Anreise gehört wiederum in die Kategorie kriminell. Aber Heinz hat inzwischen Übung und wir freuen uns über die schöne Bleibe inmitten von Orangen- und Zitronenbäumen. Nebenan hat sich ein etwas kurioser deutscher Rentner installiert, der mit seinem VW-Bus herumreist, weil das besser sei als alleine zu Hause zu sitzen. Wo er recht hat, hat er recht! Er borgt uns seinen Sizilien-Reiseführer, damit wir den besten Weg zum Aetna studieren können. Die Toblerone, die er dafür bekommt, entlockt ihm sogar ein Lächeln.
Der folgende Tag ist der 12. April. Da hat jemand in unserer Familie Geburtstag und weil es der Zufall so will, passt der Besuch des Aetna genau ins Programm! Schon die Anfahrt ist etwas Besonderes. Zuerst geht's durch belebte Dörfer nach Nicolosi, dann über eine unerwartet gute Strasse durch ödes Lavagestein hinauf zum Rifugio Sapienza auf 1900m, der Talstation der Gondelbahn.
In luftiger Höhe wird man anschliessend bis auf 2500m gehievt, wo Geländefahrzeuge bereitstehen, um die Gäste nochmals 400m höher hinauf zu befördern. Von hier könnte man den brodelnden Hauptkrater auf 3323m zu Fuss erreichen, oder man gibt sich mit einem der Nebenkrater zufrieden, den man mit einem Führer umwandern kann... normalerweise. Wir wählen diese Variante, denn erstens herrscht hier noch Winter mit orkanartigem Wind und zweitens ist die Höhenluft dünn, besonders wenn man direkt von Meereshöhe kommt. Zusammen mit einer Gruppe Inder versuchen wir also diese Kraterwanderung, doch der starke Wind zwingt uns vorzeitig zur Umkehr, bevor wir in alle Himmelsrichtungen fortgeweht werden. Auf die Frage an den Guide, wann der nächste Vulkanausbruch erwartet werde, schaut er grinsend auf die Uhr. Sehr beruhigend! Zu guter Letzt können wir auf dem Parkplatz beim Refugio Sapienza übernachten, Aussicht inbegriffen.
Geheimtipp Taormina (mit Komplikationen)
Auf der Nordseite des Aetna kurven wir auf der serpentinenreichen Strasse durch die Lavawüste talwärts und freuen uns schon auf den Besuch des malerischen Städtchens Taormina, das etwas weiter nördlich hoch über der Küste liegt. Ganz so einfach ist das aber nicht. An der Küstenstrasse unterhalb von Taormina sehen wir zufällig eine Gondelbahn mit Parkplatz. Super, so kann man sich die erneute Bergfahrt sparen und das Städtchen von unten ergondeln. Dachten wir. Kaum sind wir auf dem Parkplatz, werden wir energisch fortgejagt, weil der Platz nur für PWs reserviert ist. Wir sollen hochfahren und den Parkplatz Porta Catania benutzen, werden wir angewiesen.
Gehorsam tun wir, wie uns geheissen, finden die erwähnte Parkmöglichkeit und staunen. Der Tarif für Wohnmobile ist 30 Euro für 4 Stunden - und wer weiss, ob 4 Stunden überhaupt reichen? Kurz entschlossen kehren wir um, fahren wieder zur Küstenstrasse hinunter und weiter nach Alcantara, wo wir uns auf dem Campingplatz für 10 Euro eine ganze Nacht lang aufhalten dürfen inklusive Frischwasser auffüllen und Brauchwasser leeren. Morgen wollen wir mit dem Bus nach Taormina fahren. Der Campingplatzverwalter, der deutsch spricht und die Schweiz kennt, würde uns auch hinauf chauffieren und wieder abholen. Mal sehen, wir melden uns morgen...
Am folgenden Tag wollen wir früh los und suchen um 8 Uhr den Mann vom Campingplatz, um uns nach Taormina bringen zu lassen. Er ist nicht da, alle Türen sind verschlossen, der Mann vom Erdboden verschluckt. Also machen wir uns zu Fuss auf zur Bushaltestelle, die wir nach einer Viertelstunde erreichen. Nur: Es hat keinen Fahrplan und wir haben keine Ahnung, ob und wann da mal ein Fernbus vorbeikommen würde. Wir fragen eine Frau, die auch keine Auskunft weiss, uns aber zum nahe gelegenen Bahnhof schickt. Dort hängt immerhin ein Fahrplan, dem wir entnehmen, dass der nächste Zug in zwei Stunden fährt. So trotten wir wieder zurück zur Bushaltestelle und erkundigen uns in der Kaffeebar vis-à-vis. Auch hier weiss niemand Bescheid, aber man kennt einen Freund, der Taxi fährt und in fünf Minuten da ist, wenn man ihn ruft.
Während der Taxifahrt fragen wir uns, ob diese ganze Übung nun billiger oder teurer sei, als die 4 Parkstunden. Sie ist etwas billiger, 20 Euro für die Taxifahrt und 3 Euro für die Rückreise mit dem Bus. Fazit: Satte 7 Euro gespart und eine Menge Umtriebe gehabt. Aber was soll's, man lernt ja auch immer dazu, und wenn's nur italienische Konversation oder sowas Ähnliches ist!
Von Taormina sind wir begeistert. Es liegt an fantastischer Aussichtslage, hat hübsche Gassen und Läden, alte Mauern, Überreste eines griechischen Theaters... und 4 Stunden hätten nicht gereicht!
Zurück aufs Festland
Nach dem Touristenrummel in Taormina schätzen wir das ruhige Schlafplätzchen bei Ali Terme. Die schöne Sizilien-Rundreise geht nun zu Ende. Am Fährhafen bei Messina hat unser Navi seine eigene Meinung, es lotst uns zur Lastwagenrampe, was ja gar nicht so falsch wäre. Trotzdem müssen wir umkehren und eine spätere Autobahnausfahrt nehmen.
16.4.18 KALABRIEN: CATANZARO - CROTONE - SCANZANO
Küstenstrasse am Ionischen Meer
Zurück auf dem Festland geht die Reise am Ionischen Meer entlang durch Kalabrien. Landschaft und Küste sind sehr schön, hingegen machen die Siedlungen einen verarmten Eindruck. Zahllose Bauruinen ziehen links und rechts an uns vorbei, vieles ist verkommen, ungepflegt, geschlossen.
In Crotone schalten wir einen längeren Mittagshalt ein, weil die alte griechische Hafenstadt sehenswert sein soll. Allerdings hält sich unsere Begeisterung in Grenzen, die Innenstadt empfinden wir eher als ungepflegt. Sie ist praktisch menschenleer, weil überhaupt nichts los ist. Den Hunger stillen wir im "Orfeo", einem netten Restaurant ohne Gäste und beschränktem Menüangebot. Man empfiehlt uns ein ortstypisches Spaghetti-Fleisch-Gericht, das so gar nicht unseren Geschmack trifft...
Für die Nacht lassen wir uns in Scanzano an der Grenze zu Apulien nieder.
17.-19.4.18 APULIEN: LECCE - OSTUNI - ALBEROBELLO - CASTELLANA - BISCEGLIE (ADRIA)
Lecce, eine der schönsten Städte Süditaliens
In grösseren Städten sind wir immer froh, wenn wir von vornherein wissen, wo wir unser rollendes Ferienhaus abstellen können. Im Stellplatzführer ist ein einziger Camperpark aufgeführt, der sich am Stadtrand befindet. Dort erfahren wir, dass die Anlage seit 10 Jahren nicht mehr betrieben wird (sollte man vielleicht mal aus dem Führer nehmen, oder?). Wir werden zurück in die Stadt geschickt, wo eine Übernachtungsmöglichkeit für Wohnmobile angeboten wird. Der Platz ist weder romantisch noch ruhig, doch er liegt in Fussdistanz zum Zentrum und dieser Vorteil übertrifft die Nachteile. Lecce ist auf jeden Fall einen Besuch wert!
Ostuni, die weisse Stadt
Die Strasse via Brindisi nach Ostuni wird beidseits kilometerlang flankiert von endlosen Olivenhainen und vielen Artischockenfeldern. Ostuni, eines der weiss gekalkten Städtchen mit orientalischem Flair, ist besonders reizvoll. Es liegt auf einem Hügel mit überwältigender Weitsicht.
Rund 1400 Trulli in Alberobello
Hauptattraktion Apuliens sind die Trulli, die kleinen Rundhäuser, die aus massivem Naturstein ohne Mörtel errichtet wurden. Die sehr dicken Wände und kleinen Fenster bieten einen guten Schutz gegen die Sommerhitze. Im Winter hingegen speichert ein Trullo für lange Zeit die Wärme, die durch einen offenen Kamin erzeugt wird. Die grösste Ansammlung dieser "Arme-Leute-Häuser" findet man in Alberobello, weshalb wir dorthin fahren und uns auf einem schönen Campingareal zwischen knorrigen Olivenbäumen häuslich niederlassen.
Tropfsteinhöhlen in Castellana
Am nächsten Morgen widmen wir uns nochmals den köstlichen Trulli sowie einem Waschsalon, um ein letztes Mal die Reisewäsche zu erledigen. Dann steuern wir auf einem schmalen Strässchen nach Castellana zu den schönsten Tropfsteinhöhlen Italiens (so der Reiseführer). Die unterirdische Wunderwelt ist fantastisch, aber leider darf man nur im ersten Raum fotografieren.
Gegen Abend fahren wir Richtung Adria, versuchen das Gewusel in Bari zu umgehen und landen schliesslich bei den Fischern von Biscéglie. Hier verbringen wir eine ungestörte, friedliche Nacht.
20.-22.5.18 ABRUZZEN - UMBRIEN: FOSSACESIA - L'AQUILA - TERNI - PASSO DI VIAMAGGIO
An der Adria nordwestwärts
Ganz nach dem Motto "Die Reise ist das Ziel" fahren wir genüsslich mehr oder weniger der Adria entlang, vorbei an endlosen Kulturen, Reben, Oliven, gelb blühenden Strassenrändern, leuchtend roten Mohnfeldern. Die Suche nach einem Übernachtungsort gestaltet sich vorerst eher schwierig, aber dann landen wir in Fossacésia auf einem Vor-Saison-Campingplatz aus dem Bilderbuch.
Durch die Berge nach L'Aquila, der Erdbebenstadt
Nach Ebene und Küste entscheiden wir uns spontan für einen Abstecher in die Bergwelt der Abruzzen. Speziell eindrücklich ist der Besuch von L'Aquila, der Hauptstadt der Abruzzen. Vor neun Jahren zerstörte ein verheerendes Erdbeben grosse Teile der Stadt. Wenn auch vieles wieder aufgebaut worden ist, so präsentiert sich die Stadt noch immer als eine einzige Baustelle. Es war und ist eine fast unlösbare Aufgabe, einem solchen Chaos Herr zu werden. Überall in den Strassen und Gassen werden Fassaden abgestützt, sind Passagen gesperrt und Bauarbeiten im Gang. Es scheint, als ob alle Kräne Italiens hier im Einsatz wären! Nichtsdestotrotz findet auf dem Domplatz bei 28°C ein Schokoladenfest statt! Bei aller Liebe zur Schokolade ziehen wir dennoch einen Eisbecher vor.
Wasserfall in Terni - romantische Nacht auf dem Pass
Die Abendfahrt nach Terni bietet nochmals pures Reisevergnügen und die Übernachtung auf dem Parkplatz beim Wasserfall ist erholsam. Ausgeruht machen wir uns am nächsten Morgen auf die Besichtigung des 165m hohen, dreiteiligen Wasserfalls Cascata delle Marmore, der sogar uns verwöhnte Schweizer beeindruckt. Es gibt verschiedene Aussichtspunkte, die zu Fuss erreicht werden können. Wir wählen natürlich den obersten, obwohl der Weg dorthin als "schwierig" bezeichnet wird, weil er einen ganzen Kilometer lang ist mit einer Steigung von 150 Höhenmetern. Uiuiui! Wir sind mutig und wagen diese "Gewaltswanderung", die sich erwartungsgemäss lohnt.
Nach gebührendem Bestaunen der Wassermassen rollen wir weiter nach Perugia - Sansepolcro. Dort zweigen wir auf eine kurven- und aussichtsreiche Passstrasse ab Richtung Rimini. Auf der Passhöhe, dem Passo di Viamaggio, fahren wir noch etwas ins Abseits zur Alpe della Luna und nächtigen auf 1014m, fernab sämtlicher Lärmquellen.
23.-24.4.18 EMILIA ROMAGNA - LOMBARDEI: RIMINI - PARMA - MAILAND - LAVENO
Heimreise - bis Laveno
Bis vor Rimini ist die Fahrt durch die Hügellandschaft ein Genuss. Dann reihen wir uns in den Autobahnverkehr Richtung Bologna - Mailand ein. Ein überraschend angenehmer Stellplatz bietet uns in Parma eine ruhige Nacht.
Obschon wir auf der Heimreise sind, haben wir keine Eile. Wir wollen nochmals in Laveno am Lago Maggiore übernachten und dann dem TCS in Rivera das Telepassgerät zurückbringen. Die Umfahrung von Mailand geht besser als befürchtet. In Varese zweigen wir auf die Lokalstrasse ab und sind im Laufe des Nachmittags auf "unserem" Parkplatz in Laveno. Wie hat sich doch das Dorf in diesen fünf Wochen verändert! Von menschenleeren Strassen im kahlen, kalten Vorfrühling zu einem sommerlichen, blühenden Touristenort. Wir geniessen den lauen Abend und haben für morgen etwas Besonderes zum Ferienabschluss vor.
25.-26.4.18 HEIMREISE: LAVENO - AIROLO - WINTERTHUR
Laveno von seiner schönsten Seite - und dann heimwärts
Am 25. April ist Feiertag in Italien, Tag der Befreiung. Man gedenkt der Befreiung Italiens vom Faschismus und der Besetzung durch die Nazis sowie der Opfer des Zweiten Weltkriegs. Oder man macht sich einen schönen Tag in Laveno und fährt mit der kuriosen Gondelbahn auf den 1062m hohen Sasso del Ferro, bewundert die Aussicht und lässt sich kulinarisch verwöhnen. So wie wir zum Beispiel. Unser Stalldrang hält sich sehr in Grenzen, es reicht, wenn wir morgen nach Hause kommen.
Erfüllt von diesem schönen Laveno-Erlebnis fahren wir genüsslich entlang des Lago Maggiore, kommen an hübschen Dörfern und am Markt in Luino vorbei. Schliesslich treten wir wieder in die Schweiz ein, ohne dass sich jemand dafür interessiert, bringen das Telepassgerät zurück und fahren noch bis Airolo. Am liebsten würden wir auf dem Gotthardpass übernachten, aber der ist noch nicht offen.
Der Stellplatz bei der Pesciümbahn in Airolo fühlt sich königlich an, was die Aussicht anbelangt. Eher garstig hingegen fühlt sich der kräftige, kalte Wind an, der uns am folgenden Morgen aus dem Schlaf rüttelt, nachdem wir quasi aus den Sommerferien kommen. Von hier ist die Heimreise bekanntlich nicht mehr weit, vorausgesetzt, man hört nicht aufs Navi, das im Gotthardtunnel die Orientierung verliert und wiederholt fordert: "Wenn möglich bitte wenden!"
Glücklich und unversehrt kommen wir in Winterthur an. Es war eine wunderschöne, interessante und spannende Reise, wir nehmen einen Kratten voller schöner Erinnerungen und Erlebnisse mit nach Hause. Das Reisen mit unserem geliebten Wohnmobil hat uns viel Spass gemacht und wir freuen uns schon auf die nächste Tour - irgendwann - irgendwohin.
Eingestellt am 20.8.18/mb